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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dass sie auch einfach aus der Tasche gefallen sein könnte, während sie gekämpft hatten oder als der Mann sie ausgezogen hatte.
    Er hob auch die Hose auf und suchte den Boden ab.
    Keine Karte.
    Mach dir später Gedanken darüber, sagte er sich. Der Mörder ist noch irgendwo hier.
    Wahrscheinlich.
    Er ließ den Pyjama fallen, stand auf und sah sich noch einmal gründlich um.
    Keine Spur von der Visitenkarte.
    Wenn die Polizei sie findet … Das ist meine geringste Sorge. Was, wenn er sie hat? Dann weiß er, wo er mich findet.
    »Gut!«, stieß Neal hervor.
    Der Klang seiner Stimme erschreckte ihn. Er wagte es nicht, noch etwas zu sagen.
    Aber er dachte: Komm und hol mich.

12
    12
    Neal durchsuchte das Haus.
    Er arbeitete sich vorsichtig von Zimmer zu Zimmer vor und hielt nach dem Mörder Ausschau.
    Und nach seiner Visitenkarte.
    Er war merkwürdig ruhig.
    Schlimmer konnte es kaum noch werden.
    Er hoffte, die Polizei würde ihn nicht hier erwischen, doch andererseits kümmerte es ihn auch nicht besonders. Die Beamten des LAPD waren keine schießwütigen Cowboys. Das war Schwachsinn, den die Leute aus Filmen hatten. Wenn er seine Pistole fallen ließ, würde ihm nichts passieren.
    Sie würden ihn höchstwahrscheinlich verhaften, na und?
    Er konnte damit leben.
    Er würde lieber darauf verzichten, aber es war auch keine große Sache.
    Elise war tot, das war das Entscheidende.
    Und er musste den Mörder finden.
    Ich schieße ihm ins Gesicht, bis das Magazin leer ist.
    Neal entdeckte ein wenig Blut auf dem Teppich in Elises Schlafzimmer und im Flur. Ein paar Tropfen und Flecken hier und dort.
    Auf dem Läufer in der Tür zum Gästebad fand er ein gepunktetes Muster.
    Das Blut von diesem Dreckschwein.
    Dort hatte er gewartet, ehe er über sie herfiel.
    Wenigstens habe ich mir nicht nur eingebildet, ihn getroffen zu haben, dachte Neal.
    Aber es war kaum mehr Blut, als aus einem Schnitt im kleinen Finger tropfen würde.
    Er hat die Wunden verbunden, begriff Neal.
    Vermutlich hat er geblutet wie ein Schwein, als ich ihn getroffen habe. Er war bestimmt bewusstlos. Ist erst aufgewacht, als wir weg waren. Da hat es schon nicht mehr so stark geblutet. Er hat sich zurück zum Wagen geschleppt, ist hineingekrochen und hat sich notdürftig verarztet.
    Der Mistkerl hat einen Werkzeugkasten, warum sollte er nicht auch einen Verbandskasten im Auto haben?
    Wahrscheinlicher ist, dass er die Verbände aus irgendwelchem Zeug improvisiert hat, das er im Wagen fand. Ein altes Hemd, ein Handtuch, ein Laken. Elise hatte eine Matratze erwähnt; es könnten auch ein Kissenbezug oder eine Decke dagewesen sein.
    So oder so, jedenfalls hat er die Blutung weitgehend gestoppt.
    Aber nicht vollständig.
    Wenn ich doch nur ein besserer Schütze wäre!
    Ich hätte ihn töten müssen.
    Ich hätte ihm den Rest geben sollen. Ihm den Lauf in den Mund schieben und den beschissenen Kopf wegblasen sollen, als er zwischen den Bäumen am Boden lag.
    Dann wäre Elise jetzt nicht tot.
    Neal wirbelte herum, weg von der Badezimmertür, und rief: »Wo bist du?«
    Es kam keine Antwort.
    Er durchsuchte den Rest des Hauses.
    Er fand den Mörder nicht.
    Auch die Visitenkarte tauchte nicht auf.
    Der Mistkerl hat sie, ganz klar.
    Neal verließ das Haus, ohne noch einmal Elises Badezimmer zu betreten. Er wusste, er würde es nicht ertragen, sie ein weiteres Mal anzusehen.
    Er hielt sich auch nicht damit auf, seine Spuren zu beseitigen.
    Wenn die Polizei hinter ihm her sein sollte, dann war es eben so.
    Draußen suchte er die Gegend um den Pool ab. Dann ging er zur Vorderseite des Hauses.
    Nachdem er gesehen hatte, dass sowohl der Lieferwagen als auch sein eigenes Auto noch in der Einfahrt standen, lief er komplett um das Haus herum, hielt Augen und Ohren offen und hoffte, der Mörder würde aus seinem Versteck kommen und auf ihn losgehen.
    Doch es geschah nichts.
    Er ging zurück zur Einfahrt und öffnete die Fahrertür des Lieferwagens. Es ging kein Licht an. Er stieg ein. Auf dem Sitz kniend, spähte er in den Laderaum. Er konnte nicht viel erkennen. Nur ein paar undeutliche Umrisse: das graue Rechteck der Matratze, verstreute Gegenstände, die zu klein waren, als dass sich jemand dahinter verstecken könnte.
    Der Mörder war nicht hier.
    Er muss sich zu Fuß aus dem Staub gemacht haben, dachte Neal.
    Wenn er nicht noch irgendwo im Haus ist.
    Er könnte überall sein, sagte sich Neal. Nur nicht hier im Wagen.
    Schnell nahm er die Pistole in die linke Hand, beugte sich

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