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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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stapelten. Himmel, aß man diese Vögel etwa?
    Verwundert hielten die Vogelverkäuferinnen inne und starrten ihm hinterher.
    Lachend führten ihn die drei Jungen quer durch die Stadt, und wo immer sie vorbeikamen, blickten ihnen die Bürger spottend hinterher.
    »Eine Wette!« versicherte er jedem, der ihnen entgegenkam. Allerdings wusste Tobias nicht, ob er die Angelegenheit dadurch besser machte.
    Wie er es sich gedacht hatte, machten sich seine drei Wegeführer einen Spaß daraus, ihn durch die schmutzigsten Viertel der Stadt zu lotsen. Und leider ließ es sich dadurch nicht vermeiden, dass er immer wieder in Pferdeäpfel und Hundekot trat. Ganz zu schweigen von dem andren Unrat, der die Straßen bedeckte. Irgendwann war es Tobias gleichgültig. Hauptsache, er trat nicht versehentlich in eine Scherbe.
    Nach einer Zeit, die ihm unendlich lang vorkam, erreichten sie endlich die Straße, in der das Haus der Lewalds lag. Inzwischen war die Sonne hinter den Hausgiebeln untergegangen und tauchte die Straße in lange Schatten.
    »Dank euch«, erklärte Tobias frohgemut. Tatsächlich hatte er hier fast das Gefühl, zu Hause zu sein.
    »Un nu de Schilling.« Friedrich hielt den Schuh hoch und streckte die freie Hand aus.
    »Glaubst du, ich lasse mich von euch noch einmal hereinlegen?« Zwinkernd legte Tobias den Schilling auf den Rand einer Regentonne. »Stell den Stiefel da hinten ab«, wies er den Blondschopf an und deutete zu einer Haustreppe auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Und sag deinen Freunden, dass sie die Straße ein paar Meter hinuntergehen sollen. Anschließend holst du dir die Münze und ich mir meinen Stiefel. Einverstanden?«
    Der Bengel grinste und nickte. »Inverstanden.«
    Friedrich schickte seine Freunde weg, und Tobias und der Junge liefen aneinander vorbei und holten sich ihren Teil der Abmachung.
    Tobias setzte sich naserümpfend auf die Treppe und kratzte sich die schmutzigen Füße mit einem herumliegenden Holzstück ab. Dann schlüpfte er wieder in Lewalds engen Stiefel.
    Friedrich warf die Münze in die Luft und musterte ihn dann neugierig. »Sej sünn ganz scheun komisch, weeten sej dat?«
    Tobias lächelte und nickte. »Du bist nicht der erste, der das sagt. Aber aus deinem Mund klingt es eher wie ein Kompliment.«
    »Geben sej üss man Bescheid, wenn wi sej mol wedder wohin fuhren schullen.« Friedrich grinste ihn breit an, und kurz darauf stob er zusammen mit seinen Freunden die Straße hinunter.
    Tobias richtete sich wieder auf und fasste das Haus der Lewalds ins Auge. Es befand sich im hinteren Teil der Straße, und erst jetzt bemerkte er, dass vor der Eingangstür, nicht weit von einer Straßenlaterne entfernt, ein schwarzer Zweispänner stand, auf dessen Kutschbock ein wenig vertrauenerweckender Kutscher Priem kaute. Tobias dachte wehmütig an Kristian. Der Kutscher der Lewalds hatte ihn nicht sonderlich gemocht, trotzdem vermisste er ihn.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Haustür, und heraus trat Doktor de Lagarde. Der Franzose trug einen schwarzen Anzug und hielt Arzttasche und Zylinder in den Händen. Steif verabschiedete er sich von Hannchen. setzte den Zylinder auf und nahm im Zweispänner Platz. Kurz darauf fuhr die Droschke an und kam auf Tobias zu.
    Hastig schlüpfte Tobias in einen Hauseingang und wartete ab, bis der Arzt an ihm vorbeigefahren war. Immerhin – das konnte nur bedeuten, dass Caroline inzwischen zu Hause war. Er eilte nun seinerseits die Straße entlang und musterte die vornehmen Fachwerkhäuser, die sie säumten. Zwischen die Gebäude passte nicht einmal ein Handtuch, so eng standen sie nebeneinander.
    Irgendwo im ersten Stock hatte Caroline ihr Zimmer. Zweifelnd betrachtete er die Fassade. Solide Zimmermannsarbeit. Keine Chance, dort hinaufzugelangen. Leider konnte er nicht klopfen und offen nach ihr fragen. Ganz sicher würde sein Erscheinen großen Ärger verursachen. Doch mit Caroline sprechen musste er.
    Da fiel sein Blick auf die Straßenlaterne. Am Haus kam er nicht hoch, aber vielleicht dort. Allerdings nicht, solange es noch dämmerte.
    Missmutig schlenderte er die Straße wieder hinunter und setzte sich auf die Haustreppe gegenüber der Regentonne. Als die Sonne endlich ganz untergegangen war, ging er zurück und sah sich verstohlen um. Zwar lag das Haus der Lewalds inzwischen im Dunkeln, doch aus einigen der Fenster drang warmes Lampenlicht. Im Speisezimmer mit den Lokomotivbildern entdeckte er Jakob. Carolines Bruder spielte allein

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