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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mein Anwalt zu fungieren? Nur für ein paar Wochen? Sehen Sie, ich habe mir etwas Geld gespart ...«

    »Ich weiß genau, wieviel Geld Sie haben«, fiel ihm Devereaux mitfühlend ins Wort. »Es konnte mir nicht verborgen bleiben. Brauchen Sie meinen Rat bezüglich irgendwelcher Investments? «
    »In gewissem Sinne ...«
    »Dann werde ich Ihnen uneingeschränkt helfen. Ehrlich.« Sam meinte es genauso, wie er es sagte. Nach einem ganzen Leben der Hingabe, des Risikos und des Dienstes an seiner Nation hatte Mac es fertiggebracht, eine Summe von etwa fünfzigtausend Dollar anzuhäufen. Und sonst keinerlei Besitz. Keine Häuser, keine Immobilien, keine Aktien. Nichts. Das und eine gekürzte Pension war alles, was ihm für den Rest seines Lebens zur Verfügung stand. »Und wenn ich Ihnen nicht den Rat geben kann, von dem ich glaube, daß Sie ihn haben sollen, werde ich jemand anderen finden, der dazu imstande ist.«
    »Das ist richtig rührend, junger Freund.«
    Schimmerten da etwa Tränen in den Augen dieses hartgesottenen Offiziers? Es war schwer zu erkennen, denn die getönte Brille war dazwischen.
    »Das ist das wenigste, was ich tun kann. Was ich sage, klingt vielleicht abgedroschen, aber das ist das wenigste, was jeder Steuerzahler für Sie tun könnte. Sie haben viel geopfert, und jetzt haben diese Armleuchter Sie fertiggemacht. Das weiß ich.«
    »Nun, Junge«, sagte Hawkins und holte tief und heroisch Atem, »jeder tut das, was er in dieser Welt tun muß. Und dann kommt der Augenblick — autsch! Dieser verdammte Tuntenanzug sitzt enger als eine Paradeuniform.« Der Hawk zog ein zusammengefaltetes, abgegriffenes Magazin aus der Brusttasche. Die einzelnen Seiten hatten Eselsohren und waren mit Rotstift markiert.
    »Was ist das?« fragte Devereaux.
    »Ach, kommunistisches Propagandamaterial, das die Schlitzaugen in meiner Zelle gelassen haben. Die übliche Kacke, eine Masse Schreibfehler und so. Das ist ein Artikel, der die Ungerechtigkeiten aufzeigen soll, die in den organisierten
Religionen so verbreitet sind. Der Papst in Rom hat einen Vetter — es ist ungefähr so wie bei den Brokemichaels, nur daß der Heilige Vater und sein Cousin nicht denselben Namen tragen. Aber sie sehen sich ähnlich. Wie ein Ei dem anderen. Allerdings hat sich dieser Papstvetter einen Bart wachsen lassen, um die Ähnlichkeit zu verbergen. «
    »Ich verstehe nicht ganz. Wo liegt da die Ungerechtigkeit? « «
    »Dieser Vetter ist ein kleiner Sänger in einer unbedeutenden Operngesellschaft und die halbe Zeit arbeitslos. Die chinesischen Kommunisten ziehen jetzt den naheliegenden Vergleich. Der Sänger singt sich für die Kultur des Volkes das Herz heraus und verhungert halb, während sein Vetter, der Papst, sich den Wanst vollschlägt und die Armen bestiehlt.« «
    »Das hat Sie so interessiert, daß Sie es sich angestrichen haben? «
    »Zum Teufel, nein, Junge. Ich habe mir nur die Ungenauigkeiten herausgepickt, um sie einem meiner Freunde zu zeigen, einem Priester. Vielleicht überrascht es Sie, aber ich habe mich gründlich mit einigen Dingen befaßt, über die ich früher nie nachgedacht habe. Gott und die Kirche und dergleichen — daß Sie mir jetzt ja nicht lachen!«
    Devereaux lächelte sanft. »Ich lache nie über solche Dinge. Ich glaube nicht, daß so etwas komisch ist. Die Gedanken, die sich ein Mensch über Religion macht, sind nicht nur sein verfassungsmäßiges Recht, sondern häufig das einzige, was ihn wirklich aufrecht erhält.«
    »Das haben Sie jetzt aber verdammt nett ausgedrückt, wirklich tiefschürfend, Sam. Übrigens, noch etwas zu dieser Brokemichael-Geschichte. Morgen früh, bei G-2. Halten Sie hübsch die Klappe, und tun Sie, was ich sage.«
     
    Hawkins wartete unter dem Vordach, als Sams Auto vor dem Hotel stehenblieb. Er hielt eine recht teuer wirkende Aktentasche in der einen Hand, öffnete den Wagenschlag
mit der anderen und stieg hinein. Sein Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen.
    » Verdammt noch mal! Ein herrlicher Morgen ist das!«
    Das war keineswegs der Fall. Es war kalt und feucht, und der Himmel versprach heftigen Regen.
    »Ihr Barometer scheint ein wenig nachzugehen.«
    »Unsinn! Jeder Tag hängt — wie das Alter — nur davon ab, wie man sich fühlt, Junge. Und ich fühle mich einfach großartig!« Hawkins strich die Revers seines Tweedanzuges glatt, zog die tiefrote Seidenkrawatte über dem modisch gestreiften Hemd zurecht und fuhr sich vorsichtig mit den Fingern durch die

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