Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
Vom Netzwerk:
herein zu dir.«
    »Auch den Capitän nicht?«, fragte Kristina. Die andere lachte und ging weiter.
    Zwei Stunden später etwa kehrte Ruhe ein. Da und dort hörteman noch Gelächter oder das Lallen Betrunkener oder das Stöhnen Liebender im Lager, doch dann wurde es still.
    Hannes tat kein Auge zu. Lange nach Mitternacht verließ Kristina das Zelt. »Unsere Eltern sind tot, Hannes, weißt du es schon?«, flüsterte Monica. »Das ganze Dorf haben sie niedergebrannt, die meisten erschlagen.« Sie schluchzte und zitterte wieder.
    »Ich weiß.« Hannes drückte sie fester an sich. »Erzähl mir, was geschehen ist. Ich will alles wissen.«
    Stockend berichtete sie, was die Reiter der Herzenburger Kompanie den Eltern und Geschwistern, ja dem ganzen Dorf angetan hatten. Am schlimmsten habe es der Cornet getrieben, der von Torgau. Sie selbst hatte nur überlebt, weil ihr Schänder, der Schneeberger, Gefallen an ihr fand. »Ich habe keinen mehr am Leben gesehen, als der mich aus der Scheune führte«, schloss Monica.
    Hannes zog sie an sich. Tränen stürzten ihm aus den Augen. Sie klammerten aneinander, und einer weinte dem anderen die Schulter nass.
    Eine halbe Stunde später kehrte Kristina zurück. »Da draußen sucht keiner mehr nach Schneebergers Mördern«, flüsterte sie. »Hab ich’s nicht prophezeit? Kommt mit.«
    Sie legte Hannes den Lederkoller ihres Capitäns auf die Truhe, dazu seinen schwarzen Pelzmantel. »Anziehen.« Auch einen Hut mit Federbusch kramte sie heraus. »Weg mit der Sturmhaube, setzt den hier auf. Sie werden dich für meinen Capitän halten.« Hannes gehorchte, zog den Elchlederkoller über sein Wams, beugte den Kopf, sodass sein langes Blondhaar nach vorn fiel, und stülpte dann den Hut darüber. Sorgfältig verbarg Kristina jede blonde Strähne darunter.
    »Und du wickelst deinen Kopf in dieses Tuch hier, Monica.« Sie zog sich ein helles Seidentuch vom Kopf, und das aschblonde Haar fiel ihr bis zu den Hüften herunter. Gemeinsam halfen sie Monica, ihren Blondschopf zu verhüllen. Hannes’ Schwester wollte gar nicht mehr aufhören zu zittern.
    Vor dem Zelt stand ein Maultier. Kristina hatte es von der Koppel mitgebracht. Sie setzten Monica auf den Rücken des Tieres, Hannes steckte ihr die Sturmhaube unter den Kasack, und dann ging es durch das nächtliche Lager zum Neckarufer. Dort half Hannes seiner Schwester auf den Rappen.
    »Warum hast du das für uns getan?«, wandte er sich zum Abschied an ihre Retterin.
    »Frag nicht so viel«, antwortete die Frau namens Kristina, »reit lieber.« Sie winkte mit dem Handrücken, als wollte sie ihn vertreiben. »Reit, so schnell du kannst. Ihr seid noch lange nicht durch. Es wimmelt von papistischen Landsknechten am Neckar. Wohin wollt ihr denn gehen?«
    »Nach Neuburg. Gute Menschen leben in der alten Abtei. Ich kenne eine Witwe dort, die wird Monica aufnehmen.«
    »Und du?« Hannes antwortete nicht. Kristina packte ihn bei den Schultern, zog ihn zu sich hinunter, sah ihm in die Augen. »Du willst auch die anderen, habe ich recht?«, flüsterte sie. Todernst war ihre Miene plötzlich. »Du kommst zurück, stimmt’s? Du wirst keine Ruhe geben, bis sie alle tot sind.« Hannes blieb stumm. »Gott segne euch.« Kristina ließ ihn los. »Lebt wohl.« Sie machte kehrt und bückte sich unter den Koppelzaun hindurch.
    »Warte noch«, flüsterte Monica. Kristina blieb stehen, lehnte sich über den Zaun. »Sie weiß etwas über Susanna«, wandte Monica sich an ihren Bruder.
    Hannes durchzuckte es heiß. »Susanna Almut?« Er lief zum Zaun, versuchte trotz der Dunkelheit in den Zügen der Frau zu lesen. »Die Tochter des Schneidermeisters aus Handschuhsheim? Ist das wahr?« Sie nickte. »Ertrunken ist sie, sagte man mir in Heidelberg.«
    »Sie wäre wohl ertrunken, hätten wir das Neckarufer erreicht. Doch auf dem Weg dorthin verloren wir ihre Familie aus den Augen.«
    Hannes traute seinen Ohren kaum. »Du warst in Heidelberg, als Tillys Waffenknechte …?«
    »Ich habe sogar eine Zeitlang im Haus des Tuchmachers gelebt, bei den Webers. Ich habe Susannas toten Onkel betrauert, ich habe mit ihr geweint, zuerst um ihren Vater, dann um ihre arme Schwester Anna. Und als die Papisten kamen, bin ich an ihrer Seite über den Marktplatz gerannt.«
    Flüsternd und in knappen Sätzen erzählte sie. Hannes lauschte atemlos. »Man hat ihr Gewalt angetan, das ja«, schloss Kristina. »Doch als ich sie zuletzt sah, lebte sie noch.«
    »Wann genau war das?« Hannes fasste

Weitere Kostenlose Bücher