Der Geek-Atlas (German Edition)
Princeton, NJ
40° 19′ 54.51″ N, 74° 40′ 4.80″ W
»Klein und formbar«
Seit 1930 hat das Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, einige der größten theoretischen Denker aus der ganzen
Welt beherbergt. Das Institut war von einem philanthropischen Geschwisterpaar als unabhängige Körperschaft gegründet worden.
Ziel war es, großen Geistern für ihre Arbeit eine friedliche und einladende Umgebung zu bieten, die frei von jeglichem akademischen
Druck und Zwang zum Veröffentlichen war.
Albert Einstein kam 1933 an diesen Ort und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1955. Er lebte ganz in der Nähe, in der 112 Mercer
Street (das Haus ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich), und ging jeden Tag zu Fuß über das wunderschöne Gelände des Instituts
nach Hause. Während Einsteins erstem Jahr am Institut wurde dieses auch von dem österreichischen Mathematiker Kurt Gödel besucht,
der hier auch später seine Forschungen weiterführte. Auch er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1978.
Einstein betrachtete Gödel offensichtlich als ebenbürtig. Die beiden gingen gemeinsam zur Arbeit und anschließend auch gemeinsam
wieder nach Hause. Einstein sagte seinen Freunden, dass er zur Arbeit ginge »nur um das Privileg zu haben, gemeinsam mit Kurt
Gödel nach Hause gehen zu können«. Einstein revolutionierte die Physik während seines Annus Mirabilis (siehe Kapitel 33 ) und Gödel revolutionierte die Mathematik mit seinem Unvollständigkeitssatz (siehe Kasten). Dieser Satz zeigte, dass jedes
mathematische System Grenzen hat – einige Dinge lassen sich nicht beweisen, ohne dass eine neue Mathematik eingeführt wird.
Mit anderen Worten heißt dies, dass man bisweilen »über den Tellerrand« der vorhandenen mathematischen Systeme hinaussehen
muss, um bestimmte Theoreme beweisen zu können.
Das Institut war auch die Heimat vieler anderer Stars: J. Robert Oppenheimer (der »Vater« der Atombombe) war von 1947 bis
1966 Direktor des Instituts und John von Neumann (ein erfolgreicher Mathematiker, der die Grundlagen der Spieltheorie und
der Computerarchitektur legte) kam 1930 ans Institut, nachdem er aus Europa geflohen war. Die Liste der ehemaligen Institutsangehörigen
ist lang und glanzvoll und umfasst viele Nobelpreisträger und besonders auch Gewinner der Fields-Medaille (die im Bereich
Mathematik verliehen wird und deren Status fast dem des Nobelpreises entspricht).
Das Institut ist nicht nur Physikern und Mathematikern vorbehalten sondern beherbergt vier Bereiche: Historische Studien,
Mathematik, Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft. Es wird von einer kleinen Gruppe von Akademikern betrieben, die eine
Gruppe von 200 Leuten, die Member, betreuen. Die Member können frei in alle Richtungen forschen, wie immer ihre selbst gesteckten
langfristigen Ziele auch lauten mögen. Der erste Direktor wünschte sich das Institut »klein und formbar«. Bis zum heutigen
Tag liegt das Kernziel darin, den Membern einen geschützten Raum zu bieten, in dem Sie frei von äußeren Zwängen denken und
forschen können.
Diese Philosophie spiegelt sich auch in den offenen Grünflächen wieder, von denen das Institut umgeben ist. Hierzu zählt auch
der Institutswald, ein öffentlich zugängliches Naturschutzgebiet, das eine Fläche von 240 Hektar umfasst. Besucher können
die Wälder durchstreifen und die Natur genießen wie schon Einstein, Gödel und andere vor ihnen.
Das Institut selbst ist nicht öffentlich zugänglich, doch es finden regelmäßig öffentliche Vorträge zu Themen wie Berechenbarkeit,
Kunstgeschichte, Archäologie, Epidemiologie oder zu sonstigen für die Mitglieder interessanten Bereichen statt. Die Vortragsreihe
wird durch ein musikalisches Rahmenprogramm aus regelmäßigen Konzerten ergänzt. Alle Vorträge sind später zum freien Download
verfügbar.
Praktische Informationen
Informationen zum Institute for Advanced Study finden Sie unter http://www.ias.edu/ . Der Instituts-Wald ist über den Parkplatz am Battlefield Park (an der Mercer Street) zugänglich.
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Gödels Unvollständigkeitssatz
Gödels Unvollständigkeitssatz zeigt, dass es in jedem mathematischen System Sachverhalte gibt, die man innerhalb des Systems
zwar ausdrücken aber nicht beweisen kann. Bewegt man sich beispielsweise ausschließlich innerhalb der Arithmetik und der Algebra
ganzer Zahlen, dann gibt es Zusammenhänge, die sich einfach nicht beweisen lassen, ohne dass man
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