Der Geek-Atlas (German Edition)
wurden Proben genommen. Diese wurden dann auf komplexe Moleküle hin untersucht.
Die abgekühlte Flüssigkeit wurde wieder mit dem heißen Wasserdampf vermischt, und durchlief den Blitz-Simulator dann immer
und immer wieder. Der vollständige Apparat ist in Abbildung 61.1 zu sehen.
Miller analysierte die resultierende Mischung nach einer Woche und fand fünf Aminosäuren: Glycin, Alpha-Alanin, Beta-Alanin,
Asparaginsäure und Alpha-Amino-N-Buttersäure. Da Aminosäuren die Grundbausteine für Proteine sind, und Proteine die Grundbausteine
für lebende Organismen, zeigt das Miller-Urey-Experiment zumindest einen Weg, wie die für das Leben benötigten komplexen chemischen
Substanzen entstanden sein könnten.
Abbildung 61.1 Das Miller-Urey-Experiment
Im Jahr 2008 wurde mit moderner Technik eine Analyse der Flüssigkeit aus den Ampullen von Millers anderen Experimenten durchgeführt.
Es zeigte sich, dass er insgesamt 22 verschiedene Aminosäuren erzeugt hatte.
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Kapitel 62. Poldhu, Cornwall, England
50° 1′ 46.30″ N, 5° 15′ 47.80″ W
Die erste transatlantische Radioübertragung
Im Südwesten Englands liegt die Grafschaft Cornwall. Hier fand im abgelegenen und windgepeitschten Poldhu Cove am 12. Dezember
1901 die erste transatlantische Radioübertragung statt.
Die zerklüftete Halbinsel, auf der Poldhu Cove und Poldhu Point liegen, befindet sich im südlichsten Teil Großbritanniens
und wurde von dem italienischen Radiopionier Guglielmo Marconi als Standort für seine experimentelle Radio-telekommunikation
mit Schiffen auf See ausgewählt. Geologen werden sich über das Vorkommen des grünen Schlangensteins (auch grüner Serpentin
genannt) freuen. Außerdem wurde hier 1791 Titan entdeckt.
Die Funkstation, die Marconi mit seinem Unternehmen, Marconis Wireless Telegraph Company, aufbaute, war nicht nur Schauplatz
der ersten Transatlantikübertragung, sondern auch der Ort, an dem 1910 das erste SOS (kurz, kurz, kurz – lang, lang, lang
– kurz, kurz, kurz im Morsecode) von einem Schiff auf See in England aufgefangen wurde. 1962 baute man dann auf der Halbinsel
in Goonhilly Downs (siehe Kapitel 48 ) die erste Empfangsstation für den ersten transatlantischen Satelliten: Telstar.
Doch nun wieder 61 Jahre zurück, bevor Telstar Fernsehbilder übertragen konnte: Marconis Nachricht war einfach nur der in
Morsecode gesendete Buchstabe S (kurz, kurz, kurz) und wurde am 12. Dezember zwischen 15 und 19 Uhr lokaler Zeit kontinuierlich
übertragen. Marconi war (mit seinem Assistenten George Kemp) nach St. John’s in Neufundland gereist, um das Signal mit einem
Drachen, an den ein 155 Meter langes Kabel als Antenne montiert war, einzufangen. Ursprünglich wollte er am Boden installierte
Antennen verwenden, aber diese wurden bei einem Sturm zerstört. Das Gleiche widerfuhr auch den Antennen in Poldhu. Die erste
transatlantische Übertragung gelang also mit provisorischen Geräten für das Senden und den Empfang.
Das Übertragungsgerät bestand aus einem riesigen Kondensator aus Metallplatten, der 1500V liefern konnte und von einem dampfgetriebenen
Generator geladen wurde. Diese hohe Spannung wurde an einen »Knallfunkensender« (zwei einfache Elektroden mit einer Lücke
dazwischen) angelegt. Der Kondensator lud sich auf, bis ein Funke zwischen den Elektroden überspringen konnte und so das Radiosignal
erzeugte.
Durch das Hintergrundrauschen konnten Kemp und Marconi das S-Signal aus über 2100 Meilen Entfernung zu drei Zeitpunkten (um
12:30 Uhr, 13:30 Uhr und 14:30 Uhr lokaler Zeit) hören. Ein paar Monate später wiederholte Marconi das Experiment, während
er auf der SS Philadelphia westwärts segelte. Er konnte Signale der Poldhu-Station bis zu einer Entfernung von 2099 Meilen auffangen. Ende 1902 hatte
Marconi Nachrichten zwischen Poldhu und Nova Scotia in beiden Richtungen übertragen. Für seine Verdienste auf dem Gebiet der
drahtlosen Signalübertragung erhielt Marconi 1909 den Nobelpreis.
Heute gehört das gesamte Poldhu-Areal dem britischen National Trust. Sie können eine wunderschöne Wanderung entlang der Steilklippen
unternehmen und die restaurierte Lizard Wireless Station und das Marconi Centre besuchen. Die 800 Jahre alte Stadt Helston
liegt in der Nähe und ist idealer Ausgangspunkt für »Funk-Forscher«. Hier können Sie einen Besichtigungstag in einem der vielen
Tearooms auch wieder angemessen ausklingen lassen: bei einem
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