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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Blitz jagte er durch die nächtlichen Straßen und folgte der Fährte des Vampirs.

6
    E
inst hatte ihr Schlaf einer tiefen Ohnmacht geähnelt, aus der Berenike schlagartig zu sich gekommen war. Sämtliche Sinneseindrücke waren gleichzeitig auf sie eingestürmt und hatten sie schier überrollt. Neuerdings stieg ihr Bewusstsein mit der Gemächlichkeit einer Seifenblase an die Oberfläche. In diesem Schwebezustand zwischen Wachen und Träumen rückten Stück um Stück die Eindrücke der Außenwelt auf sie zu. Die Geräusche einer großen Stadt. Licht hinter ihren geschlossenen Lidern. Weiche Kissen. Die Kühle eines ungeheizten Zimmers. Eine warme Mauer, an die sie sich drückte. Der herbe Geruch von Farn. Farn?
    Abrupt riss sie die Augen auf. Die Mauer war Juvenal, und sie schmiegte sich keineswegs an ihn, sondern wurde festgehalten. Ihre Arme waren an den Seiten fixiert. Tausendfach verdammt! War das zu fassen? Er war zu einer menschlichen Fessel geworden. Eine Sterbliche wäre in seiner Umklammerung dem Erstickungstod nah gewesen. Direkt vor ihr befand sich seine Halskuhle. Sie stierte auf die glatte Haut. An dieser Stelle wirkte sie seltsam zart. Sie sah das Flattern seines Pulses. Ein viel zu schneller Herzschlag für einen schlafenden Mann. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte auf die eckige, unrasierte Kontur seines Kinns. Jede einzelne Bartstoppel konnte sie erkennen. Darüber eine prägnante, furchtbar verkniffene Nase. Noch weiter oben seine Augen. Über ihren Kopf hinweg starrte er ins Leere. Juvenal war wach. Ob er auch bei Sinnen war, konnte sie schwer beurteilen. Sie lag in den Armen des Feindes, und dieser litt offensichtlich unter einer schwerwiegenden Absenz. Sie musste höllisch aufpassen.
    „Juvenal, würdest du mich loslassen … bitte.“
    Anstatt seine Umarmung zu lockern, spannte er die Arme an. Sein Brustkorb hob sich schwer. Sie biss sich auf die Zunge. Endlich kam eine Antwort.
    „Einen Moment noch.“
    Sie schloss kurz die Augen. Das konnte nur heißen, dass er seit etlichen Momenten darum rang, von ihr abzulassen. Werwölfe gaben ihre Beute ungern wieder frei. Diesem Instinkt musste sogar er sich beugen. Je geringer ihre Gegenwehr, desto schneller konnte sie die Situation entschärfen. Sie musste Ruhe bewahren. Es fiel erstaunlich leicht, sich in Geduld zu üben und stillzuhalten. Trotz der spanischen Flüche, die er durch die Zähne presste, verspürte sie keine Furcht, sondern eher Belustigung über sein Verhalten. Mit der viel gerühmten Disziplin des Oberhaupts der Garou war es nicht weit her.
    „Beruhige dich, Juvenal“, kam sie ihm zu Hilfe. „Du solltest langsam und gleichmäßig atmen. Richte deine Gedanken auf etwas Schönes. Ich denke stets an eine Blumenwiese. Die Stängel wiegen sich im Wind hin und her. Hin. Und. Her. Hin …“
    „Berenike, halt einfach den Mund, ja?“, knurrte er leise.
    Es war einen Versuch wert. Wenn sie an sich wiegende Blumen dachte, verspürte sie stets ein tiefes Wohlbehagen. Sie führte sich eine bunte Wiese vor Augen, bis es seine Ordnung hatte, Brust an Brust mit einem Werwolf auf einem Bett zu liegen. Obwohl es eine gewisse Irritation gab. Er drückte sich an ihren Unterleib. Hart und so heiß, als könnte er sich durch den Saum ihres Morgenmantels brennen. Wenn das nicht die vertrackteste und gleichzeitig sinnlichste Erfahrung ihres Daseins war. Sie war noch nie von einem Fremden so eng umfasst worden. Höchstens von Selene, doch das lag einige Jahre zurück. Ohnehin war es vollkommen anders als die Umarmung einer Mutter. Sein Atem wurde tiefer. Mit jedem Heben seines Brustkorbs streifte er ihre Brustspitzen. Sie begannen zu prickeln. Angenehm. Sie unterdrückte ein Seufzen.
    Obwohl sie vollkommen still lag, glitt seine Hand nach unten und spreizte sich über ihrem Hintern. Ihre Gedanken gerieten ins Trudeln. Ein köstlicher Kitzel überzog ihre Haut, wanderte hinab zu den Zehen, herauf zu ihrer Kopfhaut. Wie immer es geschehen war, sie saßen gemeinsam in einer delikaten Falle fest.
    „Es geht vorüber. Ich habe es unter Kontrolle“, raunte er mit belegter Stimme.
    Wieder musterte sie sein Kinn. Wenn er unter Kontrolle verstand, ihren Hintern zu kneten, war sie gespannt, was als Nächstes geschah. Ihre Unruhe hielt sich in Grenzen. Juvenal hatte bereits einmal bewiesen, dass er seine Wolfsinstinkte bändigen konnte und vor Gewaltakten zurückschreckte. Er würde auch diesmal von ihr ablassen. Davon war sie so lange überzeugt, bis

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