Der gefaehrliche Verehrer
Top-40-Station Nummer zwei.
Als es ihn erwischte, hatte Cilla seine Pflichten als Programmdirektor übernommen. Innerhalb von sechs Monaten war aus der Nummer-zwei-Station die Nummer eins geworden. Und Jackson war wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden.
Als Althea mit zwei beschlagenen Limonadedosen in der Hand das Besprechungszimmer betrat, warf Boyd die Jackson-Akte auf den Tisch. Wortlos reichte Althea Boyd die eine Dose, öffnete die zweite und warf einen Blick auf die Akte.
»Er ist sauber, abgesehen von ein paar Anzeigen wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses«, bemerkte Althea.
»Rache steht bei dieser Art von Bedrohung ganz hoch oben auf der Liste. Könnte sein, dass er einen Groll gegen sie hegt, weil sie ihn in Richmond ersetzt und übertroffen hat.« Boyd nahm einen Schluck von der rasch warm werdenden Limonade. »Er hat diesen Nachtjob in Denver erst seit drei Monaten. Der Manager des Senders in Richmond behauptet, Jackson wäre ziemlich ausgerastet, als sie ihn rauswarfen. Hat ein paar Drohungen ausgestoßen und beschuldigte Cilla, sie hätte seine Stellung untergraben. Dann muss man zu diesem Groll auch noch ein ernsthaftes Alkoholproblem dazurechnen.«
»Willst du ihn aufs Revier holen?«
»Ja, ich will ihn herholen.«
»Okay, warum machen wir dann nicht einen Doppelschlag?«
Sie griff nach der Akte von Nick Peters. »Der Junge wirkt harmlos – aber ich bin schon mit harmlos wirkenden Jungs ausgegangen und konnte kaum meine Haut retten. Er trifft sich überhaupt nicht mit Mädchen. Ich habe herausgefunden, dass Deborah ein paar Kurse mit ihm zusammen besucht hat. Während des Wochenendes hat sie erwähnt, dass er sie ständig um Informationen über Cilla angeht. Alles persönliche Sachen. Was für Blumen sie mag, was ihre Lieblingsfarbe ist, ob sie sich mit jemandem trifft.«
Sie zog aus ihrer Rocktasche eine Tüte Fruchtgummi. Sorgfältig und nach reiflicher Überlegung wählte sie ein gelbes Weingummi.
»Offenbar hat es ihn aufgeregt, als Deborah erzählte, Cilla sei schon verheiratet gewesen. Deborah hat sich damals nichts dabei gedacht, hat es darauf geschoben, dass er ein wenig komisch ist. Aber jetzt, während des Wochenendes, hat sie es doch erwähnt. Sie ist ein nettes Mädchen. Wirklich klug. Und sie hängt total an Cilla.« Althea zögerte. »Am Wochenende hat sie mir von ihren Eltern erzählt.«
»Das haben wir schon durchgesprochen.«
»Ich weiß, dass wir das getan haben.« Althea griff nach einem Stift, drehte ihn zwischen ihren Fingern und legte ihn wieder weg. »Deborah scheint zu denken, dass du für ihre Schwester gut bist.« Sie wartete, bis Boyd aufblickte. »Ich frage mich nur, ob ihre Schwester gut für dich ist.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen, Partner.«
»Du bist zu sehr in die Sache verstrickt, Boyd.« Sie senkte ihre Stimme, obwohl man nichts bei dem Lärm vor der geschlossenen Tür hätte hören können. »Wüsste der Captain, dass du persönlich verwickelt bist, würde er dich sofort abziehen, und er hätte recht.«
Boyd stieß seinen Stuhl zurück. Er betrachtete Altheas Gesicht, ein Gesicht, das er so gut kannte wie sein eigenes. Ärger kochte in ihm hoch, aber er kontrollierte sich. »Ich kann trotzdem meinen Job erledigen, Thea. Hätte ich daran irgendwelche Zweifel, würde ich mich selbst abziehen.«
»Wirklich?«
Seine Augen zogen sich zusammen. »Ja, das würde ich. Die Sicherheit meines Schützlings hat absoluten Vorrang. Wenn du zum Captain gehen willst, ist das dein Recht. Aber ich werde mich um Cilla kümmern, so oder so.«
»Du bist derjenige, der verletzt werden wird«, murmelte sie. »So oder so.«
»Mein Leben. Mein Problem.«
Der Ärger, den sie zu unterdrücken gehofft hatte, brodelte an die Oberfläche. »Verdammt, Boyd, du bedeutest mir etwas. Es war eine Sache, als du von ihrer Stimme besessen warst. Ich habe es nicht mal als Problem angesehen, als du sie kennengelernt hast und ein paar Funken flogen. Aber jetzt redest du ernsthaft von Zeug wie Heirat, und ich weiß, du meinst es so. Sie hat Probleme, Boyd. Sie ist ein Problem.«
»Du und ich, wir haben den Auftrag, uns um ihre Probleme zu kümmern. Was den Rest angeht, so ist das meine Sache, Thea. Spar dir also deinen Rat.«
»Fein.« Gereizt schlug sie eine andere Akte auf. »Bob Williams – der ›Wilde Bob‹ – ist blitzsauber. Ich habe keine einzige Verbindung zu Cilla gefunden, abgesehen vom Sender. Er führt
Weitere Kostenlose Bücher