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Der Gärtner von Otschakow

Der Gärtner von Otschakow

Titel: Der Gärtner von Otschakow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Arztsprache, ich habe nichts verstanden…«
    »Und neue Bilder?«
    »Zwei Filme.«
    »Hast du noch frische Filme?«,
    »Drei Stück«, antwortete Wanja.
    »Morgen… morgen folgst du mir mal und fotografierst mich.«
    »Sie?«, fragte der Bursche erstaunt. »Wozu denn?«
    »Wozu, wozu! Zum Andenken!«, sagte Igor ein wenig gereizt.
    »Gut.« Wanja zuckte die Achseln. »Gleich morgen früh dann?«
    »Ja, gleich morgen früh. Du gehst doch auf den Markt?«
    Wanja nickte.
    »Also fangen wir mit dem Markt an! So, ich lege mich schlafen.« Igor stand auf und fühlte in den Schultern die Schwere des langen Tages.
    »Keinen Wein auf die Nacht?«, fragte Wanja verwundert und ein wenig gekränkt, mit Blick auf die zwei vollen, großen Gläser.
    Igor nahm ein Glas und hob es zum Mund. In die Nase stieg ihm der vertraute säuerliche Geruch.
    Auch Wanja erhob das Glas, auf seinem Gesicht war ein vorsichtiges Lächeln erschienen.
    [170] »Auf dein Studium«, sagte Igor halb flüsternd und wies mit dem Kinn auf das Handbuch des Weinbereiters.
    »Darauf kann man auch später noch trinken«, flüsterte Wanja zurück. »Lieber auf die Gesundheit meiner Mutter!«
    »Gut«, stimmte Igor zu und trank ein halbes Glas.
    Wanja leerte in der Zeit sein Glas bis zum Grund und seufzte glücklich und tief.
    Igor ging mit dem Rest des Weins in sein Zimmer. Dort trank er ihn aus, bevor er sich in den Kleidern auf das von den Sprungfedern hügelige Leder des alten Sofas legte.
    Frühmorgens weckte ihn die vertraute, andersartige Vielstimmigkeit von Vögeln und Menschen vor den Fenstern von Wanja Samochins Haus. Auch er selbst erwachte als ein anderer, erfüllt von ungewohnter, munterer Leichtigkeit und sorglosem Schwung. Er stand auf, strich mit den Handflächen die leicht zerknitterte Uniform glatt, legte den Gürtel mit dem Halfter um und hörte vor der Tür schon Wanjas Schritte näherkommen.
    »Mutter und ich gehen als Erste«, sagte Wanja, als er ins Zimmer hereinsah. Auf seinen Wangen klebte Seifenschaum, in der Hand hielt er ein Rasiermesser. Er hatte offenbar gehört, dass der Milizionär aufgestanden war, und beeilte sich, seine Pläne mitzuteilen.
    »Ich habe doch gebeten, dass du mich fotografierst!«
    »Ich nehme den Apparat mit. Ich muss nur den Wein bis zu Mutters Marktstand bringen, dann verstecke ich mich dort und warte auf Sie. Sie gehen doch ohnehin gleich zu den Fischreihen!« Auf Wanjas Gesicht war ein listiges Lächeln getreten.
    »Gut. Ich schlage die Tür zu, wie immer«, sagte Igor ernst.
    [171] Er faltete die Decke zusammen und legte sie an das Sofaende. Dann trat er ans Fenster und sah durch den weißen Spitzenvorhang nach draußen. In der Nähe schrillte eine Fahrradklingel. Der Mann auf dem Fahrrad scheuchte zwei Frauen aus seinem Weg, die jede eine Dreiliterkanne in der Hand trugen. ›Sie waren Milch holen‹, begriff Igor. Die Frauen waren gar nicht gekränkt. Sie sprangen zur Seite, als sie die Klingel hörten, und als der Mann im grauen Anzug vorbeigefahren war, trafen sie sich wieder und setzten ihr lebhaftes Gespräch fort.
    Bald folgte Igor mit dem Blick auch Wanja Samochin und seiner Mutter. Beide trugen schwere Einkaufstaschen. Igor bemitleidete sie direkt und wunderte sich, dass sie so unpraktisch waren. Warum das nicht alles auf Sackkarren transportieren oder, wie er so oft in der Provinz gesehen hatte, in alten Kinderwagen?
    Aber Wanja und seine Mutter waren schnell unterwegs, trotz der sichtlichen Schwere ihrer Fracht, und schnell verschwanden sie außer Sicht, nachdem sie hinterm Gartentor links abgebogen waren.
    Eine halbe Stunde später trat auch Igor aus dem Gartentörchen. Der Wind, der ihm ins Gesicht blies, kündete vom nahen Meer und salzte ihm leicht die Lippen. Igor ging rascher, als wollte er jetzt wirklich gleich ans Meer. Imaginäres Brandungsrauschen narrte seine Phantasie. Erst als in der Nähe das reale Lärmen des Marktes erklang, verschwanden die Meeresgeräusche. Igor schritt durch das vertraute Tor, ohne einen Blick für die Früchte und das Gemüse, das auf den Ständen auslag. Er schritt vorwärts, zum Herz dieses Hafenstädtchenmarktes – den Fischreihen.
    [172] Schon hörte er die realen Stimmen der Marktfrauen, die den Fang ihrer Männer, Salzheringe, Muscheln und sonstige aus dem Wasser gezogene Handelsware anpriesen.
    Plötzlich blieb Igor stehen, ihm war eingefallen, dass er gar keine Tasche dabeihatte, um die frischen Flundern nach Hause zu tragen. Er blickte um sich, sah

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