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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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sie mich schnell vergessen, dessen bin ich gewiss.“
    „Ausweichen ist eine ganz neue Taktik von dir.“
    „Ich folge der Vernunft und ziehe es vor, das einsame Leben in den Bergen Spaniens fortzusetzen. Weitab des alten Volkes.“
    Und weitab von Berenike und der Erinnerung an die wenigen Tage in London. Auf Zehenspitzen huschte sie in die Küche, setzte sich an den Tisch und barg das Gesicht in den Armen. Juvenal hatte sie geküsst und doch entschied er sich gegen sie. Was sollte sie mit dem Rest ihres endlosen Daseins anfangen? Eben erst hatte ihr neues Leben begonnen, und schon wusste sie, was es bereithielt: eine Ewigkeit ohne Hoffnung auf Liebe.

    Noch eine Stunde bis zum Morgengrauen und dem Tiefschlaf des Vergessens. Noch eine Stunde angefüllt mit schwelendem Groll. Obwohl er ruhig im Bett lag, kochte in Mica ein explosives Gemisch aus Gift und Galle.
    Diese maßlose Arroganz! Wäre kein Bündnis zu wahren, er hätte den Werwolf kurzerhand ausgeweidet und ihm seine Innereien in den Hals gestopft. Ohne Zweifel brauchte es keine blutrünstigen Maßnahmen. Juvenal hatte sich in dieser Nacht selbst erlegt. Seine Worte waren ohne erkennbares Gefühl gesprochen, doch das hatte ihm so viel abverlangt, dass er über sein Mienenspiel die Kontrolle verloren hatte. Aber was nutzte Mica die tiefe Bestürzung eines Alphawolfes, wenn das Glück seiner Schwester auf dem Spiel stand? Um ihretwillen hatte er Drohungen ausgestoßen. Nun, vielleicht nicht ganz uneigennützig, denn auch ihm käme diese Verbindung zugute. Vielleicht, und das verstärkte seinen Ärger, trug er selbst Schuld an dem Ergebnis der kurzen Unterredung. Juvenal reagierte auf Drohungen mit radikaler Abwehr. Er würde noch früh genug dahinterkommen, was er sich eingetragen hatte. Berenike war ein Juwel des alten Volkes und einer Alphawölfin weit überlegen. Angefangen mit ihrem Aussehen.
    Sie teilte mit ihm das Bett und hatte sich an seiner Seite zu einer Kugel zusammengerollt. Schwermut stieg von ihr auf. Ein Schatten, der sein Gemüt verdüsterte, bis er es kaum noch aushielt, sie so zu sehen. Was fand sie an diesem haarigen Fusselvieh von einem Werwolf? Der hölzerne Baldachin, zu dem er aufsah, versagte ihm eine Erklärung. Ihr Duft hing im Schlafgemach, mild und sommerfrisch und ein wenig schwächer, als er bei einer Lamia zu sein hatte. Weil sie nur noch wenig besaß, das sie zu einer wahren Lamia machte. Verdammt!
    Möglicherweise war es an der Zeit, sein Scheitern einzugestehen. Der von ihm gewünschte Friede – er würde niemals kommen. Dazu brauchte er Juvenal und seinen Einfluss auf die anderen Werwolfsippen. Nach ihrer unsäglichen Unterhaltung im Salon war der Wunsch gering, weiterhin gemeinsame Sache mit dem Alphawolf zu machen. Sobald er Branwyn seiner gerechten Strafe zugeführt hatte, würde er nach Paris zurückkehren und sich mit dem Erreichten zufriedengeben. Der Widerstand der Vampire gegen sein Bündnis würde sich mit der Zeit legen. Mit seiner Tochter, seinen Enkeln und seinerSchwester in der Nähe konnte er ein geruhsames Leben führen. Was wollte er mehr?
    „Ich werde zu ihm gehen“, sagte Berenike.
    Sie musste von Juvenal sprechen. Vielleicht war es eine gute Idee, wenn sie es selbst noch einmal versuchte. Andererseits war der Gedanke, sie könnte sich wegen eines Werwolfes demütigen, schmerzhaft wie ein in sein Fleisch geschlagener Nagel. Abschätzig verzog er die Lippen. Was für ein dämlicher Vergleich, nachdem ein Eisennagel seinen Körper aufgerissen hatte. Neben ihm stützte sich Berenike auf den Ellbogen.
    „Hast du gehört, Mica? Ich werde Branwyn aufsuchen.“
    Hiermit kündete sie eine weitere Katastrophe an, und das, nachdem er wie ein Wischmopp durch das Wasser der Asrai gezerrt worden war. Allmählich war er überzeugt, dass er seine Schwester vor allem vor sich selbst beschützen musste. Scharf fuhr er sie an. „Bist du völlig verrückt geworden?“
    „Du brauchst den Kristall und dazu den Talisman. Das alles binnen kürzester Zeit. Ich werde dir beides besorgen.“
    „Nike, wenn es dir um Juvenal geht, lass dir gesagt sein, dass das letzte Wort in dieser Sache noch aussteht. Du hast uns belauscht, aber sein Gesicht hast du nicht gesehen. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis …“
    Sie legte einen Finger auf seine Lippen. Ihr Atem streifte warm sein Haar, während sich ihre Stimme zu einem vertraulichen Flüstern senkte. „Über viele Jahre habe ich dir unrecht getan, Mica. Jetzt bietet sich

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