Der galaktische Mahlstrom
Betäubungspistole, genau wie die beiden Krieger, die das meiste der Ladung abbekommen hatten. Auch der Offizier auf der vorderen Bank war besinnungslos. Kevin beugte sich über die Banklehne, um nach dem Bremshebel zu greifen, konnte ihn jedoch nicht erreichen. Er legte Katwen vorsichtig wieder auf den Boden und kletterte nach vorn. Er zog den Bremshebel hoch, aber nichts tat sich.
Er setzte den Offizier auf und schlug ihm ins Gesicht. »Wach auf! Wach auf!« Aber der Kopf blieb weiter schlaff wie der einer Puppe hängen.
Und dann glühte oranges Licht vor ihnen, und eine Art Bahnhof kam in Sicht. Drei Kriegerinnen mit angelegten Armbrüsten kauerten neben den Gleisen, aber sie schossen nicht, offenbar weil sie den Offizier bemerkt hatten, den Riley immer noch aufzuwecken versuchte.
Riley sah ein Netz voraus. Sie schlugen mit voller Kraft dagegen, doch statt den Wagen anzuhalten, zerriß es, und weiter ging die wilde Fahrt. Kevin versuchte es verzweifelt noch einmal mit der Bremse. Er zog so heftig daran, daß er plötzlich den herausgerissenen Hebel in der Hand hielt. Er biß die Zähne zusammen. Zwischen den hinteren Bankreihen würde der endgültige Aufprall vielleicht nicht ganz so schlimm sein. Er zerrte den Offizier mit sich und kletterte zu Katwen zurück.
Als er einen kurzen Blick über die Schulter warf, sah er, daß die Schienen voraus aufwärts führten. Noch ehe sein Gehirn diese Tatsache registrierte, fuhr der Wagen bereits hoch. Aber das beruhigte Riley nicht sehr. Natürlich mußte es einen Bremsweg geben für den Fall, daß ein Wagen außer Kontrolle geriet – er wurde übrigens bereits ein wenig langsamer –, aber was war, wenn er wieder zurückrollte? Er blickte zurück, und wünschte sich, er hätte es nicht getan. Nie hätte er gedacht, daß die Neigung so steil wäre. Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Er legte die Arme um Katwen, die sich gerade zu rühren begann, und als der Wagen noch langsamer wurde und bestimmt jeden Moment zurückrasen würde, sprang er mit Katwen auf den Armen hinaus und kam, glücklicherweise schräg die Böschung entlangrollend, zum Halt. In diesem Augenblick fuhr der Wagen rückwärts.
Und etwas klickte – klickte – klickte – und hörte nicht zu klicken auf, während der Wagen fast gemächlich hinunterrollte.
Riley schüttelte den Kopf über sich selbst. Eigentlich hätte er es sich ja denken müssen, daß es eine Sicherheitsbremsvorrichtung gab, offenbar nach dem Zahnradbahnsystem. Er blickte dem klickend, langsam von ihnen wegrollenden Karren nach.
Er versuchte sich umzudrehen, um nach Katwen zu sehen, da wurde ihm bewußt, daß seine Hände und Füße noch immer gefesselt waren. Er konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Alles hatte er gebunden getan. Da sah man wieder einmal, wozu ein Mensch in einer extremen Krise fähig war.
Ein Geräusch hinter sich ließ ihn nun sich ganz herumrollen. Er sah, daß Katwen sich aufzusetzen bemühte. »Was ist passiert?« erkundigte sie sich.
»Ich erkläre es dir später.« Er deutete. »Sie sind immer noch auf dem Wagen – bewußtlos.«
»Ist Chance zu entkommen!«
»Entkommen?« Daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht. Sein einziger Gedanke war gewesen, von dem Wagen herunterzukommen, ehe er gegen eine Wand schmetterte. »Wohin?« fragte er. »Doch wohl auf keinen Fall zu den oberen Stockwerken. Kennst du dich in diesem Teil des Schiffes aus? Ich bezweifle es. Selbst wenn wir einen Aufzug oder eine Leiter fänden, wären wir nicht in Sicherheit. Garantiert würden wir Kriegern der einen oder anderen Seite in die Hände laufen.«
»Brauchen keine Leitern, müssen nur in Drehrichtung gehen. Stockwerke nicht konzentrisch, sondern wie Spiralen, weil sie da räumlich größer erscheinen. Haben das in Geographie gelernt. Dauert vermutlich viel länger, aber so kommen wir nach oben.«
Riley starrte sie an. »Katwen, dein Wissen ist das erstaunlichste Flickwerk, das man sich nur vorstellen kann.«
»Oh? Gibt viele Dinge, die nur Kapitän weiß, vielleicht weil sie zu gefährlich sind – für einfache Leute – und Schiff. Rebellion beweist, daß gefährliches Wissen unter Kontrolle gehalten werden muß.«
Riley hielt sich zurück. Er überlegte angestrengt, was er dazu sagen sollte.
Vielleicht überlegte er zu angestrengt, denn Katwen sagte: »Du runzelst Stirn, Kevin Riley, warum?«
»Tut mir leid, Katwen! Es ist bedauerlich, daß man dir das Recht versagte, auch unangenehme Wahrheiten zu
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