Der Gebieter
werden Leute finden, die ihn unterstützen«, sagte Exis. »Er ist König, vergesst das nicht, und kann dafür sorgen, dass es sich für sie lohnt, seine Macht zu festigen. Die Königin wird uns brauchen.«
»Wer wird gewinnen, wenn der König und die Königin sich dauerhaft zerstreiten?« Niemand zweifelte daran, dass das geschehen würde. Keine Frau konnte ihren Ehemann ins Gesicht schlagen und noch vorgeben, Zuneigung zu ihm zu empfinden. Kein Mann konnte sich schlagen lassen und noch behaupten, ein Mann zu sein.
»Wer gewinnen wird?«, fragte Exis schulterzuckend. »Baron Erondites.«
Wenn der König und die Königin gegeneinander kämpften, würde Baron Erondites abwarten, bis sie beide zu schwach waren, ihm etwas entgegenzusetzen, und dann angreifen. Unausweichlich. Die Männer um den Tisch nickten in betrübter Einmütigkeit.
»Wohin gehst du, Costis?«, fragten sie ihn, als er aufstand.
»Ich werfe einen Blick auf den Dienstplan, und wenn ich nicht darauf stehe, gehe ich in mein Quartier. Ich kann dort abwarten, welches Schicksal mir blüht.«
»Sieh dich nicht um, aber ich glaube, dein Schicksal ist schon unterwegs. Unser neuer Hauptmann ist gerade hereingekommen und geht auf dich zu.«
»Neuer Hauptmann?«
»Hast du das noch nicht gehört? Enkelis hat die Sachen des Hauptmanns packen und aus seinem Quartier entfernen lassen.
Er sagt, dass die Königin Teleus zwar freigelassen, aber nicht wieder eingesetzt hat. Er hat versucht, Aristogiton davonzujagen, aber Aristogiton hat ihm ins Gesicht gesagt, dass er von seinem Diensteid nicht entbunden worden sei und nicht gehen würde, bis die Königin ihm befehlen würde zu gehen. Wir haben alle darauf gewartet, dass die Königin sich blicken lässt und alles mit Enkelis klärt, aber der Tag ist fast vorbei, und sie hat ihre Gemächer nicht verlassen. Aristogiton und sein Trupp stehen in ihrem Quartier unter Arrest. Niemand weiß auch nur, wo Teleus ist.«
Der neue Hauptmann erreichte ihren Tisch, und die Männer erhoben sich respektvoll. Enkelis nickte Costis zu. »Man verlangt nach dir. Mach dich frisch und komm mit.«
Costis trat zwischen den Wachen hindurch in die Wachstube des Königs. Sejanus lächelte. »Da ist unser lieber Prügelknabe ja wieder! Was führt dich her, Costis? Die Hoffnung, Rache nehmen zu können?«
»Ich bin im Dienst. Ich soll weiter Dienst tun, bis ich abgelöst werde oder der König mich entlässt.«
»Auf wessen Befehl?«
»Auf den meines Hauptmanns, edler Sejanus. Von wem sonst würde ich Befehle entgegennehmen?«
Philologos stand auf und stellte fest, dass die Welt nicht wieder ganz anders aussah, sondern im Gegenteil noch genauso, wie er sie zurückgelassen hatte, sehr zu seinem Kummer und dem Kummer vieler anderer. Die Königin verließ ihre Gemächer nicht. Der König quälte sich, als sie endlich an seine Tür klopften, aus dem Bett hervor und befahl ihnen, sich zu entfernen. Er ließ den eddisischen Botschafter vor, aber ihr Gespräch verlief nicht freundlich, und Ornon stolzierte erzürnt davon.
Die Kammerfrauen der Königin weigerten sich, irgendjemanden zur Königin vorzulassen, und erklärten sich auch nicht bereit, Botschaften zu überbringen, obwohl einige von ihnen mit Aufträgen, über die sie nichts verrieten, ihre Gemächer verließen. Minister waren sich selbst überlassen. Ratgeber berieten sich selbst. Die geordneten Regierungsabläufe erfuhren keine Unterbrechung, aber der Palast brodelte vor Unruhe.
Costis nahm seine Mahlzeiten in der Wachstube des Königs ein und schlief nachts für ein paar Stunden auf der schmalen Bank, die an den Wänden entlangführte. Die Kammerherren wechselten sich damit ab, auf den breiteren Bänken beiderseits der Tür zum Schlafzimmer zu schlafen. Sie waren da, falls der König in der Nacht nach ihnen rufen sollte, aber das tat er nicht.
Am nächsten Tag kamen weitere Besucher. Costis merkte sich, hin- und hergerissen zwischen widerstreitenden Loyalitäten, wer kam. Diese Männer würden schließlich vielleicht mit dem König eine neue Regierung bilden. Sie warteten in der Wachstube, während die Kammerherren ins Schlafzimmer gingen, um zu fragen, ob der König sie zu empfangen wünschte. Meist sagte er nein, aber er erlaubte Dite, sich eine Weile an sein Bett zu setzen. Themis wurde abgewiesen. Eine Stunde später wurde ihre jüngere Schwester von den Wachen an der Tür zum Gang durchgelassen. Sie sah bleich aus, als sie einen Kammerherrn fragte, ob der König
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