Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
Fluchend wirbelte Juvenal die Waffen herum, hielt die Gewehre nun wie Keulen in den Händen, bereit, sie gegen die Asrai zu schwingen.
    „Glaubst du, das bringt uns etwas ein?“, fragte Mica und erklomm neben Berenike die Fensterbank.
    Außerstande zu einer Antwort, schüttelte sie den Kopf. Die Asrai hatte eine neue Form gewählt. Eine riesige Wasserblase schwebte auf Juvenal zu. Die Blase war so groß, dass sie kaum durch die Tür passte. Weitere Wasserspuren rannen von derTreppe herab und wurden breiter. Juvenal schlug zu. Ein eiskalter Guss ging auf ihn nieder, traf auf die Regale und Buchrücken und löschte das Feuer im Kamin. Unter den Geruch des Schießpulvers mischte sich nasse Asche.
    „Juvenal, wir müssen weg!“, schrie sie ihm zu.
    Ihr Heil lag einzig in der Flucht, doch er war so außer sich über diesen Angriff, dass er darüber die eigene Sicherheit vergaß. Erneut fanden die Pfützen zusammen. Das Wasser im Vestibül war auf Knöchelhöhe angestiegen und stieg weiter, genährt durch den Sturzbach, der über die Treppe nach unten rauschte. Eine Menge, die mit Regen allein nicht zu erklären war. Woher immer die Asrai es bezog, vielleicht aus sich selbst heraus, sie konnte wahre Fluten heraufbeschwören. Es half überhaupt nichts, darauf einzuschlagen. Juvenal schien es endlich zu begreifen und hastete auf das Fenster zu. Mica sprang hinaus, doch Berenike wartete, bis Juvenal sie erreichte und gleichzeitig mit ihr ins Freie gelangte. Sie rannten auf die Bäume zu, wo Grishan und Sancho warteten. Juvenal vollführte jäh einen Schwenk zum Hauptportal.
    „Es ist sinnlos, Juvenal.“
    Nach wenigen langen Schritten holte Berenike ihn ein und packte seinen Oberarm. Die Muskeln waren verhärtet. Anstatt stehen zu bleiben, schleifte er sie ein Stück mit.
    „Wir haben Melody im Haus vergessen!“, brüllte er über das Rauschen aus den Wolken hinweg.
    Aus dem Regen tauchte Mica neben ihr auf. Wie sie alle war auch er bis auf die Haut durchnässt. „Du bleibst hier, Nike“, wies er sie an und eilte Juvenal nach.
    „Ihr könnt nicht hineingehen. Sie wird euch beide ertränken!“ Zum Teufel noch eins, sie dachte nicht daran, zurückzubleiben und rannte um die Hausecke. Mica und Juvenal verharrten Schulter an Schulter im Eingangsportal. Keine Rede mehr davon, dass der eine dem anderen den Kopf von den Schultern schießen wollte. Gegen ihre Stiefelschäfte schwappten kleine, schmutzige Wellen.
    „Ich habe sie auf ihr Zimmer geschickt. Verflucht!“, sagte Juvenal gerade. Dann füllte er seine Lungen mit Luft und brüllte. „Melody!“
    Über die Schultern von Mica und Juvenal konnte Berenike in die Halle sehen. Oben an der Treppe hatte eine einzelne Kerze den Sturzbach überdauert. Ihr Licht spiegelte sich in dem stetig herabfließenden Wasser. Für den Moment war die Asrai verschwunden. Juvenal wollte in das Haus waten und wurde von Micas gestrecktem Arm aufgehalten.
    „Die Asrai ist noch hier. Melody!“, rief nun auch er. Um vieles leiser, doch der Ruf eines Vampirs erreichte seine Blutquellen über Distanzen, die weiter reichten als ein oder zwei Stockwerke. „Melody“, wiederholte er und verwandelte die Silben ihres Namens in einen Lockruf.
    „Mein Herr?“, erklang von oben ihre Stimme.
    „Wir …“, hob Juvenal erneut zu brüllen an und wurde von Mica hart am Revers gepackt.
    „Komm zu mir, Liebes“, rief er. „Beeil dich. Schnell!“
    Wenige Augenblicke später rannte Melody mit wehenden Röcken um den Treppenabsatz. Als ihre dünnen Schuhe in das Wasser trafen, hielt sie abrupt inne und blickte zu Boden. Entsetzt wich sie zurück und klammerte sich mit beiden Händen an das Geländer.
    „Goldener?“
    „Ich bin hier. Ich brauche dich, Liebes, komm rasch zu mir!“
    Mica hob ihr die Hand entgegen und watete auf die Treppe zu. Geweitete Augen suchten und fanden ihn im dunklen Vestibül. Angst und Hoffnung schimmerten darin. Berenike hatte die Illusion der Liebe erwähnt, die ihr Bruder einsetzte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er diese Kunst zur Perfektion gebracht hatte. Melody hatte nur Augen für ihn, ließ vom Geländer ab und rannte die Stufen hinab. Ihre Arme streckten sich nach ihm. Noch wenige Stufen. Hinter ihr hob sich eine Flutwelle und türmte sich über ihrem Kopf auf. Ihre Rufe mischten sich, spornten Melody zur Eile an. Todesangst verzerrte ihr Gesicht und ließ sie in die Verwandlung explodieren. Gleichzeitig brach die Welle über sie herein. Eine Schnauze, eine

Weitere Kostenlose Bücher