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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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ginge, und der andere sagte ja, ganz wie geplant, er dächte, er würde spätestens in ein paar Wochen Erfolg haben. Er sagte, der erste Mann würde sicher sehr zufrieden mit den Ergebnissen sein. Genau das hat er gesagt  – ›sehr zufrieden mit den Ergebnissen‹.«
    »Na und?«, erwiderte Costis. »Da können sie über alles Mögliche geredet haben, die Verwaltung eines Landguts, das Zureiten eines Pferds …«
    »Das glaube ich kaum«, sagte der Diener. Er war mit den Beinschienen fertig und stand auf, so dass er Costis ins Gesicht sah. »Es waren Baron Erondites und Sejanus.«
    Natürlich war es Sejanus , dachte Costis. »Ich nehme an«, sagte er langsam, »dass Baron Erondites unter dem alten König in der Garde gedient hat, und da Sejanus Gardist war, bis er zum Kammerherrn des Königs ernannt wurde, haben sie beide das Vorrecht, die Bäder der Garde zu nutzen … wenn sie nicht wollen, dass irgendjemand sonst bei Hofe sie miteinander reden sieht.«
    »Genau«, sagte der Diener. »Und jetzt werde ich vergessen, dass ich je etwas gehört habe.« Er trat zurück. Costis dachte angestrengt nach, als er in den Palast aufbrach.
    Dite war von seiner Familie in jeglicher Hinsicht verstoßen worden, obwohl der Baron nicht so weit gegangen war, ihn zu enterben. Es wurde allgemein vermutet, dass er noch die Hoffnung hegte, dass Dite zur Besinnung kommen würde. Ganz im Gegensatz dazu machte der Baron aus seiner Zuneigung zu Sejanus keinen Hehl: Er ließ ihm regelmäßig Geld zukommen und gestattete ihm, sein Haus in der Stadt zu nutzen. Sejanus war derjenige, der zeigte, dass er ein loyales Mitglied der Garde war, und auf Distanz zu seinem Vater ging. Die Leute dachten vielleicht, dass seine Loyalität eher der Garde selbst und seiner Laufbahn darin galt als der Königin, aber die eigene Laufbahn
an die erste Stelle zu setzen war schließlich kein Verbrechen, sonst wären die Gefängnisse der Königin voller gewesen. Sejanus teilte gewiss die Meinung seines Vaters über seinen Bruder, Dite, und Dite vergalt ihm Gleiches mit Gleichem. Das machten sie überdeutlich, wann immer sie sich zufällig über den Weg liefen. Sejanus bezeichnete Dite als Gecken und Feigling. Dite verhöhnte Sejanus und nannte ihn ein verschwitztes, ungehobeltes Schwein, und eines Abends hatte er in hilflosem Zorn zusehen müssen, wie Sejanus die Saiten seiner Lyra grausam eine nach der anderen durchgeschnitten hatte, während ihre Freunde je nachdem, wem sie eher zuneigten, amüsiert oder gequält zugesehen hatten. Weil Sejanus erben würde, wenn Dite enterbt wurde, war seine Feindseligkeit nicht überraschend und deutete nicht auf mangelnde Treue zu Attolia hin.
    Aber ein geflüstertes Gespräch in einer abgeschiedenen Ecke tat das sehr wohl. Es klang nach einer Verschwörung, und keine Verschwörung, an der Baron Erondites beteiligt war, konnte gut für die Königin sein.
    Nun stellte sich die Frage, was er aus diesem Wissen machen sollte. Es hatte dem Diener offensichtlich Sorgen bereitet, und so hatte er es an Costis weitergegeben, was einen gewissen Sinn ergab, obwohl er sich wünschte, der Diener hätte sich an jemand anderen gewandt. Was sollte Costis nun, da er im Besitz dieses Wissens war, damit anfangen?
    Relius davon erzählen. Costis’ Lippen verzogen sich angewidert bei dieser Vorstellung, aber es bot sich nun einmal an, dem Herrn über die Spione der Königin davon zu erzählen. Relius wusste alles über jegliche Palastintrige. Vielleicht war er auch über diese schon unterrichtet, und die Neuigkeit war gar keine. Auf alle Fälle war das hier kein Klatsch, es waren keine gesellschaftlichen Spielregeln zu beachten. Allein die Loyalität dem Thron gegenüber war es, die Costis’ Handlungsweise lenken
musste  – ganz zu schweigen von seinem Selbsterhaltungstrieb. Wie der Diener würde Costis sein Wissen weitergeben und dann so schnell er konnte vergessen, dass er es je erlangt hatte.
    Er beobachtete Sejanus an diesem Tag genauer als sonst. Da er ihm nun verdächtige Beweggründe unterstellte, fand Costis alles an Sejanus noch weniger lustig als zuvor. Er beschloss, mit Relius zu sprechen, sobald der König ihn gehen ließ.
     
    Am Nachmittag hielten der König und die Königin Audienz, um sich mit den Angelegenheiten ihres Königreichs zu befassen. Zumindest tat das die Königin; Costis war sich immer noch nicht sicher, was der König eigentlich tat. Costis war aufmerksamer, als Eugenides es zu sein schien. Er fand vieles

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