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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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davon überzeugt. Zwar mußten die Verbände gewechselt und die Wunden mit Wundpuder behandelt werden, aber das hatte Zeit. Wichtig war jetzt allein Luigi, der nach der Cliradon-Injektion dahindämmerte und keine Schmerzen mehr hatte, nur noch einen dumpfen Druck in der rechten Schulter.
    »Was macht Serrat?« fragte Dr. Bender den Vorarbeiter Watteau, während sie auf einem kleinen Tisch, über das ein mit Karbol getränktes Handtuch gebreitet war, das Instrumentarium aufbauten.
    »Er will das Feuer löschen.«
    »Will er hineinspucken?«
    »So ähnlich. Er will den Schacht zusprengen –«
    »Verrückt! Er kommt ja mit der Sprengladung nicht weit genug an das Bohrloch heran. Zehn Meter vorher ist er ein Kohlestück.«
    »Und trotzdem will er es.«
    »Dieser Betonschädel!« Dr. Bender zeigte mit dem Daumen auf den dahindämmernden Luigi. »Waschen Sie ihn und legen Sie ihn dann auf den Tisch, mit dem Gesicht nach unten. Den Kopf übers Tischende hinaus, damit wir an die Zunge können, sonst erstickt er in der Narkose. Ich bin gleich wieder da.«
    Pierre Serrat stand in einem Kreis von diskutierenden Arbeitern und zog sich einen Schutzanzug aus Asbest über. Eine Eisenkiste mit Sprengstoff und eine Rolle Kabel lagen neben ihm im festgestampften Sand. Als er Dr. Bender von der Verwaltungsbaracke kommen sah, hob er die rechte Hand und zeigte auf ihn. Die Köpfe der Männer fuhren herum.
    »Da kommt der Fachmann!« schrie Serrat. »Paßt auf, er wird das Bohrloch gleich verbinden. Aber nehmen Sie Brandbinden, Doktor –«
    Einige Arbeiter lachten, aber die Mehrzahl blickte Dr. Bender betroffen entgegen. »Er ist nicht davon abzubringen, Doktor«, rief jemand aus der Menge. »Er will unbedingt ein Steak werden.«
    »Und ein ungenießbares dazu.« Lachen dröhnte auf. Serrat riß wütend an der Asbestuniform. In jedem Camp lagen solche Spezialanzüge, denn kleinere Brände gab es immer, vor allem, wenn man bei Neubohrungen erst auf das Erdgas traf und dieses wegbrennen mußte. »Sie wollen also an das Feuer heran?« fragte Dr. Bender.
    »Ja. Was dagegen?« Serrat knurrte wie ein hungriger Wolf. Er drückte den Schutzhelm mit der feuerfesten Glasscheibe gegen seine Brust. Der Asbestanzug war zu klein. Beine und Unterarme ragten weit heraus. Maße, wie sie Serrat vorwies, waren nicht mehr normal.
    »Allerdings.« Dr. Bender tippte auf die freien Unterarme. »Und hier?«
    »Umwickle ich mit nassen Tüchern –«
    »Die Nässe wird in Sekundenschnelle verdampft sein.«
    »Das ist mein Problem, nicht Ihres!«
    »Irrtum! Ich muß Sie dann wieder zurechtflicken, wenn Sie überhaupt zurückkommen. Haben Sie denn wirklich nur heiße Luft im Kopf? Wissen Sie, wieviel Hitzegrade dort am Bohrloch herrschen?«
    »Er will mich belehren!« brüllte Serrat außer sich. »Der Kerl kommt in die Wüste wie ein Säugling in die Wiege und will mir sagen, wie heiß ein Ölbrand ist! Kümmern Sie sich um Ihre Patienten mit den verklemmten Fürzen … davon verstehen Sie etwas! Aber lassen Sie endlich Männer ihre Arbeit tun!«
    Serrat stülpte sich den Schutzhelm über den Schädel, und da der Helm weit genug war, paßte wenigstens er. Aber zum Einsatz kam Serrat nicht mehr. Im Camp fuhr mit einem halsbrecherischen Tempo der Lastwagen aus Station XI durch die Barackengasse und bremste kreischend vor der Verwaltung, und am Himmel summte ein großer Hubschrauber über die Sandhügel, schwenkte ein und landete ebenfalls auf dem Platz vor der Verwaltung.
    Aus dem Lastwagen kletterte Schwester Cathérine, allein, in einem alten Overall, den Gürtel mit der Pistole wieder um den Leib geschnallt. Dr. Bender fuhr sich mit beiden Händen durch die schweißigen Haare.
    »Sie sind allein gekommen, Cathérine?« fragte er fassungslos.
    »Warum nicht?« Cathérine betrachtete den vermummten Serrat und tippte sich an die Stirn. »Trauen Sie mir nicht zu, einen Lastwagen zu fahren?«
    »Ich glaube, ich muß Ihnen alles zutrauen, Cathérine.« Dr. Bender schüttelte den Kopf. »Sie haben vor nichts Angst, was?«
    »Ich weiß es nicht.« Die Augen Cathérines wurden plötzlich sanft und merkwürdig verträumt. »Wer kennt sich schon so genau, Doktor?«

Sie drehte sich um, stieß zwei Männer an, was soviel hieß wie: »Mitkommen, ihr Büffel!« und ging zum Wagen zurück. Mit den Fäusten hieb sie die Riegel der Ladeklappe zurück und kletterte in den Aufbau.
    Im gleichen Augenblick landete der Hubschrauber in einer wirbelnden Staubwolke. Als diese sich

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