Der Gegenschlag - Extreme Measures
nüchtern und etwas kühl klang. Er nahm sich einen Stuhl, der vor einem Bücherregal stand, und setzte sich neben seine Frau, die keine Anstalten machte, ihn anzusehen. Er blickte zu Todd und Kristy De Graff hinüber, die er kaum kannte, und sah das Taschentuch in Mrs. De Graffs Hand.
Ihre Augen und ihre Nase waren gerötet. »Was habe ich versäumt?«, fragte er.
Studienleiterin Barnum Smith beugte sich vor und faltete die Hände auf ihrer ledernen Schreibunterlage. Sie neigte den Kopf und sagte mit ernster Stimme: »Kristy hat uns gerade Dereks Verletzungen geschildert. Ihre Frau«, fügte sie, auf Maggie zeigend, hinzu, »hofft, dass wir einen Weg finden können, wie sich der Verweis von der Schule vermeiden lässt. Sie hat angeboten, Ihren Sohn aus dem Lacrosse-Team zu nehmen, und meint, dass hundert Stunden Gemeindearbeit angemessen wären - entweder hier in Sidwell oder in einer Organisation, die die De Graffs aussuchen können.«
Nash drängte den Zorn, den er in diesem Augenblick für seine Frau empfand, beiseite. »Das wird nicht passieren«, sagte er zur Studienleiterin.
»Dann ziehen Sie es also vor, dass er verwiesen wird?«, fragte die Frau.
»Nein.«
»Ich will ganz ehrlich sein«, meinte Barnum Smith, »mir sind die Hände gebunden. Prügeleien werden hier in der Schule absolut nicht geduldet.«
»Und wie ist Ihre Haltung zu Schülern, die vulgäre Dinge zu anderen sagen?«
»Wie bitte?«, fragte Barnum Smith verdutzt.
»Hat sich irgendjemand von Ihnen schon einmal gefragt, warum ein Junge wie Rory, der noch nie Ärger hatte, plötzlich auf die Idee kommt, einen Klassenkameraden zu verprügeln?«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Kristy De Graff aufgebracht.
»Jede Geschichte hat zwei Seiten, Kristy. Haben Sie Ihren Sohn gefragt, ob er Rory provoziert hat?«
»Provoziert!«, rief sie empört. »Das Gesicht meines Sohnes sieht aus wie aus einem Horrorfilm. Ich glaube nicht, dass es da noch irgendetwas zu reden gibt.« Sie wandte sich ihrem Mann zu. »Ich hab dir ja gleich gesagt, wir sollten zur Polizei gehen.«
»Ich finde, das ist eine gute Idee«, meinte Nash, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und die Beine übereinanderschlug. »Ich bin sicher, die Administration hier in Sidwell wird die Publicity zu schätzen wissen, die sie bekäme, wenn die Polizei hier auf dem Campus aufkreuzt. Die Polizei kann die Aussagen der Jungen aufnehmen und eventuelle Zeugen befragen, und dann wird sich das alles in Luft auflösen, weil sich die Jugendgerichte um wichtigere Dinge kümmern müssen als um zwei reiche Jungs, die sich prügeln, weil einer der beiden gesagt hat, er möchte die Schwester des anderen ficken.«
Das Wort schlug ein wie eine Granate. Barnum Smith fuhr zurück, als hätte man ihr ins Gesicht geschlagen, und die beiden De Graffs saßen mit offenem Mund da und glaubten, sich verhört zu haben. Maggie vergrub einfach nur das Gesicht in ihren Händen. »Ja«, fuhr Nash fort, »Ihr kleiner Engel hat Rory in allen Einzelheiten erzählt, was er gern mit meiner Tochter Shannon machen würde … die, nebenbei bemerkt, vierzehn ist. Derek hat gemeint, dass sie wirklich geil sei und dass er sie ficken wolle.«
»Mein Sohn würde nie so etwas sagen«, betonte Mrs. De Graff schockiert.
»Oh … er hat es aber gesagt«, erwiderte Nash so unbeschwert, wie er nur konnte. »Ja, er hat es sogar mehrmals gesagt. Rory hat ihm geantwortet, wenn er es noch einmal sagt, dann würde er ihm eine scheuern. Offensichtlich
hat ihn Derek nicht sehr ernst genommen - er fand es nämlich lustig, daraufhin auch noch meine Frau zu beleidigen, indem er zu Rory sagte, Maggie wäre eine MILF. Das heißt so viel wie Mom I’d like to …« Nash wollte es nicht übertreiben, und so formte er das Wort lautlos mit den Lippen.
Die Studienleiterin war sichtlich schockiert. Zu den De Graffs gewandt fragte sie: »Haben Sie mit Derek darüber gesprochen?«
»Ich brauche nicht mit Derek darüber zu sprechen«, betonte Kristy. »So etwas würde er nie sagen.«
Die Studienleiterin sah sie mit einem Blick an, der wohl bedeutete: Seien Sie sich da nicht so sicher. Sie drückte den Knopf der Sprechanlage auf ihrem Schreibtisch. »Bitte, geben Sie weiter, dass ich Derek De Graff und Rory Nash in meinem Büro sprechen möchte.«
Als sie den Finger vom Knopf der Sprechanlage nahm, sagte Kristy De Graff zu ihrem Mann: »Ich hab dir ja gesagt, dass wir unseren Anwalt mitnehmen sollten.«
Nash spürte, wie sein
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