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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile
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Anstrengung ließ ihn schwer atmen.
    »Du hast beinahe eine ganze Woche im Bett verbracht. Sogar unter normalen Umständen würde dich das schwächen. Gib dir einfach etwas Zeit. Wir machen ein Nickerchen und dann sagen wir es den anderen«, schlug Tristan vor. Er machte sich immer noch Sorgen. Benjamin sah nicht wie jemand aus, der von irgendetwas geheilt war.
    Der Fluch ist ja auch gerade erst gebrochen , dachte er, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass er nur versuchte, sich die Sache schön zu reden.
    »Wir müssen in Charles’ Schule anrufen und ihn bitten, sein Muttermal zu überprüfen«, sagte Benjamin. Auch wenn seine Stimme vor lauter Müdigkeit schleppend klang, konnte Tristan doch die Erleichterung darin hören.
     
    ***
     
    Unruhig lief Tristan auf und ab. Der Fluch war gebrochen. Benjamins Mal war verschwunden. Charles’ Mal war verschwunden. Sobald sie wieder wach gewesen waren, hatten sie es überprüft. Da Charles über alles Bescheid wusste, war er natürlich erleichtert gewesen. Allerdings hatte er keine Ahnung, was für eine furchtbare Katastrophe ihm erspart geblieben war, deshalb hielt sich seine Begeisterung in Grenzen. Das Gespräch hatte Benjamin neue Kraft verliehen, aber Tristan konnte nicht sagen, ob das nun eine körperliche oder emotionale Reaktion gewesen war.
    Seit dem Telefonat hatte Benjamins Kraft jedoch immer weiter abgenommen. Allein sich vom Bett in den Stuhl zu schleppen, hatte ihn heute Morgen unglaubliche Anstrengungen gekostet. Er war schwach wie ein Kätzchen und wurde immer schwächer. Er brauchte seinen Wolf.
    Tristan spürte das furchtbare Loch, das in der Seele seines Gefährten klaffte. Er erinnerte sich an den Abend, als er den Wolf zum allerersten Mal gesehen hatte. Damals hatte Benjamin ihn gegen die Wand gedrückt, um ihn vor den Angreifern zu schützen, die sie bedroht hatten. In jener Nacht war es der Wolf gewesen, der sie gerettet hatte. Der Wolf, der ihn zu seinem Gefährten erkoren, ihn beschützt und geliebt hatte.
    Er erschauerte, als er sich daran erinnerte, wie er den Wolf gerufen hatte, als Benjamin und er sich geliebt hatten. Und an seine Antwort.
    Tristan blieb an dem hohen, schmalen Fenster stehen, das zum Obstgarten hinaus zeigte, und starrte die dunklen Silhouetten der Bäume an. Er fragte sich, ob Benjamins Wolf genauso litt wie Benjamin. Wenn er von derselben Kraftlosigkeit befallen war, konnte er nicht jagen. Er würde leichte Beute für ein stärkeres Tier sein. Vielleicht war er schon nicht mehr am Leben.
    Ein eisiger Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Er schloss die Augen und sandte seinen Geist aus, um nach Benjamins Wolf zu suchen. Seit der Trennung hatte er das schon einige Male erfolglos versucht, aber er war noch nie so verzweifelt gewesen wie jetzt. Starke Emotionen führten auch zu stärkeren Kräften.
    Langsam aber sicher fühlte er eine Präsenz in seinem Geist und erkannte sie deutlich als Benjamins Wolf. Sie entzog sich ihm, als sein Geist den Kontakt suchte, und Tristan verlor die Verbindung. Er hielt sein Bewusstsein noch für ein paar Minuten offen und suchte erneut, aber der Wolf kehrte nicht zurück. Er verbarg sich vor ihm. Tristan wusste zwar nicht, wo er sich befand, aber wenigstens wusste er nun, dass der Wolf lebte. Vielleicht war er hungrig und verängstigt, aber er war am Leben.
    Tristan sandte seine Gedanken noch weiter aus und suchte nach seinem Bruder. Sofort spürte er seine warme Präsenz, die ihn in eine tröstende Umarmung zog.
    »Soll ich zu dir kommen?« Wills beruhigende Stimme erklang in seinem Geist und schien problemlos seine Gedanken zu lesen.
    Bei dem Gedanken, seinen Bruder auch körperlich in seiner Nähe zu haben, schlug Tristans Herz schneller. Endlich würde er sich anlehnen können, endlich würde er nicht mehr der Starke sein müssen. Wenigstens für einen Moment.
    »Nein. Wer kümmert sich dann um den Laden?«
    »Scheiß auf den Laden. Ich hänge ein Schild an die Tür, auf dem steht: Wegen Werwolfjagd geschlossen . Die Kunden werden es lieben.«
    Tristan entspannte sich. Die Arme, die sein Bruder fest um ihn geschlungen hatte, beruhigten ihn. »Ich sollte ablehnen, aber ich hätte dich wirklich gern hier bei mir.«
    »Dann komme ich.«
    »Ich verliere ihn und es gibt nichts, was ich dagegen...«
    »Hör auf damit!«, ordnete Will scharf an. »Heulen und Rumjammern bringt dich nicht weiter. Du weißt doch, was Gram immer gesagt hat: Fang mit dem an, was du weißt. Was du brauchst, wird

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