Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
und ich an der letzten Poststation gemietet haben, niemals gewachsen gewesen. Es war allerdings nicht leicht, so gute Tiere zu bekommen. Das kann ich Ihnen sagen.“
„Ich hoffe nur, Sie haben nicht zu viel Geld ausgegeben.“
„Natürlich nicht, Euer Lordschaft.“ Er griff in die Tasche, zog ein Bündel Banknoten hervor und reichte sie dem Earl. „Hier, der Rest.“
„Danke. Würden Sie sich jetzt bitte darum kümmern, dass ein Zimmer für mich und eines für Mrs Forrester und ihre Zofe hergerichtet wird?“
Es herrschte viel Betrieb in der Poststation. Und so dauerte es eine Weile, bis alle Übernachtungsgäste zu ihren Zimmern geführt wurden.
Beth war so erschöpft, dass sie sich am liebsten sofort zu Bett begeben hätte, als ein Hausbursche ihr endlich die Kammer zeigte, die sie gemietet hatte. Aber sie wusste, wie wichtig es war, nach dem anstrengenden Tag etwas zu essen. Also zog sie ihren Spenzer aus, nahm den Hut ab, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und tauschte den getragenen Schal gegen einen frischen. Dann begab sie sich zusammen mit Tilly nach unten in die Gaststube.
Den Earl konnte sie nirgends entdecken, und einen Moment lang verspürte sie Enttäuschung darüber. Gleich darauf aber sagte sie sich, dass er ihr seine Gesellschaft aufgedrängt hatte und dass sie froh sein konnte, ein wenig Ruhe vor ihm zu haben. Allerdings musste sie sich auch eingestehen, dass seine Anwesenheit ihr einen gewissen Schutz vor aufdringlichen Blicken und Worten geboten hatte. Jetzt jedenfalls, als sie an den überwiegend männlichen Gästen vorbeiging, um sich einen Platz zu suchen, spürte sie, wie viel Aufmerksamkeit die anwesenden Männer ihr schenkten. Es war äußerst unangenehm.
Noch unangenehmer war, dass fast alle Stühle bereits besetzt waren. Tilly und sie mussten mit weit voneinander entfernten Plätzen vorliebnehmen. Ihr Tischnachbar sprang zwar auf, um ihr höflich den Stuhl zurechtzurücken. Aber der Blick, mit dem er sie dabei musterte, gefiel ihr gar nicht. Der Mann ihr gegenüber war auch nicht besser. Er bedachte sie mit einem schmierigen Lächeln, ehe er eine kleine Flasche an den Mund hob und einen großen Schluck nahm. Wahrhaftig, man konnte seine Alkoholfahne riechen!
Ein Schauer überlief Beth.
Während des Mahls versuchte Beth, sich ganz auf das Essen zu konzentrieren. Ihre Gedanken allerdings schweiften immer wieder ab. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihren Bruder und fragte sich, ob ihre Mission in London Erfolg haben würde. Sie musste als Erstes mit Mr Spalding sprechen. Der Anwalt würde ihr hoffentlich ein günstiges Hotel empfehlen können. Und dann …
Ihr Gegenüber, der Mann mit der Fahne, sprach sie schon zum zweiten Mal an. Sie tat, als hätte sie nichts gehört. Doch als ihr Nachbar zur Rechten ein Bein gegen ihren Oberschenkel presste, sprang sie auf und floh aus der Gaststube. Der Appetit war ihr vergangen. Und nie zuvor hatte sie sich so schutzlos gefühlt. In diesem Moment wünschte sie sehr, Lord Darrington wäre bei ihr. Ob er sich entschlossen hatte, nach Highridge zurückzufahren? Sie hatte ihm ja oft genug gesagt, dass sie seine Hilfe weder wollte noch benötigte.
Eine Kellnerin, die ein schweres Tablett trug, drängte sich an ihr vorbei. Beth nutzte die Gelegenheit, nach dem Abort zu fragen. Wenn ich mich erleichtert habe, dachte sie, hole ich Tilly ab und ziehe mich mit ihr in unsere Kammer zurück. Sie zweifelte nicht daran, dass sie nach dem anstrengenden Tag tief und fest schlafen würde.
Der Abort lag auf der anderen Seite des Innenhofs, der nur schwach beleuchtet war. So bemerkte Beth, als sie zurückkam, erst viel zu spät die knochige Gestalt, die im Schatten wartete. „Da biste ja, meine Süße“, begrüßte der Mann sie. Er sprach ein wenig undeutlich, vermutlich weil er inzwischen seine kleine Flasche vollständig geleert hatte. Seine Alkoholfahne jedenfalls schien noch stärker geworden zu sein.
Beth wollte ohne ein Wort an ihm vorbeigehen. Doch da schoss seine Hand vor und schloss sich um ihren Unterarm.
„Nicht so schnell, mein Schatz. Gefällst mir!“
„Auch wenn Sie das als Kompliment gemeint haben, empfinde ich es eher als Beleidigung“, gab sie erschrocken und zornig zugleich zurück.
Er lachte, bis er einen Schluckauf bekam. Dann stellte er, ohne seinen Griff auch nur im Geringsten zu lockern, fest: „Mag temperamentvolle Frauen!“
Vergeblich versuchte sie, sich mit einem Ruck aus der Umklammerung seiner Finger zu
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