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Der Gärtner von Otschakow

Der Gärtner von Otschakow

Titel: Der Gärtner von Otschakow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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mich dort nicht kaputt, und sie haben schnelle Computer in der Bank… Aber deine Laune ist ja nicht besonders, wie ich sehe!« Koljan beugte sich näher zu seinem Freund und musterte Igors Miene.
    »Meine Laune ist gut.« Igor versuchte ein Lächeln. »Ich sehe einfach nicht gern Bündel voll Dollars vor mir liegen. Wahrscheinlich seit dem Tag, als wir die Wohnung in Kiew verkauft haben…«
    »Ah, ja«, sagte Koljan verständnisvoll. »Du hast Heimweh nach Kiew! Mach dir nichts draus, wenn du einmal reich bist, kaufst du dir hier wieder eine Wohnung! Siehst du, ich wiederum beneide dich! Den Wald fünf Minuten vom Haus, und jederzeit ein Grillfest in der freien Natur. Komm, wir veranstalten demnächst eines! Ich sorge für Fleisch, du für Brennholz und Bier?«
    »Machen wir«, stimmte Igor bereitwillig zu.
    Als er sich schon von Koljan verabschiedet hatte, dachte Igor, dass sie doch hätten Biertrinken gehen sollen. Vielleicht wäre dann ihr Gespräch auch anders verlaufen!
    Für den Weg von Podol zur Proresnaja brauchte er etwa eine halbe Stunde. Die Tür des Fotostudios war verschlossen, [167] und Igor drückte auf den Klingelknopf. Igor der Fotograf öffnete, bat den Besucher aber nicht herein.
    »Ich habe Kunden da, ich arbeite«, sagte er und ließ die hundert Dollar in der Brusttasche seines Karohemdes mit dem spitzen Kragen verschwinden. Die beiden oberen Hemdknöpfe waren immer noch offen. »Lassen Sie Ihre Handynummer da. Ich rufe Sie an, wenn ich es fertig habe!«
    Der Himmel war heller geworden und hatte sich über Kiew gehoben. Unter den Füßen glänzte der nasse Asphalt. Igor blieb vor dem Metro-Eingang am Goldenen Tor stehen. ›Zum Bahnhof fahren oder zu Fuß hingehen?‹, überlegte er. Und beschloss, zu Fuß zu gehen.

15
    Abends sah Igor auf dem Display seines Handys nach, ob es verpasste Anrufe gab. Er war zufrieden mit seinem Ausflug nach Kiew. Und überhaupt war seine Stimmung gegen Abend leichtsinnig-fröhlich geworden. Eigentlich rückte die Schlafenszeit näher, aber von Müdigkeit keine Spur!
    ›Ich glaube, ich statte Otschakow einen kleinen Besuch ab!‹, überlegte Igor. ›Vielleicht hat Wanja noch ein paar Filme verknipst? Und wenn ich Wanja bitte, mich selbst in Otschakow zu fotografieren?!‹ Der Gedanke brachte ein Lächeln auf seine Lippen. ›Was sagt Koljan dann? Entweder glaubt er mir oder hält mich für ein Photoshop-Genie! Obwohl, er weiß doch, dass ich von Computern so viel Ahnung habe wie ein Hahn vom Eierlegen!‹
    Lustige abendliche Gedanken rücken den Schlaf näher. [168] So döste auch Igor ein und merkte nicht, wie. Und als eine innere Unruhe ihn wieder weckte, zeigte die Uhr halb eins. Im Haus und draußen war es still.
    Igor stand auf, zog die Milizuniform an und ging auf Zehenspitzen in die Küche, wo er ein Gläschen Kognak leerte.
    Mit dem Nachgeschmack des Kognaks auf der Zunge trat er aus dem Haus und schloss behutsam hinter sich die Tür.
    So sehr er sich bemühte, möglichst leise zu gehen, die Stiefelabsätze schlugen trotzdem hart auf die Straße.
    Wie viel Zeit brauchte er gewöhnlich für den Weg bis zum grünen Tor der Otschakower Kellerei? Zwanzig Minuten? Eine halbe Stunde?
    Mit Augen, die sich langsam ans Dunkel gewöhnten, starrte Igor geradeaus voraus. Endlich erschienen die bekannten Lichter. Das grüne Tor kam näher, am Rand des Vorplatzes blieb Igor stehen. Ringsum herrschte Stille, und auch hinter dem Tor war es still.
    Nachdem er fünf Minuten so gestanden hatte, setzte Igor den schon vertrauten Weg fort. Die Beine brachten ihn von selbst zu Wanja Samochins Haus. Hinterm Küchenfenster brannte eine Kerze. Igor freute sich: Jemand schlief nicht, und das hieß, jemand würde ihm die Tür öffnen!
    Es war Wanja. Er saß am Tisch und las im Handbuch des Weinbereiters, lernte für seinen Eintritt in die Nikolajewer Handels- und Industrieschule. Als er am Fenster den ›Milizionär‹ erblickte, wunderte er sich nicht. Er stand einfach auf und ging in den Flur, um den späten Gast einzulassen. Der streifte sich als Erstes die Stiefel von den Füßen und stellte sie an die Wand.
    »Sie kommen ja spät«, sagte Wanja nebenbei.
    [169] Sie gingen in die Küche. Wanja riss ein Blatt von dem Wandkalender, nahm es als Lesezeichen für sein Handbuch und klappte es zu, zog unterm Tisch eine große Weinflasche hervor und füllte zwei Gläser.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Igor ihn.
    Der Bursche nickte. »Es gibt ein Papier vom Doktor, nur ist alles

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