Der gefährliche Traum (German Edition)
auf ihn gerichtet, doch sofort packten ihn zwei Wachen und brachten ihn kurzerhand weg. Die Aufmerksamkeit der Menge lag nun wieder auf ihrem neuen Helden.
Andreas aber liefen die Tränen über das Gesicht.
»Ihr seid ein Schwein, hört Ihr! Ein mieses Dreckschwein!«, brüllte Max. »Er hat das Geld, nicht die Räuber! Glaubt ihm kein Wort!«
Doch niemand konnte ihn hören. Max lief zu Andreas, der mit tränennassem Gesicht dastand und das Ganze nicht fassen konnte. Der Amtmann hatte ihn hereingelegt. Er war schlimmer als sein Vater. Sein Hund kam zu ihm und leckte ihm tröstend die Hand.
»Wir müssen zum Versteck!«, sagte Andreas. »Wir müssen Friederike befreien. Wer weiß, was Vater mit ihr macht, wenn er merkt, dass er hereingelegt wurde.« Er drehte sich um und rannte wieder in den Wald zurück. Sein Hund und Max folgten ihm.
Wieder war Max plötzlich woanders. Vor ihm lag die Hütte. Andreas hatte es knapp vor seinem Vater ins Versteck geschafft. Friederike befreien konnte er aber nicht mehr. Der Räuberhauptmann und seine Leute kamen soeben wütend vom
Kalten Stein
. Die Übergabe hatte nicht stattgefunden.
»Schaff mir das Mädchen her!«, brüllte Adam seinem Sohn zu. »Es wird Zeit, sie loszuwerden!« Die Laune des Mannes war mehr als schlecht.
War es tatsächlich so geschehen?, fragte sich Max. War der Amtmann schuld am spurlosen Verschwinden Friederikes? Hatte er sich nicht an Andreas’ Plan gehalten, weil die Geldgier stärker war als sein Gewissen? Hatte Räuberhauptmann Adam Schwarz, sein eigener Vorfahr, es doch noch rechtzeitig geschafft, das Mädchen wegzubringen und an fremde Reisende zu verkaufen wie eine x-beliebige Ware?
»Du musst sie laufen lassen, Andreas! Friederike wird sonst für immer verschwinden. Das kannst du nicht zulassen.«
Noch auf dem Weg zum Keller brach das Chaos über alle herein. Der Amtmann und seine Wachen kamen im Galopp angeritten und drängten die Räuber vom Pferd aus in die Enge. Schüsse fielen. Einige leisteten Widerstand, doch die Soldaten waren in der Überzahl. Und so dauerte es nicht lange, bis sie die Räuber überwältigt hatten. Max sah, wie Adam gefesselt wurde. »Ich muss zu meinen Brüdern!«, rief Andreas, der den Kampf bestürzt beobachtet hatte. Er rannte schon los, hielt aber inne, als er sah, wie sie ebenfalls von Soldaten ergriffen und wild um sich schlagend aus dem Haus getragen wurden. Für sie konnte er nichts mehr tun. Dann fiel sein Blick auf den Amtmann. Er hatte sich während der Gefangennahme im Hintergrund gehalten. Nun aber, als seine Leute alles unter Kontrolle hatten, kam er näher und stieg vom Pferd.
»Seht noch mal in der Hütte und im Stall nach!«, befahl er seinen Männern. »Irgendwo muss das Mädchen gefangengehalten werden. Ich sehe mich hinter dem Haus nach einem Versteck um.«
So schnell Andreas konnte, rannte er zum Kellerzugang, schob den Riegel zur Seite und hastete die Treppen hinunter.
»Beeil dich!«, rief Max verzweifelt. »Du kannst Dauber nicht trauen. Rette Friederike! Mach schneller!«, schrie er Andreas zu, der versuchte, Friederikes Fesseln zu lösen. »Er kommt!« Max’ Herz raste. Wenn er doch nur helfen könnte! Warum musste er das alles miterleben, wenn er doch nichts unternehmen konnte?
»Was soll das! Nimm deine dreckigen Finger von ihr weg!«, brüllte plötzlich der Amtmann. Er war inzwischen bei Andreas im Keller angekommen. »Ihr müsst jetzt keine Angst mehr haben, Baroness. Ich bin hier, um Euch zu befreien.«
Andreas drehte sich mit wutverzerrtem Gesicht zu ihm um. »Ihr wollt sie befreien? Ihr seid doch ein genauso übler Verbrecher wie mein Vater! Ich habe gesehen, wie Ihr das Lösegeld im Wald versteckt habt. Ihr habt nicht nur mich, sondern auch den Baron betrogen. Euch ist dieses Mädchen doch egal. Alles, was für Euch zählt, ist das Geld.« Andreas spuckte verächtlich auf den Boden. »Zu allem Übel lasst Ihr Euch noch als Held feiern, als edler Retter der Baroness, der selbstlos sein eigenes Leben riskiert hat.« Andreas’ ganzer Zorn brach aus ihm heraus.
»Ist das wahr, was der Junge sagt?«, fragte Friederike verwirrt.
Max sah, wie sich die Miene des Amtmanns immer mehr zu einer Fratze verzog.
»Glaub ihm kein Wort«, rief Andreas. »Dauber wusste, wo du gefangen gehalten wirst. Ich selbst habe es ihm gestern anvertraut. Er hat mir versprochen, zu deinem Vater zu gehen, die Lösegeldübergabe abzusagen und dich zu befreien, während die Räuber am
Kalten Stein
auf
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