Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
schläfrig.
Die Wärme von Benjamins Armen und seine tiefe, ebenmäßige Stimme taten ihr übriges dazu, ihn zusammen mit den monotonen Verkehrsgeräuschen und der Dunkelheit der Nacht einzulullen. Immer häufiger musste er gähnen und als Benjamins Finger sanft durch seine Haare streichelten, fielen ihm schließlich die Augen zu.
Benjamins Blick ruhte auf dem schlafenden Mann, der den Kopf auf seine Brust gebettet hatte. Er streckte die Beine auf dem langen Sitz aus und rutschte ein Stück nach unten, so dass sie nun beinahe in der Horizontalen lagen, Tristan zwischen seinen ausgestreckten Beinen.
»Schlaf ruhig«, flüsterte er. Nur Minuten später antwortete Tristan ihm mit einem leisen Schnarchen. Mit all den Gedanken und Sorgen in seinem Kopf hätte Benjamin es nicht für möglich gehalten, dass er überhaupt ein wenig Schlaf finden würde, doch auch er nickte nach kurzer Zeit langsam ein.
***
Der Wechsel von der Teer- zur Schotterstraße weckte Benjamin. Vorsichtig, um Tristan nicht zu wecken, griff er über ihn hinweg und öffnete per Knopfdruck das Fenster. Lautlos glitt die Scheibe nach unten und Benjamin atmete tief die Luft seiner Heimat ein. Unbewusst prüfte er dabei, wie es den einzelnen Familien ging, die hier lebten.
Die Carmichaels hatten den alten, toten Hickorybaum gefällt; der Rauch, der aus dem Kamin aufstieg, roch nach altem Holz. Mrs. Baileys Enkelkinder waren zu Besuch und das Baby der Hansons war zur Welt gekommen. Er hatte gewusst, dass es dafür Zeit war, aber der Geruch des Neugeborenen erfüllte ihn dennoch mit Freude.
Tristan bewegte sich im Schlaf auf ihm und Benjamin verkrampfte sich. Es gab keine Möglichkeit, sich unter ihm hervor zu winden, ohne ihn dabei zu wecken, und Benjamin machte sich Sorgen, wie Tristan darauf reagieren würde, in seinen Armen aufzuwachen. Letzte Nacht hatte Tristan seine Nähe gesucht, doch nach dem Beinahe-Überfall war es verständlich, dass er jemanden an seiner Seite gebraucht hatte. Am nächsten Morgen in den Armen eines mehr oder weniger Fremden aufzuwachen, war jedoch etwas völlig anderes.
Im Schlaf hatten sie sich bewegt, so dass Tristan nun vollständig auf ihm lag und sich ihre Körper ziemlich intim aneinander drückten. Allein der Gedanke daran ließ Benjamins Körper reagieren. Er musste dringend ein wenig Abstand gewinnen, bevor seine Erregung allzu deutlich spürbar wurde. Sanft schüttelte er Tristans Schulter und hoffte, sich noch rechtzeitig fortbewegen zu können, bevor er ganz aufgewacht war.
Schlaftrunkene Augen öffneten sich flatternd und ein wenig desorientiert. Benjamin erwartete eine erschrockene oder verlegene Reaktion, aber Tristan lächelte nur und streckte sich. Als er sich dabei unabsichtlich an Benjamin rieb, musste der sich ein Stöhnen verkneifen.
»Entschuldige«, meinte er, als Tristans Hüfte mit seiner Erektion in Berührung kam. Er versuchte, sich zurückzuziehen, in der Hoffnung, dass Tristan annahm, es wäre eine ganz normale körperliche Reaktion vom Schlafen.
Tristan erstarrte mitten in der Bewegung. Er wollte Benjamin davon abhalten, sich zurückzuziehen, und ihm sagen, dass sein Verlangen erwidert wurde, aber er war noch zu verschlafen, um einen klaren Satz zu formulieren. Stattdessen drehte er sich ein wenig, sodass Benjamin Tristans steifen Penis an seinem Schenkel spüren konnte.
Mit einem Satz sprang Benjamins Wolf nach vorne, völlig ungeachtet der Bedenken, mit denen Benjamin sich herumschlug. Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer. Tristan ließ seine Hände unter Benjamins Hemd gleiten, das beim Schlafen aus der Hose gerutscht war, und brachte Benjamin mit der Berührung auf nackter Haut zum Keuchen. Hitze ging von dem schlanken Körper aus, der noch immer auf ihm lag.
Benjamin konnte nicht widerstehen, eine von Tristans zerzausten Locken aus seinem Gesicht zu streichen. Er beobachtete, wie sich die langen Wimpern über den Augen schlossen, und spürte Tristans lautloses Seufzen.
Sein Blick fiel auf die leicht geöffneten Lippen. Kurz versuchte er noch, sich davon zu überzeugen, dass dies eine wirklich schlechte Idee war, aber egal, welche Gründe er auch aufzählte, er würde sich später mit seinem rationalen Verstand auseinandersetzen müssen.
Denn in diesem Moment schob sich Tristan auf die Arme gestützt ein wenig höher. Seine Lippen zitterten leicht, als sie sich Benjamins verführerisch näherten.
»Küss mich«, seufzte Tristan.
Kapitel 4
Benjamin
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