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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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darin war, seine Gedanken und Gefühle für sich zu behalten.
    „Was hat dich von Branwyns Unschuld überzeugt, Juvenal?“
    „Wir waren im Haus dieser Mrs. Lamb. Also, wo Berenike unterkam.“
    „Es ging lediglich um mein Gepäck und meine Waffen“, warf sie hastig ein.
    So kurz der Blickwechsel war, Mica entging er ebenso wenig wie der jäh aufblühende Teint seiner Schwester. Sie wurde rot.
    „Wir wurden angegriffen“, sagte Juvenal. „Ein Ungeheuer mit Tentakeln. Wir brauchten alle Kraft, um aus der Sache heil herauszukommen. Ich weiß nicht, was das war, aber Gilian muss diesem Geschöpf begegnet sein. Er ist ertrunken, und diese Kreatur … aus ihrem Mund ergossen sich Sturzbäche aus Wasser.“
    Demnach hatten sie gemeinsam gekämpft. Mica unterdrückte ein Schmunzeln. Es wurde immer besser, denn jener Kampf konnte kaum die ganze Nacht gedauert haben. Wollte er mehr herausfinden, durfte er keine konkrete Frage stellen.
    „Jene Kreatur ist ein Naturgeist“, entgegnete er. „Eine Asrai. Sie ist Branwyn nach London gefolgt, denn er hat ihr etwas gestohlen. Seitdem versteckt er sich vor ihr.“
    „Den Spiegel der Sonne.“
    „Woher weißt du davon, Nike?“
    „Sie hat ihn von mir zurückgefordert. Ich wollte es dir erzählen. Mrs. Lamb, vielmehr die Asrai glaubte, dass ich den Kristall habe oder von seinem Verbleib wisse. Über Tage und Nächte hat sie mich belauert, während ich sie für eine alte, verwirrte Greisin hielt. Vielleicht war sie das zu Anfang auch. Ja. Zu Anfang stank sie nicht so stark nach Flieder. Das kam später, als sie mich zum Tee in ihren Salon bat.“ Kurz hielt sie inne und grub die Zähne in ihre Unterlippe. „Ich frage mich, wie sie mich so schnell aufspüren konnte. Wenn Branwyns Behauptung zutrifft, dann durchstreifte sie London auf der Suche nach Auffälligkeiten wie einem Vampir oder auch einem Werwolf. Dabei muss sie auf meine Spur gekommen sein. Sie hat die alteDame beseitigt, um ihre Stelle einzunehmen und mich zunächst auszuhorchen, wie viel ich über den Diebstahl des Kristalls weiß. Gleich zu Anfang stellte sie seltsame Fragen, erwähnte eine junge, ertrunkene Frau, sprach von Branwyn, und sie hat Situationen herbeigeführt wie auf dem Ball, wo ich Juvenal begegnet bin. Sie glaubte, ich sei ein Wegweiser zu ihrem Kristall.“ Sie blickte auf. „Was ist der Spiegel der Sonne, Mica?“
    Alles wies darauf hin, dass der Mythos existierte. Die junge, ertrunkene Frau war Dorothy Swindon gewesen, Branwyns Blutquelle und eine Verknüpfung zu Gilian de Garou. Mica rieb über seine Stirn. „Mutter hat dir die Legende in deiner Kindheit bestimmt erzählt. Der Engel Phosphorus bannte einen Strahl des Sonnenlichts in einen Kristall. Angeblich wollte er sich unserem Volk anschließen und unsere Nächte erhellen. Die einzig wahre Lichtgestalt. Der goldene Engel.“
    Er hatte diese Legende für sich genutzt. Obwohl er weder die Nacht erhellen konnte noch ein Engel war.
    „Ja, ich erinnere mich“, murmelte sie. „Aber das war nur eine Sage, ein Kindermärchen.“
    Mica nickte. „Es war unser Traum von Licht. Nun behauptet Branwyn, er habe diesen Mythos aus einem See in Schottland gehoben. Er will den Spiegel der Sonne einer Abordnung der ältesten Vampire zeigen. Hier in London. Wäre ich deinetwegen nicht hier, hätte ich erst davon erfahren, wenn es zu spät gewesen wäre.“ Es schien Fügung zu sein. Die Ereignisse in Rom, die Wandlung seiner Schwester. Sein Bestreben, sie um jeden Preis aufzuhalten. All das hatte ihn nach London geführt.
    „Glaubst du wirklich, er wird deinen Titel beanspruchen?“, fragte sie bang.
    „Noch gestern hätte ich es verneint. Aber heute? Kerzenschein ist kein Ersatz für das Strahlen eines Tages, und unser Volk lebt seit Langem mit der Sehnsucht, die Farbenpracht unserer Welt zu sehen. Nur dir ist das gegeben, Nike.“
    Nachdenklich sah sie nach unten. Groll und Neid gegen ihn waren Vergangenheit. Zum ersten Mal verspürte er mehr als distanzierte Zuneigung zu seiner Schwester. Wenn es darauf ankam, stand sie auf seiner Seite.
    „Wir müssen sofort Mutter informieren“, drängte sie. „Sie wird verhindern, dass Branwyn das alte Volk mit diesem Kristall verblendet. Wir brauchen sie, insbesondere, da die Lamia einzig auf sie hören und ihr vertrauen.“
    „Lamia! Sollte Branwyn außer den Vampiren auch Lamia nach London gebeten haben, kommt es zu einem Blutbad. Für den Spiegel der Sonne würden sie töten. So verrückt kann er nicht

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