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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Hause wohnte, offenbar nicht. Bevor er seiner Neugier Ausdruck verleihen konnte, zog seine Begleiterin die Tür auf und überraschte damit auch Kristian, der soeben vom Kutschbock gesprungen war. Geschwind zog er sich die Fuhrmannsmütze vom Kopf und reichte ihr hilfreich die Hand. Caroline wandte sich noch einmal zu Tobias um.
    »Ich schlage vor, Sie warten hier. In wenigen Minuten bin ich zurück.«
    Tobias nickte und sah ihr dabei zu, wie sie die Treppe hinaufeilte und den Türklopfer betätigte. Kurz darauf wurde sie von einem Dienstmädchen eingelassen.
    Kaum war Caroline seinen Blicken entschwunden, holten ihn seine Sorgen wieder ein. Vielleicht sollte er allmählich die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, für immer in dieser Epoche gestrandet zu sein. Nein, so schnell gab er nicht auf. Irgendeine Lösung musste er finden.
    Missmutig verließ auch er die Kutsche, um sich die Füße etwas zu vertreten. Draußen war es selbst für Anfang Mai überraschend mild. Ein warmer Wind trug den Geruch von Holz, Unrat und Pferdeschweiß heran. Nicht weit von ihm entfernt luden zwei Fuhrleute Mehlsäcke von einem Pferdekarren ab, und nahe bei einem der Schandpfähle krakeelte eine dicke Frau, die einen ausladenden Korb in den Armen hielt. Ihr »Frisch Fisch! Frisch Fisch!« war sicher von einem Ende des Platzes bis zum anderen zu hören.
    »Woll’n sej ook een Stück, Musjö?«
    Überrascht schaute Tobias zu Kristian auf. Der kräftige Bedienstete der Lewalds stand neben dem Pferd und beäugte ihn misstrauisch. Kauend reichte er ihm ein Stück Priem, das er mit dem Taschenmesser von einem gewundenen Strang abgeschnitten hatte.
    Tobias lehnte dankend ab.
    »Ik wull hopen«, begann er und wechselte in die Sprache, die er für Hochdeutsch hielt, »Sej sehen es mir nach, dass ik Ihnen gestern eene verpasst habe.« Kristian deutete mit der Faust einen Schlag an und spie eine unansehnliche braune Pampe auf den Boden.
    »Schon gut«, erwiderte Tobias geistesabwesend. »Es war schließlich dunkel.«
    »Wo weet, vielleicht hattn sej die Abreibung ja ook verdient.«
    »Wie bitte?«
    »Oda wie erklärt de fiene Musjö dat hier?« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, stemmte der Rothaarige die Sitzfläche des Kutschbocks hoch. Kurz draufhielt er ihm jene Fotografie unter die Nase, auf der Caroline abgebildet war. Himmel! Entweder hatte er das Foto gestern beim Kampf verloren, oder Kristian hatte ihm das Bild abgenommen, während er ihn umgezogen hatte. So oder so, Verwicklungen dieser Art waren das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
    »Woher haben Sie das?« fragte Tobias wütend und griff geschwind nach dem Bild.
    »Sollten Musjö doch wohl beter weeten, oda?« Provozierend schnitt der Kutscher ein weiteres Stück Priem von seinem Kautabakstrang und steckte es sich in den Mund. »Is doch seker keen Zufall, dat sej een Bild von de jungen Mamsell bei sich hatten, oda? Oonsrechnet bei dem Überfall güssern.«
    »Ich kann mich leider nicht erinnern.«
    »Kumm mi ni dwars!« fauchte ihn der Kutscher an und packte ihn am Kragen. Ohne den Blick von Tobias abzuwenden, spuckte der Kutscher seinen Priem erneut aufs Pflaster. Das ausgeklappte Messer zeigte nun mit der Spitze auf den Hals des Studenten. »Ik kunn di ook gern noch mol een op den Döötz geben. Vielleicht hülpt di dat op de Sprung.«
    Tobias brach der Schweiß aus. »Kristian, ich schwöre Ihnen, ich hatte mit dem Überfall nichts zu tun. Ich gebe zu, dass ich das Bild kenne. Ich habe es diesem Kahlköpfigen abgenommen«, flunkerte er aufgeregt. »Aber da wusste ich noch nicht, wer die Frau darauf ist.«
    Der Blick des Kutschers verfinsterte sich, und Tobias sah, dass die Enden seines ausladenden Schnurrbartes erregt zitterten. Endlich ließ er ihn wieder los. »Soll dat heißen, dat uns de Karl överfallen hett, weil hej wat vun de Mamsell wulln hett?«
    Tobias rieb sich den Hals und brachte sicherheitshalber etwas Abstand zwischen sich und sein Gegenüber. Hoffentlich richtete er mit dieser Notlüge kein Unheil an. »Ich weiß es nicht. Aber ich bin fest entschlossen, diesen Dreckskerl zu finden.«
    Eine Weile starrten er und Kristian sich an, und nur langsam wich das Misstrauen aus dem Blick des Kutschers. »Mamsell Lewald is een fien jung Dame, Musjö. Een wirklich fien jung Dame. Un jeder, wo ihr to nah kummt, kreegt dat mit mir to dohn. Verstoh mi recht, versteihst mi?«
    »Botschaft angekommen«, versicherte Tobias. »Ich schwöre Ihnen, dass meine Absichten redlich

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