Der Gedankenleser
erlebt habe.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich saß da wie angewurzelt.
Ihre kleine, so zarte Muschi zu lecken. Ihre wunderbar weichen Lippen an meinem Sack zu spüren. Meinen Schwanz an ihrem Bauch und ihrem Po zu reiben.
Ich schmiss das Foto auf den Tisch.
»Was ist?«, sagte er.
Das war es also. Ich hatte es geahnt; aber nicht zu denken gewagt. Wie unfassbar. Wie schrecklich. Der Mann, mit dem ich so lange befreundet gewesen war, hatte sich an seinem eigenen Kind vergangen. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich zitterte am ganzen Leib.
»Mir ist nicht gut«, sagte ich.
Hoffentlich reihert er mir nicht auf den Teppich.
»He, Alter, willst du ein Glas Wasser?«, fragte er und legte mir dabei seinen Arm um die Schultern.
Reflexartig und voller Abscheu schüttelte ich ihn von mir ab und stand auf.
»Du lieber Himmel, was ist denn los?«, fauchte er mich an und stand ebenfalls auf.
Ich atmete einige Male tief durch und versuchte meine Fassung wiederzugewinnen.
Was ist denn mit dem los? Allmählich langt’s mir. Erst quatscht er mich zu - und jetzt dieses Theater.
»Geht schon wieder«, sagte ich. »Ist der Kreislauf. War vielleicht auch zu viel Cognac.«
Hast doch kaum was getrunken, du Flasche. Hau ab. Hab keinen Bock mehr auf dich.
»Ich glaube, ich mach mich mal auf die Socken, muss dringend schlafen.«
Na, bestens.
»Du kannst gerne noch hierbleiben. Aber wenn du meinst.«
Und dann ging alles sehr schnell. Kein Handschlag, keine Abschiedsfloskeln, kein Blick mehr in seine verlogenen Augen. Binnen weniger Minuten stand ich im Flur seines Hauses und vergewisserte mich, dass er die Tür auch wirklich hinter mir geschlossen hatte.
Ich weiß nicht, wie Moritz diesen merkwürdigen Abgang empfunden hat, es ist mir auch völlig egal. Ich war so erleichtert, nicht mehr in seiner Nähe sein zu müssen, und trottete dennoch mit schwerem Herzen und verzweifelter Seele nach Hause.
Am Montagmorgen in der Redaktion hatte ich etwas Luft; die Nachrichtenlage war dünn, es gab nicht viel zu tun. Unter dem Vorwand einer umfangreichen Recherche zum Thema »Sexueller Missbrauch an Kindern« nahm ich Kontakt zum Amtsgericht unserer Stadt auf. Seit vielen Jahren kannte ich dort den stellvertretenden Pressesprecher. Wir mochten uns, und schon so manches Mal hatte er mir unter der Hand Informationen zukommen lassen, die er eigentlich nicht hätte herausgeben dürfen. Niemand wusste davon. Ich schwieg. Er schwieg. Und ich ging stets diskret mit meinem geheimen Wissen um. In all den Jahren hatte ich kein einziges Mal sein Vertrauen missbraucht.
Ich erzählte ihm von dem Fall Moritz K. Ich hätte davon gehört, dieser Prozess würde mich besonders interessieren, und ich brauchte dringend ein paar Hintergrunddaten - ob er mir helfen könnte. Das sei kein Problem, meinte er und bat mich um eine halbe Stunde Geduld. Schon nach zwanzig Minuten rief er mich zurück. Er habe einiges zusammengestellt und würde die Unterlagen sofort per Kurier schicken. Ich bedankte mich, versprach, wie immer alles, nachdem ich es gelesen hätte, zu zerschreddern, und verabschiedete mich von ihm.
Als die Papiere eintrafen, zog ich mich in eine ruhige Ecke unseres Büros zurück. Wie ein Besessener wühlte ich mich durch die Fakten.
Birte bemerkt Verhaltensstörungen bei ihrer Tochter Greta.
Nach jedem Vater-Wochenende wird es schlimmer.
Alle Versuche Birtes, an das Kind heranzukommen, scheitern.
Ein Kinderpsychologe wird eingeschaltet.
Erster Verdacht.
Birte ist schockiert.
Mehrere Sitzungen.
Verdacht erhärtet sich.
Schließlich spricht das Kind.
Anzeige gegen Moritz.
Schwieriger Prozess.
Moritz streitet alles vehement ab, wirft Birte Rachefeldzug vor, weil er sie verlassen hat, stellt sich selbst als Opfer dar.
Neue Gutachten.
Schließlich das Urteil: zwei Jahre ohne Bewährung.
Bis zum Schluss bleibt Moritz bei seiner Aussage.
Mein ehemaliger Freund Moritz hatte also wegen sexuellen Missbrauchs an seiner eigenen Tochter im Gefängnis gesessen. Als ich dies nun schwarz auf weiß vor Augen geführt bekam, wäre ich am liebsten heulend aus der Redaktion gerannt. Ich hatte früher immer den Eindruck gehabt, Moritz in- und auswendig zu kennen. Wir waren die besten Männer-Freunde gewesen. Kerle zum Pferdestehlen. Was hatten wir nicht alles gemeinsam erlebt. Wir waren sogar zweimal zusammen in einem Bordell gewesen. Flotter Vierer. Super
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