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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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stank nach Pulver. Susanna zog die Beine an, krümmte sich zur Wand hin. Hinter ihr Kampflärm und keuchender Atem und Gebrüll wie von einem wilden Tier. Sie kniff die Lider zu, umfasste ihre nackten Knie, versuchte das Bild des Himmelsgespanns und des Kutschers erneut heraufzubeschwören …

3
    D avid griff in die Tasche und ballte die Faust um den Zopf seiner Mutter. Bela, hinter ihm, knurrte ungeduldig, warf den Schädel hin und her, zerrte an der Kette und wollte wieder den Hang hinauf, wollte zurück zu Cura und Stephan. Zu viel Geschrei hier, zu viel entfesseltes Menschenpack, zu viel Gestank nach Blut, Urin, Pulver und Angstschweiß. Der junge Gaukler ging neben dem Bären in die Hocke, legte ihm den Arm um den Nacken und zog seinen pelzigen Schädel an die Brust. »Ganz ruhig, mein Tänzer.«
    Zwei bedauernswerte Geschöpfe hatten sich über Hof und Hintertür ins Haus geflüchtet – zwei junge Frauen, und eine von ihnen war Susanna gewesen. Ganz bestimmt, er hatte doch Augen im Kopf! Und drei Landsknechte hatten die Haustür aufgebrochen, ein vierter eilte jetzt über den Hof, ein massiger Kerl in blauen Hosen. In seine kurze Muskete stopfte er Blei und Pulver, schlich danach durch die gleiche Tür ins Haus wie die Frauen. Drinnen hörte David schon die siegesgewissen Stimmen der drei Landsknechte.
    Frauengeschrei gellte auf der Straße, in den Höfen und in den Häusern ringsum. Ein Mann betete laut, ein anderer jammerte wie ein Kind, ein dritter brüllte erst seinen Schmerz hinaus und dann das Versteck seines Ersparten. David wurde ganz steif vor Entsetzen.
    Die Eroberer waren mit Rauben, Schlachten und Schänden beschäftigt, keiner folgte dem massigen Kerl mit der kurzen Muskete. David wagte es, musste es wagen – er nahm Bela den Maulkorb ab, zog ihn über den Hof und ins Haus hinein. Dort ging er wieder vor dem Bären in die Hocke und löste dessen Kette. DieHände zitterten ihm dabei, und sein Herzschlag dröhnte in seinen Schläfen. »Du gehst voran, Bela. Ich hab keine Waffe und bin kein Kämpfer – sei du meine Reiterei.«
    Plötzlich ein derber Wortwechsel irgendwo im Untergeschoss, und dann krachte ein Schuss. David schob den aufgebrachten Bela in den Gang hinein. »Greif sie dir!«, zischte er. »Greif dir die Kerle, wie du mich greifst, wenn wir Bärenjagd spielen …!«
    Bela setzte durch eine schmale Tür in eine Kammer, David hinterher. Sein erster Blick fiel auf den Rücken einer Frau, auf ihre nackten Beine, sein zweiter auf einen Landsknecht auf demselben Bett, der sich hastig mühte, sein entblößtes Geschlecht zu bedecken. Ein anderer Landsknecht lehnte tot gegen die blutige Wand, zwei lagen neben ihm am Boden und kämpften: Der Mann in der blauen Hose bedeckte den anderen mit seinem schweren Körper, würgte ihn mit seinen großen, haarigen Händen und schlug dabei seinen Hinterkopf auf den Boden.
    Den sprang der Bär zuerst an, den Massigen, zerriss ihm den Rücken mit einem einzigen Prankenschlag, schlug, während er sich zum Sprung duckte, ein zweites Mal zu und ging dann auf den los, der noch vor der Bettstatt an seinem Hosenbund zerrte, riss ihn zu Boden und schlug ihm die Zähne in die Kehle.
    Der Würger fuhr stöhnend hoch, fasste sich an den Rücken und starrte das pelzige Raubtier und sein Opfer vor dem Bett an. David bückte sich nach einem kurzen Radschlosskarabiner, der neben der Tür lag, packte ihn am noch heißen Lauf und schlug den Kolben mit aller Kraft in den Nacken des massigen Kerls. Der kippte ohnmächtig zur Seite, und Bela ging nun auf den los, der röchelnd unter ihm lag.
    Nach wenigen Atemzügen war schon alles vorbei. Die Frau lag die ganze Zeit mit dem Gesicht zur Wand, zitterte und bebte, drehte sich auch jetzt nicht um. Dem Toten an der Wand steckte eine Kugel in der Brust, zweien hatte Bela die Hälse zerrissen. »Brav«, keuchte David, »brav, mein Tänzer …«
    Er beugte sich über den vierten, der zuletzt ins Haus geschlichen und seinen Radschlosskarabiner abgefeuert hatte, seine Arkebuse. Der Mann war also ein Bandelierreiter. Die anderen mussten wohl über die erbeutete Frau in Streit mit ihm geraten sein. Jetzt lag er auf dem Bauch, atmete flach, sein Rücken war ein feuchter roter Lappen.
    Wenn er nicht stirbt, wird er von einem Bär erzählen , raunte eine innere Stimme in Davids Gedanken hinein. Und von einem Bär ist es nicht weit bis zu einem Gaukler – du musst ihn totmachen.
    Er zog einem der Toten den Dolch aus dem Gurt, hob ihn

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