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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nackt und mit wippenden, spitzen Brüsten auf sein Loch zuging, sich genau davor stellte und an der Wand darüber etwas suchte.
    Er war daraufhin in die Wüste gerannt, hatte sich in den Sand geworfen und sich gewälzt wie ein Irrer. Dann schlich er zurück, verstopfte das Loch mit Werg, denn wenn der Sandsturm gegen die Wand blies, drückte er auch einen Strahl Staub durch das Loch ins Zimmer und alles war verraten. Fuhr er später nach Hassi-Messaoud zum Wochenendurlaub, gebärdete sich Leo Domaschewski wie ein Wilder, fiel über die Ouled Nail-Dirnen her wie ein Lustmörder, tobte auf den niedrigen Diwans und brüllte in höchster Lust nur einen Namen.
    Cathérine … Cathérine …
    In den Hurenhäusern nannte man ihn bald den ›Geisterreiter‹.
    Jetzt kam eine neue Note in seine Leidenschaft: Er betrat nachts ohne anzuklopfen das Zimmer seiner großen Sehnsucht.
    »Und was willst du hier?« fauchte ihn Cathérine wieder an.
    »Ich habe dich am Fenster stehen sehen.« Domaschewski steckte die Hände in die Hosentasche. »Warum stehst du nachts allein am Fenster?«
    »Das geht dich einen Dreck an.« Cathérine hob die Pistole. Leo begann zu schlucken, aber er rührte sich nicht. »Verschwinde in deine Koje, Leo.«
    »Wartest du auf einen? Auf den Doktor? Bist verliebt in ihn, was? Schminkt sich die Lippen, das Schätzchen, und dreht den Hintern, wenn der Doktor kommt, als wenn es eine Stute wäre, die den Hengst wittert. Glaubst du, ich sei blind, he?«
    Cathérine ließ die Pistole sinken. Zum großen Staunen Leos steckte sie die Waffe zurück in den Halfter und drehte sich wieder zum Fenster. Der weiße, verschmelzende Fleck an der schattenschwarzen Materialbaracke schimmerte unverändert. Sie küssen sich, daß ihnen der Atem wegbleiben muß, dachte sie voll Wut. Sie umklammern sich wie Kater und Katze. Hineinschießen sollte man in diesen Fleck. Hineinschießen!
    »Schöne Nacht«, sagte Domaschewski rauh. Die Rückenlinie Cathérines vom Nacken bis zu den Oberschenkeln machte ihn toll. »Nur stinkt's nach Öl. Dieser verfluchte Gestank, er geht nicht aus der Haut.«
    Cathérine nagte an der Unterlippe. In ihr tobten Eifersucht und Haß wie ein sprudelnder Geysir. Wilde Gedanken verdrängten alle Vernunft … es gibt nichts Fürchterlicheres als eine Frau, die haßt.
    »Leo –«, sagte sie gedehnt.
    Domaschewski atmete seufzend. Dieser Klang … diese veränderte Stimme … dieser sanfte Ton, der seinen Namen wegtrug wie einen Hauch.
    »Ja –«, antwortete er heiser.
    »Du bist ein Schwein, darüber sind wir uns im klaren. Du bist eine primitive Kreatur –«
    Beleidige mich nur, dachte Domaschewski. Tritt auf mir herum. Stampf mir ins Gesicht. Ich ertrage es. Ich rolle mich zu deinen Füßen und laß mich mißhandeln. Du kannst alles mit mir tun.
    »Ich brauche deine Hilfe, Leo.«
    Cathérine wandte den Blick nicht vom Schuppen. Der helle Fleck löste sich jetzt auf, zerfloß, wurde aufgesaugt von der Finsternis. Jetzt gehen sie in den Autoschuppen, dachte sie, und ihr Herz verbrannte. Er wird sie auf eine Decke legen, sie ausziehen, mit ihrem braunen Körper spielen, mit seinen Lippen ihre Formen abtasten. Er wird sie …
    Cathérine preßte die Fäuste gegen die Schläfen und stöhnte. Erschrocken machte Leo zwei Schritte ins Zimmer. »Was … was haben Sie, Cathérine?« stotterte er. Plötzlich siezte er sie. Er war so verwirrt, daß er auf der Stelle stampfte wie ein Tanzbär.
    »Dort drüben im Schuppen –«, sagte Cathérine, und jedes Wort war ihr, als sei es in heißem Öl gebacken – »dort drüben liegt Dr. Bender mit einem Weib auf der Erde! Mit einer Berberin.«
    Leo Domaschewski machte einen Sprung und stand am Fenster neben Cathérine. »Wo?« fragte er laut.
    »Im Autoschuppen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe sie beobachtet. Eine Eingeborene, Leo! Eine zierliche braune Katze –«
    »Ein glücklicher Mensch, der Doktor –«
    Es war eine falsche Bemerkung. Leo erkannte das sofort, als ihm Cathérine eine schallende Ohrfeige gab. Er schüttelte den Kopf wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und starrte sie an.
    »Ich schenke dir 1.000 Francs!« schrie ihn Cathérine an. Ihre Augen glitzerten. »1.000 Francs in bar, Leo!«
    »Wofür?«
    »Geh ihr nach, der braunen Katze, und nimm sie dir! Zerstöre sie! Zerbrich sie wie trockenes Holz.«
    Leo Domaschewski zog den Kopf tiefer in die Schultern. »Nur weil der Doktor sie hat –«
    »Ja!«
    »Was soll ich mit 1.000 Francs? Dafür

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