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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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einen Hannes waren die gerichtet. Mein Allerliebster , nannte Susanna ihn da, mein Ein und Alles , mein Herz und mein starker und treuer Hannes . Ihn selbst hatte Susanna nie so genannt. Immer w arte ich auf dich, mein Hannes , hieß es da, und mein ganzes Leben werde ich dich lieben, nur dich , und du bist es, den Gott mir zum Manne bestimmt hat .
    David legte das Buch zurück auf den Hocker. Zitterte seine Hand? Sein Herz jedenfalls zitterte. Er zog sich an, ging hinunter, lief aus dem Haus und aus der Stadt. Am Elbufer zog er sich wieder aus, sprang in den Strom und schwamm hinüber.
    Nun wusste er, warum sein Sohn Johannes hieß.
    Am anderen Ufer lag er nackt im Gras und starrte in den Morgenhimmel. Gegen Mittag erst schwamm er zurück.
    Es dauerte Tage, bis er Susanna wieder in die Augen schauen konnte.
    *
    »Ein Fest!«, rief der Prinzipal. »Ladet das Gepäck wieder aus und lasst uns ein Fest feiern!«
    Es war früher Vormittag und die Zeit in Magdeburg eigentlich vorüber – sie beluden bereits die Wagen im Innenhof des Gasthauses, in dem sie gespielt hatten. Da kam der Prinzipal aus der Tür gelaufen und wedelte mit einem Briefbogen. Ihm folgte – Maria von Bernstadt.
    »Kommt her, Kinder – unsere Prinzessin hat unglaublich gute Nachrichten gebracht!« Greenley winkte. »Kommt schon her!« Und nach und nach versammelte sich die gesamte Compagnie um ihren Prinzipal. Davids Blick traf sich mit dem der Prinzessin – täuschte er sich oder suchte sie seinen? –, sie sah bleicher aus als noch im Vorjahr auf der Herzenburg, magerer und im Gesicht kantiger.
    »Schaut euch das an!« Greenley wedelte mit dem Briefbogen und reichte ihn endlich an John Taylor weiter. Der las und bekam immer größere Augen.
    Am Abend zuvor war Maria von Bernstadt nach Magdeburggekommen, in der letzten Vorstellung hatte David sie unter den Zuschauern entdeckt; er spielte den verlorenen Sohn, und gegen Ende des Stückes schien es ihm, als würde er nur für sie spielen, so eindringlich fühlte er sich von ihr beobachtet.
    »Das nenne ich einen Grund zum Feiern«, sagte Taylor kopfschüttelnd, während er das Schreiben las. »Wahrhaftig!« Er ließ den Briefbogen sinken und sah in die Runde. »Im nächsten Jahr spielen wir in Dresden. Von Mai bis Ostern im Jahr darauf. Der sächsische Kurfürst lädt uns ein.« Er sprach langsam und leise, wie einer, den eine Nachricht bis zur Erschöpfung überwältigte. Seine letzten Worte gingen im Jubel der Komödianten unter.
    David fiel Rowland in die Arme, Susanna Helena, der Prinzipal Taylor und so weiter. Jeder umarmte jeden, und manche hielten sich fest, sprangen und tanzten. Rund um den Hof öffneten sich Fenster, die Leute guckten neugierig auf die Wandertruppe herunter. David hielt plötzlich Susanna im Arm, das war schon länger nicht mehr vorgekommen.
    Die Aufregung legte sich nach und nach, die Gesichter strahlten vor Freude, und Maria von Bernstadt sagte: »Eigentlich ist es die Gemahlin des Kurfürsten, die euch einlädt, Magdalena Sibylle von Preußen. Ihr Gatte hat diesen Brief nach ihrem Willen diktiert und unterzeichnet, doch eigentlich habt ihr ihn der Fürstin zu verdanken.«
    Erneuter Jubel erhob sich. Die Komödianten klatschten in die Hände und ließen Magdalena Sibylle von Preußen hochleben und Maria von Bernstadt gleich mit dazu.
    Der Prinzipal machte kehrt, stürzte ins Haus, um mit dem Wirt des Gasthofs die Miete zu verlängern. Für den Abend vereinbarte er mit ihm ein Festmahl und schickte sogleich Taylor und Rowland mit einigen Komödianten zum Magistrat, zu den Adelsleuten der Stadt und zu den Zunftmeistern, um die wichtigsten Männer und Frauen von Magdeburg einzuladen.
    »Zuerst zum Rathaus!«, rief Greenley ihnen hinterher. »Bietetdem Magistrat eine Komödie an für heute Abend. Wir würden auch nur den halben Preis nehmen!«
    Maria von Bernstadt bat um Hilfe beim Entladen ihrer drei Kutschen, dabei wandte sie sich an David. In einem Gasthof am Westtor hatte sie fünf Zimmer für sich und ihren kleinen Hofstaat angemietet. David schien es, als wäre sie mit weit weniger Dienern unterwegs als noch auf der Herzenburg oder in Nürnberg. Und sah sie nicht allzu bleich und hohlwangig aus?
    »Er muss nicht laufen.« Auf der Gasse winkte sie ihn zu sich und wies zur offenen Tür ihrer Kutsche. »Er kann mit mir fahren.« Und ehe David sich versah, saß er neben der Prinzessin in ihrem Wagen.
    Das Gespann setzte sich in Bewegung, die Kutsche schaukelte durch die

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