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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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sicher, dass sein Sohn der Asrai begegnet und von ihr ermordet worden war. Sie musste für ihre Mordtat büßen, aber sie war eine schier unbezwingbare Gegnerin. Wie sollte er eine Kreatur zur Rechenschaft ziehen, die in Tropfen zerfiel und daraus neu erstand?Unweigerlich würde es auf eine weitere Niederlage hinauslaufen. Natürlich, Magie wäre eine Waffe. Womit seine Gedanken zu Ruben schweiften.
    Er warf sich unruhig auf die Seite. Wie sollte er Ruben zur Vernunft bringen? Er wusste ja nicht einmal, wo er sich herumtrieb. Mit einer Hexe, die seinem freiheitsliebenden Sohn den Kopf verdreht und ihn durch Magie in Ketten gelegt hatte. Kalt war das Herz einer Hexe und messerscharf ihr Verstand, so hieß es. Er erinnerte sich einer Aussage seines Großvaters: Eher brennt ein Heiliger als eine wahre Hexe. Ein solches Weib konnte keine Liebe entfachen. Ruben musste ihr hörig sein, und Gott allein wusste, wohin das führte.
    Juvenal rollte sich auf die andere Seite. Da bejammerte er das Schicksal seiner Söhne, fällte Urteile und war selbst zum Sklaven seiner Natur geworden. Er hatte sich mit einer Lamia im Bett gewälzt – und es über alle Maßen genossen. Ein der Wollust verschriebener Wüstling hätte kaum wilder herumtoben können. Es hatte sich verselbstständigt. Seine Schuld. Er war betört gewesen von ihrem Duft und der seidigen Glätte ihrer Haut. Sacht berührte er seinen Oberarm. Die kleinen Bisswunden ihrer Fänge waren verheilt, doch die Mixtur aus Unglauben, Wut und blanker Lust, die ihn bei ihrem Biss geflutet hatte, war ihm noch in Erinnerung. Es hatte ihn in Raserei versetzt und zu einem sagenhaften Höhepunkt geführt. Er warf sich auf den Bauch und presste die Augen zu.
    Das wirklich Schlimme war nicht sein Sinnesrausch. Solche Eindrücke verblassten nach kurzer Zeit. Das Schlimme war, dass Berenike ihn in einen Abgrund gestoßen hatte. Sie hatte ihm mehr gegeben als Befriedigung. Sie hatte ihm Vergessen geschenkt. Gleichgültig, welche Frau ihn in den vergangenen Jahrzehnten umarmt hatte, seine Gedanken waren danach stets zu Sorscha zurückgekehrt. Seiner wahren und einzigen Gefährtin. Zwischen den honigbraunen Schenkeln einer Lamia hatte er sie vergessen. Das Ausbleiben jeglicher Wehmut, die ihn nach dem Zusammensein mit einer Frau überfiel, schmeckte zu sehr nach Verrat.
    Zermürbt von dem Kreisen hinter seiner Stirn drehte er sich auf den Rücken. Berenike. Ihr Name eine Schlinge, in der sich seine Gedanken verfingen. Bei allen Höllenhunden, er war zu alt, um sich wie ein liebeskranker Tölpel im Bett zu wälzen. Er brauchte Schlaf und zwang sich zu gleichmäßigen Atemzügen. Nach und nach lockerten sich seine Glieder. Die Dunkelheit hinter seinen Lidern weitete sich aus und nahm ihn in sich auf.
    Der bestrickende Duft der Dame der Nacht entführte ihn in die Gärten seines Hortes. Über ihm breiteten sich die Zweige eines Busches aus. Durch das Zweigwerk sah er einen klaren Sternenhimmel. Die Blüten des Busches öffneten sich eine nach der anderen, versüßten mit ihrem Atem die laue Sommernacht. Er war nicht allein. Wie eine biegsame Ranke schmiegte sie sich an seinen Körper. Ihre Haut war so zart und kühl wie Seide. Als sie sich über ihm aufrichtete, hüllte ihr Haar ihn ein. Ein Schleier, der den Schimmer des Meeres bei Nacht besaß. Obwohl er in der Dunkelheit ihr Gesicht nur erahnen konnte, wusste er, dass ihr Mund einer Blüte ähnelte. Tiefrote Lippen teilten sich zu einem Kuss aus Unschuld und Sünde. Sie war sein, gehörte zu ihm seit Anbeginn der Zeit und weit darüber hinaus. Mit diesem Wissen durfte er sich im Sog ihrer Lippen verlieren und endlos darin verweilen.
    Mit einem Ruck schrak Juvenal aus dem Schlaf und schlug die Augen auf. Berenike lag tatsächlich neben ihm im Bett, in ein schlichtes Männerhemd und graue Kniehosen gekleidet. Die Hände unter die Wange gebettet hatte sie ihn beobachtet. Im Dämmerlicht der geschlossenen Samtvorhänge glommen ihre Mandelaugen auf. Ihre Nähe trieb seinen Puls in die Höhe. Außerstande, von ihr abzurücken, verschmolz sein Blick mit ihrem. Der dunkle Alkoven füllte sich mit sinnlicher Intimität.
    „Im Schlaf wirkst du sehr jung“, flüsterte sie.
    Er blieb stumm. Was sollte er darauf erwidern? Er fühlte sich uralt und verglichen mit ihr war er es auch. Leise sprach sie weiter.
    „Fürchte nicht um Ruben. Aurora nennt sich sein Schwert und Schild. Sie würde jeden aufhalten, der sich ihm in böser Absicht nähert. Durch

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