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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Ohr flüsterte. „Und du glaubst, das würde mich aufhalten?“
    Dashwood lehnte sich weit zur Seite. Die Stuhllehne knarrte unter seinem Gewicht. Mit einem glasigen und einem tränenden Augen stierte er auf die entblößten Fänge. Mica konnte den Verstand eines Sterblichen liebevoll umsäuseln oder auch mit aller Gewalt seinen Willen danach strecken. Diesmal setzte er auf Letzteres und schlug mit brachialer Wucht vor. Dashwood verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Ein Speichelfaden rann aus seinem Mundwinkel, während sich seine Finger krümmten. Er wimmerte vor Schmerz.
    „Versuchen wir es noch einmal, alter Knabe. Branwyn hat einen Talisman bei sich, eine Art Amulett. Kannst du mir mehr dazu sagen?“
    Keuchend holte Dashwood Luft. „Er trägt ein Samtsäckchen in der Innentasche seines Gehrocks. Einmal fiel es heraus, als er ihn abstreifte. Was sich darin befindet, weiß ich nicht, doch es ist ihm teuer.“
    Mica zog seinen Willen zurück und richtete sich auf. Mit zitternden Händen umfasste Dashwood seinen Kopf, vermutlich aus Angst, seine Schädeldecke könnte bersten. Anstelle seines impertinenten Zynismus war der Geruch von Urin getreten. Der Fleck breitete sich in seinem Schritt aus.
    „Weißt du auch etwas über ein Treffen, das in nächster Zeit stattfinden soll?“
    Dashwood nickte und wischte mit dem Handrücken den Speichel aus seinem Mundwinkel.
    „Wird es in dem Haus stattfinden, in dem er zurzeit weilt?“
    „Nein, dort ist er untergekommen, um sich zu nähren. Ich führe ihm die notwendigen Quellen zu. Männer und Frauen, die mir dienen.“
    In einer knappen Handbewegung schnitt Mica den aufkommenden Rededrang ab. Jene Männer und Frauen waren keine Diener, sondern Sterbliche, die unter Zwang handelten. Dashwood liebte es, Druck auszuüben. Seine Opfer kamen mit dem Leben davon, aber erst, nachdem er und seine Bruderschaft über lange Nächte mit ihnen gespielt hatten. Ihr Einfallsreichtum kannte dabei keine Grenzen. Das alles musste Dashwood ihm nicht brühwarm berichten.
    „Wo treffen sie sich?“, bohrte er ungnädig nach.
    „Er wird mich umbringen, wenn ich Euch das erzähle.“
    „Ich werde dich umbringen, wenn du es mir verschweigst, Francis. Was ist dir lieber?“
    Natürlich war eine geringe Chance zu überleben besser als absolut keine. Dashwood war kein Narr. Er schwitzte und wand sich, aber letztendlich hing er zu sehr an seinem Leben, um an Loyalität oder gar an die versprochene Jugend zu denken.
    „Für jenes Treffen stelle ich ihm Medmenham Abbey zur Verfügung. Die Abtei ist in meinem Besitz.“
    „Wenn du dich klug verhältst, wirst du mit heiler Haut und ohne einen Tropfen deines Blutes zu verlieren davonkommen.“ Sacht tätschelte Mica den Kopf des anderen. „Ein wenig mehr an Kooperation, und ich schenke dir einen Schluck aus meinem Handgelenk. Vielleicht sogar einen Flakon meines ewigen Blutes, damit du noch ein wenig länger imstande bist, dich an deinen Vulgaritäten zu vergnügen.“
    „Wirklich?“, ächzte Dashwood.
    „Aber ja, du musst nur tun, was ich dir sage und du kommst der Ewigkeit um einige Jahre näher. Hör mir genau zu.“
    Dashwood nickte und hörte sehr genau zu, verführt von der Melodie einer Stimme, die seit Jahrtausenden jeden bestrickte, dessen Ohren sie erreichte.

    Ihre Zuflucht lag mitten im Wald, umgeben von wilden Haselsträuchern. Es war keine Hütte, sondern ein einstöckiges Holzhaus, dessen Einrichtung darauf ausgerichtet war, große Jagdgesellschaften zu empfangen. Im oberen Stockwerk befanden sich zwei komfortable Schlafzimmer, beide ausgestattet mit Kupferwannen auf Löwentatzen. Das zu ebener Erde gelegene Geschoss beherbergte eine Küche und einen großen Salon für Gäste. Um diese Jahreszeit waren sie hier vor Entdeckung sicher.
    Juvenal und Sancho waren im Wald verschwunden. Wenig später hatte sich auch Grishan aus dem Haus gestohlen, vermutlich, um auf eigene Faust zu jagen. Berenike öffnete die Küchenschränke auf der Suche nach etwas Essbarem. Schnell stellte sich heraus, dass es außer den beeindruckenden Weinvorräten im Keller nichts gab, womit sie ihren Magen füllen konnte. Das einzige Überbleibsel vom Vorjahr war eine Schüssel mit Walnüssen, die sie ganz hinten in einer Schrankecke vorfand. Berenike zog die Schüssel hervor. Nüsse hatten bisher nicht auf ihrem Speiseplan gestanden, aber sie hatte schon gesehen, dass Sterbliche sie aßen. Da sie keinen Nussknacker fand, brach sie die

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