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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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kennengelernt. Beim Wäschewaschen am Neckar.«
    »Kristina hat mir eine Tinktur geschenkt, als ich krank war und das Essen nicht mehr bei mir halten konnte«, erklärte Monica mit zitternder Stimme. Hannes sah der Frau ins Gesicht. Sie war jung und aschblond. Und schön war sie auch, trotz des harten Zuges um ihren Mund. Noch wusste er nicht recht, ob er ihr trauen sollte. Draußen schwirrten aufgeregte Stimmen und stampften Schritte vorbei.
    »Und vor Schneebergers Cornet, vor diesem mörderischen Kotzbrocken, habe ich dich bewahrt.« Sie zog eine verächtliche Miene. »Einer reicht, dem man die Beine breitmachen muss, oder? Einer ist schon einer zu viel.« Ihre Augen wurden schmal, wieder hob sie die Lampe. Deren matter Lichtschein fiel Hannes ins Gesicht. »Ihr habt den Schneeberger umgebracht?«, fragte sie leise. Hannes nickte.
    Eine Zeitlang mustert sie ihn aufmerksam, als würde sie jedeLinie, jeden Winkel seines Gesichtes studieren. Dann huschte ihr ein grimmiges Lächeln über die Züge, und sie flüsterte: »Ein Höllenhund weniger.« Sie deutete auf die Kleidertruhe. »Das Pack wird nicht lange suchen, glaubt mir – zu faul, zu müde, zu besoffen. Aber falls doch einer hereinschaut, solltet ihr in guter Deckung liegen.«
    Sie schoben die Truhe ein Stück von der Zeltplane weg, stapelten Kisten und Körbe daneben und rollten sich hinter diesem Wall in Decken. Als Hannes den zitternden Körper seiner Schwester in seine Arme schloss, um ihn zu wärmen, musste er an Susanna denken. Die Trauer wollte ihm die Brust eindrücken, doch er stemmte sich mit aller Macht dagegen und zwang seine Gedanken in die Gegenwart zurück. »Und wenn dein Mann ins Zelt kommt?«, flüsterte er.
    »Mein Capitän sucht im verbrannten Mannheim nach Beute«, kam es aus dem Halbdunkeln. »Oder er feiert mit seiner Kompanie den Sieg. Vielleicht schafft er auch schon an der Belagerung der Festung. Oder er ist tot. Und jetzt gib Ruhe!«
    Hannes schwieg. Wer war diese Frau? Warum tat sie, was sie tat? Er musste an den Feldprediger der Festung Dilsberg denken, an David Forgeon. Und dann an den Schneeberger, an seinen Cornet und seinen Rittmeister. Warum wendeten die einen Kraft und Zeit auf, um fremde Menschen am Leben zu erhalten, während die anderen das Leben wehrloser Menschen binnen Minuten vernichteten? Gab es eine Erklärung dafür?
    Sicher – David Forgeon galt als gottesfürchtiger Mann. Aber sagte man das nicht auch über den General Tilly und seinen bayrischen Großherzog? Und was ließen die schlachten und schänden! Dagegen diese Frau da im Halbdunkeln – war sie nicht sogar eine Hure?
    Hannes lauschte Monicas Herzschlag, bis er ihn nicht mehr von seinem unterscheiden konnte. Außerhalb des Zeltes brüllten Männer Befehle. Hannes erkannte die Stimme des Quartiermeisters und eines Steckenknechtes. Schritte stapften dicht neben ihm an der Zeltplane vorbei. Er lauschte in sich hinein. Schlug ihm das Gewissen wegen des Mordes an Schneeberger?
    Hannes hatte töten gelernt. Hühner, Gänse, Schweine, Rinder – sein Vater hatte ihn gelehrt, wie man Tieren das Leben nahm. Und in Dilsberg hatte man ihn gelehrt, Menschen zu töten – mit der Muskete, mit dem Messer, mit dem Degen. Schlug ihm jetzt das Gewissen?
    Im Gegenteil: Er konnte es kaum erwarten, den nächsten zu töten. Den Cornet, den Rittmeister, die Reiter, die ihn im Winterwald verfolgt hatten, alle, die dabei gewesen waren. »Du musst mir jeden Einzelnen beschreiben«, flüsterte er und wusste kaum, dass er’s tat. »Ich will alle Namen wissen.«
    »Was?« Monica schreckte hoch, begriff kein Wort.
    »Ruhe, sag ich!«, zischte Kristina aus dem Halbdunkeln.
    Nicht lange danach waren wieder Schritte und Stimmen zu hören. »Bist du da?«, rief eine Frau vor der Eingangsplane. »Ist die Böhmische im Zelt?«, fragte ein Mann auf der anderen Seite. Und dann wieder die Frauenstimme: »Kristina?«
    »Alles in Ordnung«, hörte Hannes die junge Frau sagen, hörte sie dann zum Eingang rutschen, hörte sie schließlich Ösen und Haken lösen. »Habt ihr endlich die Mörder?«
    »Nein.« Wieder die Frauenstimme. »Der Erdboden hat sie wohl verschluckt. Gib nur acht!«
    »Der Heilige Christopherus bewahre mich vor einem jähen Tod durch Mörderhand!« Kristina tat erschrocken.
    »Alles in Ordnung bei der Böhmischen?«, rief erneut die Männerstimme von fern.
    »Kristina ist wohlauf, Kerl!«, hörte Hannes die Frau rufen. Und dann leiser: »Schlaf weiter, Mädel. Und lass keinen

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