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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Hamburg?«
    Er schüttelte sachte den Kopf. »Ich … komme in der Tat von weither. Der Kahlköpfige, der Sie und Ihre Freundin überfallen hat, das war meine Schuld. Ich bin ihm ins Gehege gekommen, und er ist vor mir geflohen. Ich muss leider annehmen, dass es sich bei ihm um den Mörder handelt, den dieser Polizeiaktuar sucht. Als ich auf ihn traf, wollte er gerade den Toten verschwinden lassen, von dem heute die Rede war. Aber ich weiß nicht mehr, wo das war. Und wenn ich den Ort nicht wieder finde, dann wird mir die Heimreise vielleicht für immer verwehrt bleiben.«
    Erschöpft hielt er inne. Er hatte bereits mehr verraten, als er wollte. Die Droschke überquerte gerade einen länglichen, unregelmäßig geformten Platz, auf dessen Westseite die Wagen und Gespanne zahlreicher Fuhrleute und Bauern standen. Die lehmgestampfte Fläche wurde von Schankstuben, schiefwinkligen Läden sowie zwei auffälligen Gebäuden gesäumt, die der Nachtwache und dem Bürgermilitär als Quartier dienten. Wenn ihn sein Orientierungssinn nicht trog, befand sich hier zu seiner Zeit der Gerhart-Hauptmann-Platz. Er war nicht wieder zu erkennen. Tobias’ ungläubiger Blick streifte drei alte Schandpfähle, und er fragte sich, ob sie wohl noch benutzt wurden.
    »Ich bin froh, dass Sie sich zu Ihrem Geständnis durchgerungen haben«, hub Caroline überraschend an. »Ich habe Ihnen keinen Moment lang geglaubt. Aber was Sie gestern getan haben, bleibt honorabel. Daher bin ich bereit, Ihnen weiterhin Vertrauen zu schenken. Ich hoffe, Sie sind kein Agent irgendeiner ausländischen Macht.«
    Tobias lächelte. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Und warum wollen Sie diesen garstigen Ort mit dem Toten noch einmal aufsuchen?«
    »Weil sich dort etwas befindet, das ich unbedingt zurückbekommen will. Mein Leben hängt davon ab.«
    Tobias beschrieb die Stelle an dem Kanal, so gut es ihm möglich war. Er erwähnte das große Gebäude auf der gegenüberliegenden Fleetseite, die vielen Fachwerkhäuser, die Brücke, die er stromab gesehen hatte; sogar den Gestank ließ er nicht aus. Doch seine Begleiterin schüttelte betrübt den Kopf.
    »Ihre Beschreibung ist viel zu undeutlich, Herr Tobias. Manches davon klingt so, als seien Sie im Gängeviertel gewesen. Aber da gibt es meines Wissens keine Fleete. Außerdem sind wir uns gestern weiter südlich begegnet. In der Nähe des Schaarmarktes.«
    »Und wo befindet sich der?«
    »Im Kirchspiel St. Michaelis. Dieser Stadtteil liegt nicht weit vom Binnenhafen entfernt.«
    »Leider sagt mir das nicht viel«, brütete Tobias finster. »Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Kahlköpfigen zu finden und ihn dazu zu bringen, mich an den Ort zurückzuführen.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst!« Carolines Stimme zitterte leicht. »Sie wollen auf eigene Faust versuchen, diesen Mörder zu stellen?«
    »Was soll ich denn sonst tun? Immerhin weiß ich etwas über den Mann, das niemandem sonst bekannt zu sein scheint. Er besitzt keine Zunge.«
    »O Gott! Vielleicht … vielleicht vertrauen Sie sich doch besser dem Polizeiaktuar an. Der weiß bestimmt, wo der Tote gefunden wurde, oder?«
    »Kettenburg?« Tobias verzog missbilligend das Gesicht. »Ich schätze, der wird mich verhaften lassen, wenn ich ihm mit meiner verworrenen Geschichte komme.«
    »Sie sind mir ein Rätsel, Herr Tobias. Wenn Sie ihrem eigenen Bekunden nach gegen kein Gesetz verstoßen haben, warum erzählen Sie dann nicht die Wahrheit? Wenigstens mir könnten Sie doch sagen, wer Sie sind und woher Sie kommen.«
    Tobias blickte Caroline betrübt an. »Das ist nicht möglich. Nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Sie würden mir vielleicht auch gar nicht glauben.«
    Seine Begleiterin seufzte. »Gut, dann sollten wir Krischaan fragen. Er kennt sich im Michaelis-Kirchspiel besser aus als ich.«
    Tobias ergriff Carolines Hand und drückte sie sanft. »Danke.«
    »Da nich für …« Seine Begleiterin errötete und entzog sich ihm hastig. Sofort hustete sie wieder. Er blickte sie besorgt an. »Sagen Sie, kann ich Ihnen …«
    In diesem Augenblick hielt die Droschke vor einem schlanken Wohngebäude mit steinerner Treppe, die von zwei Säulen mit runden Marmorkugeln flankiert wurde. Das Gebäude war dem Lewaldschen Stadthaus an Pracht durchaus ebenbürtig.
    »Wir sind da«, murmelte Caroline. »Hier leben Amanda und ihr Mann, wenn sie nicht gerade in Eppendorf weilen.«
    Amandas Mann? Tobias fragte sich, ob auch Caroline in festen Händen war. Da sie noch zu

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