Der galaktische Kontakt
Gringos in größere Städte. Die neuen elektronischen Kutter haben alle Fische aus dem See geholt. Das ist der Fortschritt.«
Er starrte traurig in das leere Boot. »Für die Armen bleibt nichts. Ich hatte keine Religion, denn ich habe keine Liebe und Gerechtigkeit in der Welt gefunden – bis Ihr Vater kam.«
Das Dörfchen Quinta del Rey kam allmählich in Sicht, umrahmt von fahlen Palmen, nichts als eine Ansammlung von kleinen Lehmhütten. Dahinter erhob sich die brüchige Steinmauer eines alten Klosters auf einem steinigen Hügel.
Chino steuerte das Boot durch die Schaumkronen des Wassers ans Ufer. Pedro begleitete Adam bis zu einer blau gestrichenen Tür.
»Hier ist Ihr Vater«, lächelte er.
In der kühlen Dunkelheit des ebenerdigen Raumes lag ein Mann in einem Bett aus Palmenzweigen und mit einem verblichenen Tuch bedeckt. Eine gut aussehende, dunkelhaarige Frau stand neben dem Bett und fächerte mit einem Palmenwedel die Fliegen weg.
»Hallo, Adam«, lächelte sie freundlich, und Adam war nicht wenig erstaunt, in ihr den Schwarzen Schwan zu erkennen, den er auf dem Mond getroffen hatte. »Dein Vater schläft.«
»Ich bin jetzt wach«, sagte der Mann in dem Bett und setzte sich auf. »Ich möchte meinen Sohn sehen.«
Er lehnte sich gegen die weiß gestrichene Wand und streckte Adam die Hand entgegen. Seine tiefe, gedehnte Sprechweise kam Adam bekannt vor. Dann erkannte er in einem Sekundenbruchteil die hellen, blauen Augen und das blonde Haar wieder.
»Caine!« Für einen Augenblick stand er wie versteinert da, bevor er seine Hand heben konnte. »Jason Caine, du bist mein Vater?«
Er ergriff die zitternde Hand und wunderte sich über die Veränderung, die mit dem vitalen, athletischen Mann vorgegangen war, den er im Tycho getroffen hatte. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und seine Haut war blaß geworden.
»Ich mußte einen anderen Namen benutzen.« Seine Stimme klang schwach und schwankend. » Man First macht Jagd auf mich. Aber ich bin dein Vater.«
»Du wußtest das, als wir uns auf dem Mond trafen?« flüsterte Adam.
Caine nickte. »Ich habe mich stets über dich auf dem laufenden gehalten, aber ich konnte dir da noch nicht vertrauen. Du standest den Monks viel zu nahe. Und Man First hat uns schon so manche Nuß zu knacken aufgegeben. Smith sagte mir jedoch, daß wir dir jetzt vertrauen dürfen.«
»Das kannst du wirklich«, sagte Adam.
»Und du kannst, wenn du wirklich stark bist, entscheidend dazu beitragen, die Zukunft unserer Welt in Ordnung zu bringen. Mit der galaktischen Zivilisation oder ohne sie.« Der kranke Mann schaute ihn prüfend an. »Traust du dir zu, die Sache anzupacken?«
»Ich werde es versuchen«, sagte Adam. »Ich glaube an den Nutzen des galaktischen Kontakts …«
»Stop!« winkte Caine ab. »Du weißt nichts über den Kontakt. Wenn du etwas erfährst, wird eine Entscheidung nicht so leicht sein. Aber ich freue mich über deine Einstellung, ich bin stolz auf dich.«
»Sag mir, was ich wissen muß«, drängte Adam.
»Ich werde dir sagen, was ich weiß«, sagte Caine. »Aber die Entscheidung mußt du selbst fällen.«
Der Schwarze Schwan wischte vorsichtig einen frischen Blutfleck von seinen Lippen. Dann holte sie Adam einen Hocker.
Caine lehnte sich gegen das Kissen und schloß seine Augen.
»Der Kontakt war seit meiner Kindheit mein Lebensziel. Erst viel später wurden Tom Jett und ich auf dem Mond von dem Raumschiff aus Tau-Ceti aufgenommen. Ich habe die Völker der Galaxis studieren können. Und ich habe die Bedingungen für den galaktischen Kontakt erfahren. Dann habe ich versucht, die Erde in die transgalaktische Gesellschaft zu bringen. Das ist nicht so einfach, wie du es dir vorstellst. Du mußt sogar die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Tom Jett auf der richtigen Seite steht.«
»Ich kann ihn nicht leiden«, sagte Adam unwillig. »Und seinen Man-First -Mob.«
»Aber andere Menschen«, sagte Caine schwer atmend. »Es gibt andere Gegner des Kontakts, so gefährlich wie Jett oder die Monks. Sie sind draußen im All und vertreten die Ansicht, daß eine so primitive Zivilisation wie die der Erde vor einer möglichen Korruption durch den Kontakt bewahrt werden sollte. Es gibt auch Wesen, die uns lieber ausrotten würden, um Platz für sich selbst zu schaffen. Es ist meine Krankheit, die an meinem Vertrauen nagt.«
Er rieb sich an der geplatzten Lippe und starrte verbissen auf das Blut an seinem Finger.
»Unsere Freunde im Kosmos haben das Leben
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