Der gefährliche Traum (German Edition)
sie gemeinsam den Salon betraten, zwinkerten sich ihre Mütter vielsagend zu. Doch Max war noch immer viel zu verstört, um sich darüber zu wundern. Und auch Fritzi hing ihren eigenen Gedanken nach. Ratlos blickte sie ihren Klassenkameraden an.
»Ich muss jetzt los«, meinte Max nach kurzer Zeit und stand auf. »Mein Referat für morgen ist noch nicht fertig.« Er bedankte sich höflich bei Frau von Hohenstein für die Einladung und ging.
Fritzi lief ihm hinterher. »Warte! Was hast du auf dem Bild gesehen? Irgendetwas stimmt doch nicht. Hat es mit Friederike zu tun?«
Doch Max gab ihr keine Antwort. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er das Schloss.
Zu Hause kreisten seine Gedanken nur noch um die Räuber in der Hütte, den Hund, seine merkwürdigen Träume und Friederike. Immer wieder schweifte er von seinem Referat ab. Max konnte sich einfach nicht konzentrieren. Andere Fragen schossen ihm durch den Kopf.
Warum hatte er all das auf dem Gemälde von Friederike gesehen? Was hatte das entführte Mädchen damit zu tun? Warum sah er überall diesen schwarzen Hund? Zuerst begegnete er ihm im Wald, dann traf er ihn in seinem Traum wieder, und nun war er auch auf dem Bild gewesen. Und außer ihm konnte ihn niemand sehen. Bildete er sich das alles nur ein? Sicherheitshalber maß er sogar Fieber, allerdings zeigte das Thermometer einen ganz normalen Wert an. Vielleicht gab es in den Wänden des alten Gärtnerhauses einen Schimmelbefall und der Pilz führte zu Wahnvorstellungen.
So lange Max auch über all die merkwürdigen Ereignisse nachdachte, ihm fiel keine einleuchtende Erklärung ein. Und je mehr er sich damit beschäftigte, umso größer wurde seine Angst vor dem Einschlafen. Was, wenn er wieder von den Räubern träumte? Um sich auf andere Gedanken zu bringen, las er noch ein Asterixheft. Das Referat, das er am nächsten Tag halten sollte, wurde erst gegen neun Uhr abends fertig und war alles andere als gut.
Der dritte Traum
M it Entsetzen stellte Max fest, dass er schon wieder hinter dem Hackklotz in der Hütte kauerte. Offenbar träumte er erneut.
Ich muss sofort aufwachen, dachte Max. Aufwachen! Aufwachen! Aufwachen!
Doch sosehr er sich auch anstrengte, es klappte nicht.
Denk nach!, forderte sich Max auf. Es muss doch eine Möglichkeit geben, aufzuwachen.
Wie war er denn die letzten Male diesem Albtraum entkommen? Vielleicht sollte er einfach die Tür öffnen. Zumindest war er immer dann schweißnass aufgewacht. Einen Versuch war es wert. Er musste nur eine günstige Gelegenheit abpassen, dann könnte er zur Tür schleichen.
Angewidert beobachtete Max die Räuber, die sich wie Tiere auf das Fleisch stürzten, als ihm eine Idee kam. War es möglich, dass niemand von denen ihn sehen konnte? In seinen ersten beiden Träumen hatte ja auch keiner der Jungen auf ihn reagiert. Und was sollte schon passieren, wenn sie ihn entdeckten? Es war ja doch nur ein Traum. Aber da fiel Max wieder ein, dass er nach seinem ersten Traum die Tritte gespürt hatte, die der Junge namens Andreas bekommen hatte, und nach seinem zweiten Traum hatte er nach Hühnerstall und Rauch gestunken. Wie konnte das überhaupt geschehen? Normale Träume hinterließen keine Spuren. Normale Träume fühlten sich nicht so echt an. Normale Träume passierten einfach.
Max sah zum Fenster. War der Hund auch wieder da? Aus der Hocke konnte er nur das Grün der Bäume sehen. Sollte er es riskieren und aufstehen?
Ganz vorsichtig wagte sich Max aus seiner Deckung und richtete sich auf. Dann stand er eine Weile still da, doch nichts geschah. Niemand nahm von ihm Notiz. Er trat von dem Hackklotz hervor und noch immer passierte nichts.
Als wäre ich Luft, stellte Max erleichtert fest.
Beherzt trat er ans Fenster. Sein Blick wanderte vom windschiefen Schuppen über den Haufen Brennholz hinüber zum Rand der kleinen Lichtung. Das Unterholz des Waldes wuchs so dicht, dass es wie eine undurchdringliche Wand wirkte. Und davor stand unheildrohend der große schwarze Hund und schaute zu ihm herüber. Als würde er auf jemanden warten. Vielleicht sogar auf ihn? Doch bedeutete das nicht, dass ausgerechnet die Bestie ihn wahrnehmen konnte? Um dies herauszufinden, hätte Max das Haus verlassen müssen. Irgendwie saß er in der Klemme. Keine zehn Pferde brachten ihn hinaus zu diesem unheimlichen Hund. Was, wenn er die Tür öffnete und das Tier ihn ansprang? Aber wie sollte er sonst seinem Traum entfliehen? Max’ neu gewonnener Mut war dahin. Mit
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