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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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konnte an ihm vorbei einen Blick auf ein getäfeltes Speisezimmer mit zahlreichen Bildern an den Wänden werfen. An der gedeckten Tafel hatte Caroline bereits Platz genommen. Ihm entging nicht, dass ihm die junge Frau einen mahnenden Blick zuwarf.
    »Mein Name ist Justus Lewald«, machte Carolines Vater erneut auf sich aufmerksam. Er reichte Tobias die Hand. »Ich bin schon überaus gespannt darauf, den jungen Mann kennen zu lernen, der meiner Tochter und ihrer Freundin bei dem gestrigen Überfall zur Seite stand.«
    »Oh, danke«, erwiderte Tobias überrumpelt und erwiderte Herrn Lewalds festen Händedruck. »Ich bewundere gerade Ihre Standuhr. Ich kenne jemanden, der sicher Gefallen daran fände.«
    »Darf ich daraus schließen, dass Ihre Erinnerung zurückgekehrt ist?«
    »Nein. Leider nicht.« Teufel! Tobias hatte Mühe, den Gleichmut zu bewahren. Er sollte sich besser überlegen, was er sagte. »Es sind nur Erinnerungsfetzen. Bilder. Aber wann immer ich mich darauf konzentriere, verschwimmt alles. Sie haben keinen Begriff, wie es ist, gänzlich ohne … Identität dazustehen. Zum Verzweifeln!«
    »Sehr sonderbar«, murmelte Lewald und kratzte sich am Bart. »Sie werden nicht umhin kommen, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Ich hoffe, unser Kutscher hat sich schon bei Ihnen entschuldigt.«
    Tobias winkte ab. »Ihn trifft keine Schuld. Immerhin … ich weiß jetzt, dass ich mit einem Uhrmacher bekannt bin. Immerhin ein Fortschritt. Nur wer der Mann ist, das vermag ich leider nicht zu sagen.«
    Diese Lüge ging ihm leicht über die Lippen.
    Carolines Vater musterte ihn aufmerksam, und Tobias hatte Gelegenheit, sein Gegenüber ebenfalls eingehender zu betrachten. Justus Lewald trug eine vornehme dunkle Weste, die sich straff über den ausladenden Bauch spannte. Aus der Brusttasche hing die goldene Kette einer Taschenuhr. Seine dunkle Hose hingegen wurde von Sprungriemen stramm gezogen, die an zwei eleganten Stiefeln befestigt waren. Tobias selbst sehnte sich schon jetzt nach der bequemen Kleidung seiner Zeit zurück. Oben im Zimmer hatte er eine Weile gebraucht, bis er herausgefunden hatte, was wie zueinander gehörte. Jetzt trug er ein Hemd, dessen Ärmel an den Schultern dick auswattiert waren. Die Stiefel, die ihm Caroline gebracht hatte, drückten allerdings unangenehm an den Zehen. Überdies juckten die Sprungriemen, die seine eigene Leinenhose straff zogen. Am schlimmsten aber waren die steife Halsbinde, die ihm unaufhörlich gegen das Kinn scheuerte, sowie der aufrecht stehende Hemdkragen, der ihm schier die Ohren vom Kopf schneiden wollte.
    »Nun, dann kommen Sie doch herein und stärken sich etwas. Ich kann Ihnen jedenfalls nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.« Justus Lewald gab die Tür frei, und Tobias betrat mit einem steifen Nicken zu Caroline hinüber den Raum.
    »Nehmen Sie Platz.« Caroline zog einen Stuhl heran. »Ich hoffe, die Kleidung passt Ihnen. Sie gehört meinem Vater.«
    »Allerdings ist sie mir inzwischen zu eng«, ergänzte Lewald lachend und klopfte sich auf den Bauch.
    »Doch, alles ganz vorzüglich«, antwortete Tobias etwas gestelzt. Als er und Carolines Vater Platz genommen hatten, öffnete sich eine Tür an der Stirnseite des Raumes, und mit einem hellen Lachen stürmte Carolines kleiner Bruder Jakob herein.
    »Hüa! Hüa!« Auf einem hölzernen Steckenpferd galoppierte der Junge ins Zimmer und hielt erst inne, als er Tobias bemerkte. Verlegen grinste er, stellte sein Spielzeug an der Wand ab und nahm ebenfalls am Tisch Platz. Dem Kleinen folgte eine stattliche Frau um die Vierzig mit großer Oberweite und leuchtendroten Wangen. Ihr krauses Haar wurde von einem Häubchen gebändigt, und ihre weiße Schürze hob sich hell vor einem einfachen Leinenkleid ab. In den Händen hielt sie ein Tablett aus dunklem Kastanienholz, auf dem sich eine schwere Porzellanterrine befand. Tobias erhob sich und bemerkte zu spät das Lächeln, das über Carolines Gesicht huschte.
    »Das ist Hannchen, unsere Köksch und Haushälterin«, klärte sie ihn leise auf.
    »Oh.« Tobias setzte sich nach kurzem Nicken wieder und sah zu, wie Hannchen das Essen auftrug.
    In diesem Augenblick waren in der Diele Geräusche zu hören. Kurz darauf kam an der Tür zum Esszimmer ein rothaariger Mann mittleren Alters – mit Fuhrmannsmütze und ausladendem Schnauzer – vorbei. Die Enden des Barts bewegten sich im Takt der Schritte leicht auf und ab. Tobias erkannte den Kutscher, mit dem er in der gestrigen Nacht

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