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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Maggie hatte sich bei Rory sehr ins Unrecht gesetzt. Und jetzt reagierte sie auf ihre typisch sture Weise; anstatt sich zu entschuldigen und die Sache damit zu bereinigen, kam sie nun mit diesem Test daher. Zeig mir, dass ich wichtiger bin als dein Job. Zeig mir, dass du mich noch liebst.
    Sie litt auf ihre Weise unter dem, was mit Rory passiert war. Wahrscheinlich fühlte sie sich im Moment nicht gerade als die beste Mutter der Welt. Nash überlegte rasch, wie er die Sache lösen konnte. Er hatte Charlie schon öfter ins Büro mitgenommen; das Problem war, ihn wieder nach Hause zu bringen und rechtzeitig zur Anhörung zu kommen, die für halb zehn angesetzt war. Ihm fiel ein, dass sie dort nie pünktlich anfingen, weil meistens die Hälfte der Senatoren zu spät kam. »Ja«, sagte er schließlich, »ich kann ihn ins Büro mitnehmen und ihn dann heimbringen, bevor ich zu der Anhörung fahre.«
    Maggies angespannter Gesichtsausdruck verschwand, und ein Lächeln, das mehr erleichtert als glücklich wirkte, erschien auf ihren Lippen. »Großartig«, sagte sie. »Ich zieh ihn an.«

55
    ANACOSTIA RIVER, WASHINGTON D. C.
    Das Lagerhaus sah aus wie aus einem osteuropäischen Land vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. An den Dachfenstern fehlte die Hälfte der Glasscheiben, und auch das Dach selbst war löchrig. Die Wellblechwände waren rostig und verbeult. Auf dem öligen Betonboden und den morschen Paletten hatten irgendwelche Tiere ihren Dreck hinterlassen. Zerschnittene Reifen und alle möglichen Abfälle lagen auf einer Fläche, die ungefähr so groß war wie ein halbes Footballfeld. Doch das alles konnte Karims Stimmung in keiner Weise trüben.
    Kurz vor Sonnenaufgang war Aabad mit den drei Männern zurückgekehrt, die ihm geholfen hatten, wie Karim es befohlen hatte. Sie hatten die Leiche des Spions in den Kofferraum eines gestohlenen Autos gesteckt, waren damit auf ein verlassenes Grundstück gefahren und hatten den Wagen dort in Brand gesetzt. Karim dankte ihnen allen für ihre hingebungsvolle Arbeit, und als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die schmutzigen zerbrochenen Fenster blinzelten, sagte er ihnen, dass sie noch zum Gebet bleiben sollten. Alle dreizehn Männer knieten in Richtung Mekka auf dem schmutzigen Boden nieder. Karims Männern machte der Dreck nichts aus. Sie hatten längst gelernt, solche Dinge auszublenden. Aabad und seine Männer fühlten sich jedoch sichtlich unwohl in der Umgebung. Sie beteten volle dreißig Minuten, und als sie fertig waren, umarmte Karim jeden Einzelnen und dankte ihnen für ihr Opfer, auch den drei Männern, die Aabad mitgebracht hatte.
    Dann sagte er zu Aabads Leuten, dass er allein mit ihnen sprechen wolle, und führte sie zu der Tür, durch
die sie gekommen waren. Karim sprach einige Minuten mit ihnen, dann zog er plötzlich seine 9-mm-Glock und schoss jeden der drei Helfer in den Kopf.
    Hakim war schockiert von der Brutalität seines Freundes. Er blickte sich um, um zu sehen, ob die anderen seine Reaktion teilten, doch alles, was er sah, waren sieben Männer, die so taten, als wäre nichts geschehen. Karim hatte sie in gefühllose Roboter verwandelt. Nur Aabad war beunruhigt von dem, was gerade passiert war, doch Hakim wusste, dass er zu schwach war, um zu protestieren.
    Als Karim zu ihm trat, hatte er den Geruch von Schießpulver an sich. Er lächelte und schüttelte ernst den Kopf. »Das war leider notwendig«, meinte er.
    Hakim hatte genug. »Warum?«, platzte es vorwurfsvoll aus ihm heraus.
    Karim sah ihn erstaunt an. »Weil sie unsere Gesichter gesehen haben.«
    »Und was macht das aus?«
    »Die CIA wird ihren Agenten suchen. Wir können es uns nicht leisten, irgendwelche Unsicherheitsfaktoren zurückzulassen.«
    »Unsicherheitsfaktoren«, sagte Hakim ungläubig und zeigte auf die Toten. »Nennen wir gläubige Männer jetzt so?«
    Karim wollte sich seine gehobene Stimmung nicht trüben lassen. »Komm schon, Hakim, wir haben doch oft genug darüber diskutiert. Viele sind schon zu Märtyrern geworden … Millionen unserer Brüder … aber die amerikanischen Muslime haben noch kein Opfer gebracht. Diese drei Männer sind als Märtyrer gestorben und werden dafür von Allah belohnt werden. Sie sind schon auf dem Weg ins Paradies.«

    Sie sind nicht als Märtyrer gestorben, dachte Hakim. Du hast sie dazu gemacht, oder genauer gesagt, du hast sie ermordet. Er sprach es jedoch nicht laut aus, aus Angst um sein eigenes Leben. Er sah in das friedliche, fast euphorische

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