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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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konnte.
    Was glaubt er, was die Kreatur ihm antut? Frisst sie ihn?
    Schlimmer.
    Was könnte schlimmer sein?
    Sue war sich nicht mehr sicher, ob sie es wirklich wissen wollte.
    Glitt schien Vinces Körper um eine Kurve zu ziehen. Ein paar Sekunden später endete der Teppich. Vinces Rücken rutschte nun über eine kühle glatte Oberfläche, die von schmalen Ritzen durchbrochen war.
    Auch die Luft war anders.
    Ein Gefühl von Leere und Feuchtigkeit.
    Wir sind im Bad.
    Mit einer Mischung aus Angst und Schadenfreude begriff Sue, wohin Glitt Vince brachte.
    Zur Badewanne.
    Hey, Vince, alter Junge. Weißt du was? Jetzt bist du dran. Er tut mit dir, was er mit Elise getan hat.
    Das wird gut.
    Glitt ließ plötzlich los. Vinces Beine fielen herab. Die Absätze der Schuhe schlugen auf die Kacheln.
    Der Stoß rettete Vince vor dem Schrecken auf dem Grund des Wassers, worin immer der auch bestand. Er keuchte, schlug die Augen auf und wusste sofort, dass er auf dem Boden des großen Badezimmers lag. Das Deckenlicht brannte. Er sah Glitt hinter seinen Füßen über ihm aufragen.
    Was macht er hier?
    Während Vince versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen, betrachtete Sue Glitt.
    Es war derselbe Mann, den sie mit Neal auf dem Parkplatz gesehen hatte, ehe die Hölle losbrach. Sie und Marta hatten sich schon gedacht, dass es sich um Glitt handelte, aber sie waren sich nicht sicher gewesen.
    Seine Stirn war bandagiert. Wegen seines dichten wirren Barts sah er aus wie ein verrückter Penner oder Hippie.
    Er sieht irrer aus als Charles Manson.
    Er trug ein langärmliges schwarzes Hemd. Und eine schwarze Lederhose, die sich eng um die langen knochigen Beine spannte. Unterhalb des linken Knies waren ein paar Zentimeter Leder herausgerissen. Die Furche verlief schräg nach unten. Sue konnte offenes breiiges Fleisch darin sehen.
    Du hast ihn erwischt, Vince. Zumindest ein bisschen.
    Blut floss aus der Wunde, überzog sein Hosenbein und die Seite des Stiefels und bildete eine kleine Lache auf den Fliesen.
    Eine Weile stand er nur da und starrte Vince wütend an.
    Vince hatte mittlerweile begriffen, was vorging. Sein Magen zog sich zusammen, und er war krank vor Angst, doch sein Verstand arbeitete schnell und versuchte, einen Ausweg zu finden.
    Er wird das Geld wollen. Darum geht es. Versprich ihm das Geld – versprich ihm irgendwas!
    Warum hat er mich hierher reingebracht? Hier hat er Elise getötet.
    Er will mir nur Angst einjagen. Er mag ein sadistischer Irrer sein, aber er lässt sich nicht eine halbe Million Dollar entgehen.
    »Wollen wir wetten?«, fragte Sue ihn, obwohl sie wusste, dass er ihre Gedanken nicht hören konnte.
    »Vincent, Vincent«, sagte Glitt und ging in die Hocke.
    »Ich dachte … du wärst ein Einbrecher«, sagte Vince.
    »Falsch. Ich bin ein Killer.«
    »Ich meine … ich hätte nicht … auf dich geschossen.«
    »Klar.« Glitt nahm Vinces linken Fuß und zog ihm den Schuh aus.
    Vinces Angst steigerte sich. »Was machst du da?«, keuchte er.
    Glitt warf den Schuh zur Seite und ließ den Fuß fallen. »Du hast das Geld nicht gebracht, Vincent.«
    »Es ist gestohlen worden. Es war nicht meine Schuld.«
    »Wirklich?«, fragte Glitt, aber es klang nicht so, als interessierte es ihn. Er nahm Vinces anderen Fuß und streifte den Schuh ab.
    »Heute Nachmittag«, erklärte Vince. »Man hat mich bestohlen. Alles weggenommen. Ein Typ und zwei Fotzen.«
    »Nette Ausdrucksweise, Freundchen«, sagte Sue.
    »Siehst du, was sie getan haben? Siehst du?« Vince hob eine Hand und zeigte auf sein Kinn. »Das hat der Arsch mit seiner Pistole gemacht. Siehst du? Er hat mich damit geschlagen.«
    »Schrecklich.« Glitt ließ Vinces nackten Fuß auf den Boden sinken.
    Er griff nach dem Messer an seiner Hüfte.
    Vince wimmerte.
    Glitt zog das Messer aus der schwarzen Lederscheide. Es hatte eine breite glänzende Klinge.
    Vince gefror das Blut in den Adern.
    »Sie haben mich ausgeraubt, Les! Was sollte ich denn machen? Die Banken waren zu. Aber ich kann noch mehr Geld auftreiben!«
    »Wirklich?« Glitt klang immer noch desinteressiert.
    Er senkte die Klinge zwischen den zweiten und dritten Zeh von Vinces rechtem Fuß. Mit der anderen Hand umklammerte er den Knöchel.
    »Leslie? Hey. Ich besorg dir das Geld. Wirklich! Ich schwöre bei Gott!«
    »Wann?«
    »Montag!«, platzte er heraus. »Sobald meine Bank aufmacht.«
    »Toll«, sagte Glitt ohne Begeisterung. Dann bewegte er langsam die Klinge und schnitt in das Gewebe zwischen Vinces

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