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Der Gärtner von Otschakow

Der Gärtner von Otschakow

Titel: Der Gärtner von Otschakow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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wollte er es ihm ausreden.
    Einen Augenblick lang begann Igor tatsächlich zu zweifeln. Und er hatte ja auch gar keine hundert Dollar dabei. Der Fotograf bemerkte die Unsicherheit in der Miene des Besuchers und rührte sich nicht. Er wartete auf Antwort.
    »Doch.« Igor senkte den Blick auf die Patrone in seiner Hand. »Ich brauche es… Und wie lange wird es dauern?«
    »Ein paar Tage, vermutlich. Ich muss nachsehen, ob ich alle Chemikalien habe, und auch die Zeit für das Ganze finden… Ich bin kein freier Künstler, ich habe eine Menge Aufträge und Projekte.«
    »Muss man das Geld im Voraus bezahlen?«, erkundigte sich Igor vorsichtig.
    »Natürlich«, seufzte der Fotograf. »Sie lassen mir doch Arbeit hier und verschwinden. Sie bezahlen, dafür mache ich es, unabhängig davon, ob Sie die Bilder dann holen kommen oder nicht…«
    Igor nickte, das verstand er. »Gut, dann lasse ich es Ihnen hier.« Er überreichte dem Herrn über das Studio die Patrone. »Das Geld… habe ich nicht bei mir, aber ich… Ich rufe einen Bekannten an. Vielleicht kann ich es leihen.«
    »Rufen Sie an.«
    Igor wählte auf dem Handy Koljans Nummer.
    [164] »Hör zu, leihst du mir für ein, zwei Tage hundert Grüne? Ich hab das Geld, aber zu Hause. Und jetzt bin ich in Kiew und brauche es hier.«
    »Kein Problem, komm vorbei!«, antwortete Koljan munter. »Ich geb dir auch tausend, wenn nötig. Zier dich nicht, frag nur!«
    »Nein, tausend brauche ich nicht. Bist du in der Bank?«
    »Jawohl. Wann kommst du?«
    »In einer halben Stunde. Ich rufe dich an, wenn ich da bin!«
    »In einer Stunde bringe ich das Geld«, versprach Igor dem Fotografen und steckte das Handy in seine Tasche.
    »Falls ich fort bin, geben Sie es meiner Frau«, sagte der Fotograf.
    Koljan kam aus dem Bankgebäude herausgetänzelt.
    »Also dann, Bier, Kaffee, Cappuccino?«, fragte er ausgelassen und breitete die Arme nach beiden Seiten aus, als müssten sie zum Biertrinken in die Richtung gehen, die seine Rechte wies, und für Kaffee-Cappuccino der Linken folgen.
    »Du bist heute irgendwie komisch«, bemerkte Igor vorsichtig.
    »Ich bin heute nicht derselbe wie gestern«, zitierte Koljan lachend den alten Popsong und ließ die Arme sinken. »Man hat mir heute fünftausend Grüne gebracht! Gehen wir!«
    Und sie steuerten das vertraute Café an, fünf Gehminuten von Koljans Arbeitsplatz. Sie bestellten jeder einen Espresso und setzten sich an ein Tischchen in der Ecke.
    »Da.« Koljan holte demonstrativ einen Packen Hundertdollarnoten aus der Tasche, zog eine davon heraus und reichte sie dem Freund. »Oder vielleicht zwei?«
    [165] Igor ließ den Schein in der Tasche verschwinden. »Einer reicht, ich muss einen Film entwickeln lassen…«
    »Was ist denn das für ein Film? Hundert Grüne fürs Entwickeln! Und für die Abzüge dann zweihundert?«
    »Das ist für Entwickeln und Abziehen. Weißt du noch, ich habe dir von Otschakow im Jahr 1957 erzählt, und du hast es nicht geglaubt? Siehst du, der Film ist von dort. Ich zeige dir dann die Bilder!«
    »Und was sieht man auf diesen Bildern? Dich, Arm in Arm mit Chruschtschow? Das kriegt man doch auch mit Photoshop hin!«
    Igor winkte verächtlich ab.
    »Sei nicht beleidigt.« Koljan lachte wieder. »Es gibt übrigens eine schlechte Nachricht für dich: Demnächst wird das Kiffen verboten…«
    Igor verzog das Gesicht. Koljan sah es und hielt sich mit weiteren Scherzen zurück.
    »Weißt du, du brauchst mir ebenfalls nicht zu glauben, aber ich werde von Tag zu Tag reicher, und den Beweis habe ich in der Tasche!«, erklärte Koljan und legte den Packen Hundertdollarscheine auf den Tisch.
    »Kommt das von der Frau des Geschäftsmanns, den du gehackt hast? Für eine unvergessliche Nacht?!«, sagte Igor spöttisch.
    Koljan schüttelte den Kopf. »Das ist von dem Bekannten der Frau des Geschäftsmanns. Der wollte, dass ich die Mailbox seines Geschäftspartners hacke.«
    Igor blickte auf den Packen mit den Dollars, dann sah er sich um, ob nicht jemand sie in diesem Moment beobachtete. »Steck es ein, bitte! Das macht mich irgendwie nervös…«
    [166] »Nein, sag mir, glaubst du mir?«
    »Ich sehe und glaube«, antwortete Igor ruhig. »Wieso fragst du?«
    »Es ist wichtig für mein Selbstwertgefühl. Das hier ist bloß der Vorschuss. Wenn alles gemacht ist, kriege ich noch mal so viel!«
    »Dann hörst du in der Bank auf? Da zahlen sie doch nur Kopeken!«
    »Warum sollte ich dort aufhören? Soll das ruhig weitergehen, ich mache

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