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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Renaissanceporträts herabblickten, lag der Eingang — gigantische Eichendoppelportale und dahinter eine Marmortreppe, die zu einer kreisförmigen Auffahrt hinunterführte, breit genug, um selbst den Leichenzug des Aufsichtsratsvorsitzenden von General Motors zu bewältigen.
    Was hatte Hawkins getan? Und wie stellte er das an? O Gott! Warum? Wozu brauchte er eine solche Monstrosität?
    Devereaux blickte auf die schlafende Regina hinunter, deren dunkelbraunes Haar das Kissen bedeckte und deren von der kalifornischen Sonne gebräuntes Gesicht halb von der Daunendecke bedeckt war. Falls sie die Antwort auf diese Fragen kannte, so war sie jedenfalls nicht bereit, sie
ihm zu verraten. Von den vier >Girls< war Ginny die raffinierteste. Alles war wie nach Drehbuch abgelaufen, bis zu dem Augenblick, in dem er eingeschlafen war. Aber er konnte ihr nicht böse sein, weil sie ihn faszinierte.
    Unter ihrem weichen Äußeren, das in ihm immer wieder die Ahnung von Magnolienduft aufkommen ließ, verbarg sich ein stählerner Wille. Sie war eine Führernatur und hatte Freude daran, Leute zu manipulieren. Sie setzte ihre Gaben
    — geistige wie physische — mit Fantasie und Kühnheit und sogar mit Humor ein. Sie war durchaus imstande, im einen Augenblick mit geradezu missionarischer Inbrunst aufzutreten und im nächsten ein verlorenes kleines Mädchen inmitten des brennenden Atlanta zu sein. Sie war die lachende, provozierende Sirene auf der vom Mondlicht beschienenen Plantage, und im nächsten Augenblick, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt, eine verschwörerisch flüsternde Mata Hari, die einem verdächtig aussehenden Chauffeur im Schatten eines Bahnhofs Anweisungen erteilte.
    »Mack Feldmans Hintern in bitterem Selters!«
    So sehr Sam sich auch den Kopf zerbrach — genauso hatten die Worte geklungen, die Ginny dem seltsam aussehenden Mann mit der schwarzen Baskenmütze und dem goldenen Schneidezahn zugeflüstert hatte, während seine Katzenaugen sich an ihrer Bluse förmlich festklammerten.
    »Mac ist ein Filz!« hatte die geflüsterte Antwort gelautet. »Sein Visier ist im Blumentopf einer Autobombe!«
    Auf diese äußerst vielsagende Antwort hin hatte Ginny genickt, Deveraux am Arm ergriffen und ihn auf die Straße hinausgezogen.
    »Trag den Koffer mit der linken Hand und pfeif etwas. Er wird in eine Seitengasse einbiegen, und dann warten wir an der Ecke auf ihn. Er wird dann den Wagen bringen.«
    »Warum all der Unsinn? Die linke Hand! Das Pfeifen!«
    »Andere Leute passen auf. Wir müssen sicherstellen, daß man uns nicht folgt.« «
    Irgendwie kam ihm jetzt das Orientexpreßthema etwas
übertrieben vor, aber er nahm trotzdem den Koffer gehorsam in die linke Hand und begann zu pfeifen.
    »Das doch nicht, du Esel!«
    »Wieso denn? Das ist eine Hymne ...«
    »Hier nennt sich das >Deutschland über alles    Er hatte das Thema gewechselt, war auf >Rock of Ages< übergegangen, und in diesem Augenblick war ein anderer Mann, diesmal einer, der einen echten Conrad-Veidt-Mantel trug, sogar mit Samtrevers, auf Regina zugekommen und hatte leise zu ihr gesagt: »Ihre Warzen sind im Waggon.«
    »Mack Feldmans Hintern hat süße Grübchen«, hatte sie leise, aber wie aus der Pistole geschossen erwidert. Und in Sekundenschnelle war ein langgestreckter schwarzer Wagen aus der finsteren Seitengasse herausgerast, und sie waren eingestiegen.
    So hatte die anstrengende, zwei Stunden währende Fahrt begonnen. Endlose Meilen gewundener, bergauf führender Straßen, die aus den Schweizer Bergen und Wäldern herausgehauen waren, dazwischen immer wieder gespenstisches Mondlicht ... Bis sie schließlich eine Art Tor erreichten, das aber in Wirklichkeit gar kein Tor war, sondern ein echtes Fallgatter. Vor einem Burggraben.
    Ein echter Burggraben! Mit schweren Planken, unter denen man Wasser plätschern hörte. Und dann eine weitere gewundene Straße, wieder den Berg hinauf, die an der riesigen, kreisförmigen Auffahrt vor dem mächtigsten Landhaus endete, das Sam je gesehen hatte, seit er mit den Pfadfindern in Fontainebleau gewesen war. Und selbst Fontainebleau hatte keine Zinnen. Wohl aber dieser Bau — hohe, eindeutig aus Stein bestehende Zinnen, eine Architektur, die man unwillkürlich mit Ivanhoe und dem Schwarzen Ritter in Verbindung brachte.
    Eindrucksvoll, dieses Chäteau Machenfeld, und dabei hatte er es nur nachts gesehen. Er war gar nicht sicher, ob er es bei Tag sehen wollte. Allein schon der Gedanke eines solch mächtigen Baus

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