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Der gefaehrliche Verehrer

Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Der gefaehrliche Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sitz in sich zusammen, weil ihr die Worte ausgegangen waren.

7. K APITEL
    Cilla hatte nicht die Absicht, die Geschichte zu romantisieren. Entführt zu werden kam vielleicht in Büchern über adelige Damen und elegante Freibeuter vor, passte aber nicht gut ins Denver des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Sie hatte nicht die Absicht, ihre Haltung zu ändern. Wenn ihre einzig mögliche Rache in einer frostigen Distanz bestand, wollte sie diese sehr genau einhalten. Boyd sollte kein einziges Lächeln und kein einziges freundliches Wort bekommen, bis dieses lächerliche Wochenende vorbei war.
    Deshalb war es so schlecht, dass sie das Haus zum ersten Mal im Mondschein erblickte.
    Das nannte er eine Hütte? Cilla war dankbar, dass die Musik ihren überraschten Laut überdeckte. Ihre Vorstellung von einer Hütte war ein kleiner Holzbau irgendwo im Nichts und ohne alle Annehmlichkeiten. Die Art von Ort, an den Männer sich zurückzogen, wenn sie sich einen Bart wachsen lassen, Bier trinken und über Frauen klagen wollten.
    Das Haus war aus Holz – einem weichen, gealterten Holz, das warm im Mondschein schimmerte. Aber es war alles andere als klein. Auf mehreren Ebenen errichtet, mit interessanten Vorbauten und Erkerfenstern, ruhte es majestätisch inmitten schneegesprenkelter Nadelbäume. Balkone, einige davon waren überdacht, andere offen, versprachen einen atemberaubenden Ausblick in alle Richtungen. Das Metalldach blinkte und verführte Cilla dazu, sich ausmalen, wie es war, drinnen zu sitzen und dem Regen zu lauschen.
    Doch starrsinnig unterdrückte sie alle Lobesworte und sprang aus dem Wagen. Der Schnee reichte ihr weit über die Knöchel und sickerte in ihre Schuhe.
    »Großartig«, murmelte sie. Sie überließ es Boyd, sich um das Gepäck zu kümmern, und stapfte auf die Veranda.
    Dann ist das Haus halt schön, dachte sie. Spielt keine Rolle. Sie wollte trotzdem nicht hier sein. Aber da sie es nun schon mal war, und da die Möglichkeit entfiel, ein Taxi zu rufen, wollte sie den Mund halten, das Schlafzimmer wählen, das am weitesten von seinem entfernt war, und ins Bett kriechen. Vielleicht blieb sie achtundvierzig Stunden darin.
    Cilla hielt den ersten Teil ihres Schwurs, als Boyd zu ihr auf die Veranda kam. Die einzigen Geräusche waren das Knarren der Bretter unter seinem Gewicht und der Ruf von irgendetwas Wildem in den Wäldern. Nachdem er ihre Taschen abgestellt hatte, schloss er die Tür auf und lud Cilla mit einer Handbewegung zum Eintreten ein.
    Es war dunkel. Und kalt. Irgendwie fühlte sie sich dadurch besser. Je ungemütlicher es war, desto gerechtfertigter war ihre üble Laune. Dann schaltete er die Lichter ein, und sie stand mit vor Staunen weit geöffnetem Mund da.
    Der Hauptraum in der Mitte des Hauses war riesig, reichte bis unter das Dach mit grob bearbeiteten Balken und besaß einen wunderschönen Kamin aus Granit, vor dem Möbel mit dicken Kissen gruppiert waren. Der frei stehende Rauchabzug ragte bis zu dem hohen Dach hinauf. Eine Galerie zog sich über die ganze Breite des Raums hin und betonte die Grundnote von Weiträumigkeit und Holz. Als Gegensatz waren die Mauern in schlichtem Weiß gehalten, unterbrochen von glänzenden Einbauregalen und Türen und Fenstern mit vielen kleinen Scheiben.
    Das hier war nicht im Geringsten wie die Bögen und Rundungen seines Hauses in Denver. Das Holzhaus bestand nur aus schlichten geraden Linien. Auf den breiten Dielen des Fußbodens lag kein Teppich. Schimmernde Stufen führten zur nächsten Ebene hinauf. Neben dem Kamin gab es eine Kiste, gefüllt mit Holzscheiten. Einen Hauch von Verspieltheit gab es nur in Form von grinsenden Messingdrachen, die als Kaminbock dienten.
    »Es wird ziemlich schnell warm werden«, meinte Boyd und dachte, dass sie schon wieder mit ihm reden würde, wenn sie dazu bereit war. Er schaltete die Heizung ein, bevor er seinen Mantel abstreifte und ihn an eine Spiegelgarderobe neben der Eingangstür hängte. Er ließ Cilla stehen, wo sie stand, ging an den Kamin und ordnete Feuerholz und Scheite übereinander. »Die Küche ist da hinten.« Er zeigte die Richtung, während er ein Streichholz an zusammengeknülltes Zeitungspapier hielt. »Die Speisekammer ist voll, falls du hungrig bist.«
    Sie war es, aber der Teufel sollte sie holen, wenn sie das zugab. Es hätte ihr ein geradezu perverses Vergnügen bereitet, dass sich vor ihrem Mund Wolken aus Atem bildeten. Schmollend beobachtete sie daher, wie Flammen an den Holzscheiten züngelten.

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