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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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stimmt’s? Um wirklich was zu nützen, sollte das Vorspiel allerdings im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht nur vor, sondern auch nach der verruchten Tat stattfinden. Was, anders ausgedrückt, nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als daß es keinen Anfang und kein Ende haben, sondern ewig weitergehen sollte. Offensichtlich verstehen verschiedene Leute verschiedene Sachen unter Vorspiel. In meinem ersten Studienjahr in Backwater hatte ich eine Mitbewohnerin, die eine Massagedusche als Vaginalspray verwendete – sie nannte es die längste Ejakulation in der Geschichte des Universums. Sie hat mir ihre Massagedusche mal geborgt, aber mir war das eine zu nasse Angelegenheit, also bin ich bei meinem bewährten Hitachi-Zauberstab geblieben.
    Ich schweife ab.
    Vorspiel.
    War doch ganz natürlich, daß ich mich aufs Vorspiel konzentriert hab, wie ich L. Falk trotz leerer Batterie zum Anspringen bringen wollte, oder? Als wir eine Ewigkeit Konversation getrieben hatten, konnte ich ihn wenigstens dazu bewegen, es sich auf dem Bett bequem zu machen, obwohl seine Vorstellung von Bequemlichkeit der Lage eines Embryos im Mutterschoß verzweifelt ähnlich sah. Er hat verlangt, ich soll die Nachttischlampen ausknipsen, aber wir haben einen Kompromiß ausgehandelt: Ich hab die eine ausgemacht und die andere auf den Boden gestellt. Ich hatte meine liebe Mühe, ihm die Schnürsenkel zu lösen, in die er, du ahnst es nicht, doppelte Knoten gemacht hatte, und seine Beine zu begradigen.
    »Hey, gaaanz locker«, sagte ich mit meiner supersexy Stimme, und fing an, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Ich setzte mich auf, griff nach dem Saum vom meinem arabischen Gewand und zog es mir über den Kopf. Ich hatte noch die grünen Strumpfhosen an. Ich beugte mich über ihn und ließ meine Titten über seine Brust streichen. Dann fing ich an, ihm die Nippel zu lecken.
    Brustwarzen sind nach meiner unmaßgeblichen Meinung der am sträflichsten vernachlässigte Teil der männlichen Anatomie, die meisten Kerle zerfließen vor Dankbarkeit, wenn man ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenkt. Nach einer Weile haben sie sich aufgerichtet, was ich als günstiges Omen, ja als vielversprechendes Zeichen wertete. Ich hab einen Zahn zugelegt – ich machte seinen Gürtel und den Hosenknopf auf, öffnete den Reißverschluß und ließ meine Hand abwärts über seinen Bauch kriechen, der überraschend glatt war – ich hatte Stahlwolle erwartet –, um im Unterholz ein verschrumpeltes weiches Würmchen zu finden, das sich im Gestrüpp versteckte.
    Mein Homo chaoticus hatte noch einen weiten Weg vor sich bis zum Homo erectus.
    L. Falk wurde schrecklich nervös, zerrte an seiner Hose, nestelte am Reißverschluß herum. »Oj. Ich sage ja, ich bin eine leere Batterie.«
    Ich hab mich neben ihm ausgestreckt, ein Bein über ihn drapiert, und meine Hand auf seinem Fimmel gelassen, nicht aggressiv, bloß so, wie man sich an einer Lederschlaufe in der U-Bahn festhält. Und ich hab ihm ins Ohr geflüstert. »Ich weiß ja nicht, wie das in Rußland ist«, hab ich angefangen, oder jedenfalls so ähnlich, »aber du mußt noch viel über uns Amerikanerinnen lerne n. Nichts macht bei uns ein Mädel so heiß wie ein Kerl, der Probleme mit der Potenz hat. Wir haben die Nase voll von den Typen, die immer gleich im Handumdrehen einen Ständer kriegen. Irgend so ein Deckhengst fordert dich zum Tanzen auf, und kaum hält er dich im Arm, muß er dich auch schon mit der Nase auf seine gottverdammte Erektion stoßen, indem er sich an dich preßt. Wo wir eigentlich drauf stehen, worauf wir so richtig scharf sind, ist ein Typ, dessen Sexualität subtiler ist. Du kriegst ihn hoch, verlaß dich drauf, L. Falk, und wenn er dann steht, wird das mein Verdienst sein.«
    Das komische war, ich hatte das noch nie gedacht, aber als ich mich das sagen hörte, wußte ich, daß ich wirklich dran glaubte. L. Falk muß auch geglaubt haben, daß ich dran glaubte, denn ich spürte, wie sein Körper, der bis dahin gelinde gesagt wie ein Flitzbogen gespannt war, sich unter mir entspannte und sein Schwanz in meiner Hand härter wurde.
    Bizarr, wie ein Körper weich werden kann, wenn sich ein Teil von ihm versteift.
    Ich will Sie nicht mit schmutzigen Einzelheiten anöden, ich beschränke mich auf die Highlights. Einmal, als wir uns küßten, kam ich zum Luftholen hoch und sagte zu L. Falk: »Hey, gefällt mir, deine Musik.«
    Er dachte, ich meinte die LP vom Rebbe, und sagte atemlos: »Schubert.

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