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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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ihnen mit.
    „Ich komme nach“, entgegnete Mica und blieb stehen.
    Alle drehten sich ihm zu.
    „Mica, du bist soeben erst …“
    „Ich weiß, Nike“, knirschte er zwischen den Zähnen hervor. „Und ich werde dieser Sache ein Ende machen und diesem Ding seinen gottverfluchten Kristall besorgen.“
    „Aber …“ Berenike konnte keine weiteren Einwände vorbringen, denn die Finsternis unter den Bäumen hatte ihn bereits verschluckt.
    „Zur Jagdhütte!“, rief Juvenal und marschierte weiter. „Dein Bruder wird uns schon finden.“
    Darum machte sie sich keine Sorgen. Vielmehr beschäftigte sie die Frage, wen er aufsuchen wollte zu so später Stunde und dazu vollkommen durchnässt. Wer immer es war, konnte von Glück reden, wenn er den Besuch des Goldenen überlebte.

7
    J
ahrzehnte der Ausschweifung hatten an Francis Dashwood sichtbare Spuren hinterlassen. Das Laster hatte sich in schweren Tränensäcken unter seinen Augen niedergeschlagen und seine Haut welk werden lassen. Der Mann sah ebenso ruiniert aus wie der chinesische Teppich, auf dem Mica Schlammflecken und Wasserspuren verteilt hatte. Der zynische Zug um die Lippen des Sterblichen verriet, dass er sich weder seines körperlichen Verfalls bewusst war noch in vollem Ausmaß begriff, wen er vor sich hatte.
    Mica hatte nur noch wenig mit einer Lichtgestalt gemein. Sein heller Anzug klebte nass an seiner Haut. Die Spitzenmanschetten seines Hemdes waren schlaff und Wasser tropfte aus seinem Haar auf die Schultern. Die Begegnung mit der Asrai hatte er nur überlebt, da ein Vampir nicht ertrinken konnte. Einzig Salzwasser konnte ihm auf lange Sicht gefährlich werden. Trotzdem war es knapp gewesen, denn das weite Maul des Naturgeistes hätte ihm außer dem Atem auch die Seele geraubt. Seit er der Asrai mit knapper Not entronnen war, tobte ein Hurrikan in seinem Inneren.
    Angesichts des Lebemannes hinter einem Schreibtisch aus glänzendem Nussbaum stand er kurz davor, Dashwood ohne große Vorreden das Genick zu brechen. Zumal dessen Musterung von maßloser Selbstüberschätzung zeugte. Stattdessen hatte Mica diesem abgehalfterten Wrack die Fakten dargelegt. Dashwood hätte Ahnungslosigkeit vorgeben und alles leugnen können, doch ein Mann seines Charakters versuchte, aus allem den größten Nutzen herauszuschlagen.
    „Schön und gut“, sagte er und gab sich unbeeindruckt von einem Vampir in seinem Arbeitszimmer. „Aber ich sehe keinen Vorteil für mich. Ihr verlangt einen Betrug an meinem Geschäftspartner. Master Branwyn bietet mir etwas an, das Ihr mir vor Jahren verweigert habt. Sogar mit Brief und Siegel und einer kleinen Kostprobe. Natürlich besteht immer ein gewisser Spielraum für Verhandlungen.“
    Die orgiastischen Festlichkeiten der vergangenen Jahre mussten das Hirn des Mannes aufgeweicht haben, wenn er an Verhandlungsspielraum glaubte oder daran, Branwyn würde auf Briefe und Siegel etwas geben. Mica glitt vor den Schreibtisch, stützte die Hände darauf und lehnte sich vor. Tropfen fielen aus seinen Haarspitzen auf ein Schriftstück. Ehe Dashwood es in Sicherheit bringen konnte, nahm er es auf und zerknüllte es in der Faust.
    „In welchem Punkt habe ich mich unklar ausgedrückt, Francis?“
    Die Tränensäcke erzitterten. Dashwood nestelte an seiner Uhrkette. „In dem Punkt, der mich am meisten interessiert. Mir wurde von Master Branwyn die ewige Jugend zugesagt. Dieses Angebot ist nur schwer zu übertrumpfen. Seinerzeit in Paris habt ihr geleugnet, ein Vampir zu sein und mich aus Eurem Haus geworfen. Auf äußerst grobe Weise noch dazu.“
    In der Karikatur eines Lächelns zeigte Mica die Spitzen seiner Fänge. Dashwood gab sich ungerührt. Erst als ein Rumpeln durch das wertvolle Mobiliar ging, schluckte er und schob sich in seinem Stuhl zurück.
    „Ich biete dir dein kleines, erbärmliches Leben, Francis. Es bleibt dir erhalten, bis du eines schönen Tages an deiner eigenen Verderbtheit zugrunde gehst. Das ist ein ausgezeichnetes Angebot, meinst du nicht auch?“
    Dashwood riss die Augen auf. In einem schwamm Tränenflüssigkeit. Unstet huschte sein Blick zu dem Glöckchen an der Schreibtischecke. Immerhin war er zu klug, danach zu greifen. „Ich bin ein geachtetes Mitglied der Londoner Gesellschaft. Die Obrigkeit würde meinen gewaltsamen Tod bitter ahnden.“
    Mica vollführte eine blitzartige Bewegung und stand hinter Dashwood, ehe dieser begriff, wie es geschehen konnte. Der Mann quiekte erschrocken auf, als Mica dicht an seinem

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