Der gefährliche Traum (German Edition)
das Wort gegen mich zu erheben. Und wehe, du verrätst uns! Du würdest es nicht überleben. Und denk auch an deine lieben Geschwister. Wer kümmert sich dann um sie?«
Andreas wischte sich das Blut ab, das ihm aus der Nase lief, und stand wieder auf. Trotzig hielt er dem drohenden Blick seines Vaters stand.
Max hörte, wie er flüsterte: »Der Teufel soll dich holen, Adam!«
»Nun lass doch den Jungen und erzähl von deinem Plan!«, forderte der Welsche.
»Also gut. Hört zu! An der Wegkreuzung auf der Straße vom Schloss nach Hohenstein legen wir uns auf die Lauer. Zuvor heben wir auf dem Weg ein Loch aus und tarnen es mit Reisig. Sobald die Kutsche darin feststeckt, stürmen wir aus unserem Hinterhalt und werfen Rauchbomben. Die Soldaten und der Kutscher werden keine Chance gegen uns haben.«
Herausfordernd sah er in die Runde. Alle nickten zustimmend.
»Ich und der Krämermathes holen dann das Mädchen aus der Kutsche und schaffen es sofort weg, während ihr die Soldaten erledigt. Das Kindermädchen lassen wir am Leben. Ihr gibt der Kesselflicker unsere Nachricht.«
»Was soll da drinstehen und wer schreibt sie uns?«, fragte der Mann namens Heidenpeter. »Keiner von uns kann schreiben.«
»Der Wirt vom Schwarzen Kreuz wird uns gegen entsprechende Bezahlung diesen Dienst erweisen. Auf ihn habe ich schon öfter zählen können.«
»Und was soll in dem Brief stehen?«, hakte Heidenpeter nach.
»Wir schreiben:
500 Silbergulden für das Leben Eurer Tochter. Zu hinterlegen an der Stelle des Überfalls. Sehen wir auch nur einen Soldaten im Wald, ist Eure Tochter tot
.«
Die Räuber grölten begeistert.
»Was machen wir mit dem Mädchen, wenn wir das Geld haben? Du willst sie doch nicht wirklich zurückgeben, oder?«, wollte einer der Männer wissen.
»Wo denkst du hin? In Lohr treiben sich zurzeit fahrende Händler herum. Die zahlen eine Menge Geld für so ein süßes, blond gelocktes Mädchen.« Alle Männer lachten anzüglich.
»Lasst uns darauf anstoßen!«, rief der Kesselflicker und erhob seinen Becher.
Im selben Augenblick war um Max herum nichts als Wald. Andreas, der Sohn des Räuberhauptmanns, saß gegen einen Baum gelehnt auf dem Boden und fluchte.
»Wie ich Adam hasse! Ich hasse ihn und mein erbärmliches Leben!« Andreas griff nach einem Stein und warf ihn wütend gegen einen Baum. »Soll er mich doch totschlagen! Aber ein Räuber werde ich niemals. Sobald meine Brüder alt genug sind, bin ich weg. Dann kommen sie mit mir oder treten in die Fußstapfen unseres alten Herrn, um früher oder später am Galgen zu tanzen. Aber jetzt sind sie noch zu klein, um mit mir zu gehen. Und wenn ich allein abhauen würde, wer würde sich dann um sie kümmern? Adam bestimmt nicht.«
Der Junge sah zu Max auf, der erschrocken einen Schritt zurücktrat.
»Kannst du mich sehen?«, fragte er unsicher, bekam aber erneut keine Antwort. Max fiel nun der unheimliche Hund wieder ein und er sah sich ängstlich um. Doch nichts rührte sich, kein schwarzer Schatten, keine leuchtenden Augen.
»Bis jetzt war es mir ja egal, wenn Adam und seine Leute Händler ausgeraubt haben. Die können ruhig etwas von ihrem Geld abgeben, so dick wie ihre Bäuche sind. Die Kleine zu entführen, ist schon schlimm genug, aber sie an Fremde zu verschachern, ist hundsgemein.« Wieder blickte der Junge zu Max, als würde er ihn um Rat fragen. »Soll ich denn meinen Alten verraten? Sie würden ihn sofort hängen. So schnell kann unsereins gar nicht schauen. Und was geschieht dann mit meinen Brüdern? Ich kann mich doch nicht alleine um sie kümmern.«
Wieder warf Andreas einen Stein. Max konnte ihm nur knapp ausweichen.
»He, pass doch auf!«, schrie er ihn an, doch Andreas achtete nicht auf ihn.
»Die Tochter des Barons ist stets nett zu mir gewesen. Ihre feine Zofe hatte zwar immer mit ihr geschimpft, aber die Kleine hat mir trotzdem schon zweimal ein paar Kreuzer von der Kutsche aus zugeworfen.«
»Du musst es verhindern«, rief Max dem Jungen zu. »Hörst du mich? Du darfst nicht zulassen, dass Friederike entführt wird. Sie wird sonst für immer spurlos verschwinden.«
Doch egal, wie laut Max schrie, der andere konnte ihn nicht hören.
Stattdessen sprang der Junge plötzlich auf und brüllte, dass es im Wald nur so hallte. »Der Teufel soll dich, Adam, und deine Räuber holen!«
Dann sank er wieder verzweifelt zu Boden. »Was soll ich nur tun? Den Baron warnen? Meinen eigenen Vater verraten? Wenn ich bloß mit jemandem reden
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