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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wippten. Er fühlte die Festigkeit ihres Hinterns und einen seltsamen Mangel an Gewicht und Bewegung im Schambereich.
    So ist es also, sie zu sein, dachte er.
    Fantastisch.
    Bis auf die Schmerzen.
    Der Dreckskerl hatte ihr ganz schön zugesetzt. Neal spürte, wo er sie mit dem Messer geschnitten, wo er sie gekniffen, gebissen oder mit der Zange verletzt hatte – verschiedene Arten von Schmerz. Dort, wo sie Pflaster trug, nahm er eine leichte Versteifung wahr.
    Ihr Gesicht schien unversehrt zu sein. Aber der Kerl musste ihre Brüste ziemlich bearbeitet haben. Sie taten überall weh, und dort klebten ungefähr sieben Pflaster. Ihre Nippel waren wund, doch nicht bandagiert. Sie hatte ein paar Pflaster auf dem Bauch und einige auf der linken Hinterbacke. Ihre Schamlippen brannten, als wäre sie auch dort gekniffen oder gebissen worden. Neal spürte an dieser Stelle jedoch keine Bandage.
    Tief in ihr konnte er keinen Schmerz entdecken. Offenbar hatte sie die Wahrheit gesagt, als sie behauptet hatte, nicht vergewaltigt worden zu sein.
    Während Neal sich auf die Empfindungen ihres Körpers konzentrierte, ging Elise mit dem fast leeren Glas in der Hand langsam durchs Zimmer. Sie dachte ununterbrochen, doch die Gedanken schienen nicht an Neal gerichtet zu sein, deshalb achtete er nicht so genau darauf.
    Er war fasziniert.
    Ist das die Macht des Armbands? Kann es einem eine solche Reise ermöglichen?
    Unglaublich!
    Es ist, als wäre ich sie!
    »Geht’s dir gut?«, fragte Elise im Geiste.
    Prima, dachte er.
    »Das habe ich noch nie getan.« Es ist irgendwie unheimlich, ihn in mir zu haben. Obwohl er ein toller Typ zu sein scheint. Aber, Gott, es ist so intim. Hat er meiner Muschi schon einen Besuch abgestattet? O Scheiße, was, wenn er das gehört hat? Natürlich hat er es gehört. Sei froh, dass du es wenigstens nur Muschi genannt hast und nicht … Nein, nein, nein. »Hallo, Neal. Hey, hör zu, es wird Zeit, das Gebäude zu räumen, ja? Ich wollte dir nur einen kleinen Vorgeschmack geben.« Ich muss den Verstand verloren haben. Toll, das hat er jetzt wahrscheinlich auch gehört. Wahrscheinlich, leck mich doch am Arsch. Ah, das wird ja immer besser. »Jetzt habe ich das letzte bisschen Würde verspielt, Neal. Jedenfalls brauchst du dir nun keine Illusionen mehr darüber zu machen, wen du gerettet hast.« Hey, so schlimm bin ich gar nicht. Es könnte viel schlimmer sein. Er muss hier raus! »Neal! Hey! Es wird Zeit zu gehen. Falls du noch hier drin bist. Bist du noch da? Jedenfalls musst du dich zurück in deinen eigenen Körper wünschen.« Was, wenn er nicht geht? Wenn es ihm bei mir so gut gefällt, dass …
    Er war draußen.
    Er konnte das Gewicht und die Bewegungen ihres Körpers nicht mehr spüren, nicht mehr sehen, was sie sah, nicht mehr fühlen, was sie fühlte. Nicht mehr ihren Gedanken lauschen.
    Zumindest waren auch die Schmerzen weg. Aber die schienen ein kleiner Preis für die Vielzahl ihrer anderen Empfindungen gewesen zu sein.
    Er war traurig und fühlte sich verloren. Er wollte in sie zurückkehren.
    Aber er wusste, dass er das nicht tun sollte.
    Deshalb kehrte er zurück in den Körper, der wie schlafend auf dem Sofa lag.
    Nach Hause.
    An seinem Körper war nichts Aufregendes oder Fremdes. Er fühlte sich durch und durch vertraut an. Sein Gewicht, seine Ausmaße, seine Muskeln. Alles war genauso, wie vor seiner Reise. Obwohl er ein paar wunde Stellen verspürte, war sein Körper, verglichen mit Elises, doch nahezu frei von Schmerzen.
    Er schlug die Augen auf und drehte den Kopf.
    Elise stand auf der anderen Seite des Tisches, schnitt eine Grimasse und errötete heftig. Dann zuckte sie die Achseln. »Also«, sagte sie. »Das ist das magische Armband.«
    »Wow.« Neal setzte sich auf, schwang die Beine vom Sofa, beugte sich vor und nahm sein Glas. Er trank ein paar große Schlucke von seinem Wodka-Tonic.
    Elises hatte besser geschmeckt.
    »Entschuldigung, dass ich dich rausgeworfen habe«, sagte sie.
    »Schon in Ordnung.«
    »Es war … es wurde peinlich.«
    »Es ist nichts passiert, wofür du dich schämen müsstest.«
    »Ich hätte es besser wissen sollen. Ich meine, ich war in genug Leuten, um zu wissen, dass man vor so einem Gast nichts verbergen kann. Allein der Versuch, etwas zu verbergen, enthüllt es schon. Fast immer. Man muss einen Gedanken denken, um ihn vermeiden zu können. Die ganze Situation ist unmöglich. Ganz zu schweigen davon, dass der Besucher jeden Teil des Körpers spüren kann. Man

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