Der Gebieter
Schultern, weil das, was er wusste, so unbedeutend war.
Susas Augenbrauen hoben sich. Er fand diese Information nicht unbedeutend. Es war nicht zu übersehen, dass Costis etwas durchaus Wichtiges enthüllt hatte. »Danke, Truppführer.« Er hielt ihm eine Münze hin, die Costis nach kurzem Zögern nahm, weil er nicht wusste, wie er sie ablehnen sollte; dann ließ Susa ihn stehen.
Costis ging weiter durch den Palast und hinunter zu den Gardebaracken; er wusste, dass er sich genau dessen schuldig gemacht hatte, was der König ihm nicht vorzuwerfen geruht hatte.
Kapitel 6
Der Hocker landete mit einem befriedigenden Poltern an der Wand.
»Auf den wollte ich mich setzen«, bemerkte Aris milde. Er lag auf dem Bett, wo er auf Costis gewartet hatte. »Jedenfalls hatte ich vor, mich dort hinzusetzen … Was ist denn los?«
»Ich habe etwas Dummes getan. Etwas DUMMES.«
»Hast du dem König etwa gesagt, dass du keine Plaudertasche bist?«
»Nein«, erwiderte Costis. »Das heißt, doch, das habe ich dem König gesagt. Das ist aber nicht die Dummheit, die ich begangen habe.«
»Bist du dir sicher?«
Bei anderer Gelegenheit hätte Costis vielleicht darüber gelacht. »Ich habe dem König gesagt, dass ich nie so tief sinken würde, seine Geheimnisse zu verraten.«
»Und?«
»Die Königin hat mich mittags zu sich befohlen, um zu fragen, was der König tut, wenn er allein in seinen Gemächern ist.«
»Aha.«
»Wie hätte ich der Königin die Antwort auf eine Frage verweigern können?«
»Du bist noch hier – und atmest –, also hast du ihr es wohl erzählt?«
»Sie wollte wissen, ob er irgendetwas täte, außer die ganze Zeit aus dem Fenster zu schauen. Ich sagte, nicht dass ich wüsste. Ich dachte, ich würde ihr nichts Neues sagen, und ich habe mich nicht geweigert zu antworten, weil ich ohnehin nichts wusste.« Er hob die Hände, um Aris anzuflehen, ihm zu versichern, dass seine Antwort nicht unvernünftig gewesen sei.
»Und?« Aris fällte noch kein Urteil. Er wusste, dass noch mehr kommen würde.
»Und dann hat Susa mich das Gleiche gefragt.«
»Aha.«
»Sag das nicht immer!«
»Hast du es ihm erzählt?«
»Ich dachte, es wäre bedeutungslos, aber jetzt glaube ich, dass es das nicht war. Es war wichtig. Ich wusste es nur nicht.«
»Aber du sagtest, die Königin hätte es schon gewusst.«
»Nein«, sagte Costis, »die Königin hatte es erraten . Dann fragte sie mich so, dass ich bestätigen musste, dass es zutraf.« Er rieb sich das Gesicht. »Ich habe all diese Leute satt, die schlauer als ich zu sein scheinen und mehr wissen als ich. Ich will zurück auf den Bauernhof. Im Vergleich zu diesen Leuten ist mit meiner Familie gut auszukommen.«
»Nun, zumindest weiß es diesmal niemand«, sagte Aris. »Warum siehst du mich so an?«
»Na, ich muss es ihm doch erzählen, oder?«
Aris war anderer Meinung. Er und Costis stritten sich, und Aris versuchte, seinen Freund davon zu überzeugen, sich nicht in noch größere Schwierigkeiten zu bringen. Welchen Unterschied konnte es schon machen, ob der König die Zeit damit verbrachte, aus dem Fenster zu sehen, oder nicht? Was gab es denn Interessantes, das er hätte betrachten können?
Costis wusste es nicht und hatte auch keine Vermutung.
»Aber es ist wichtig, Aris. Das musst du doch einsehen. Und wenn es der Königin und Susa wichtig ist, dann bedeutet das, dass es etwas ist, das gegen ihn verwendet werden wird.«
»Dann sag ihm doch, dass du es der Königin erzählt hast. Das kann dir niemand zum Vorwurf machen, und wenn Susa es ihm entgegenschleudert, wird der König annehmen, dass er es von der Königin hat. Er wird nie herausfinden, dass es anders war.«
Costis schüttelte den Kopf. »Wenn Susa etwas gegen ihn im Schilde führt, sollte er es erfahren.«
»Warum?«, fragte Aris heftig. »Es würde dir doch nichts ausmachen, wenn er morgen vergiftet würde!«
»Es ist mir gleich, ob er vergiftet wird, solange es nichts mit mir zu tun hat.«
Aris musterte ihn nachdenklich. »Es würde dir doch etwas ausmachen, wenn er vergiftet wird«, sagte er.
Costis gestand es mit einem Seufzen ein. »Wenn er an einem Knochen ersticken und sterben würde, wäre es mir gleichgültig. Aber ich kann doch nicht … Jetzt klinge ich zwar wie ein scheinheiliger alter Philosoph, aber ich kann doch nicht untätig zusehen, wie Menschen ermordet werden, Aris! Ich wollte nie etwas mit solchen Leuten zu tun haben. Ich wollte nur Soldat werden!«
»Du wolltest
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