Der Gegenschlag - Extreme Measures
Entscheidung verkaufen?«, fragte sie entgeistert.
»So ungefähr, ja.«
»Kommt nicht infrage. Diese Sache wird sich eines Tages drehen, und dann werde ich diese feigen Mistkerle ansehen … und wir werden alle wissen, wessen Schuld es war.«
»Gut.« Wassen stand auf. »Soll ich ihm sagen, dass die Abstimmung achtzehn zu zwei ausgegangen ist?«
»Glaubst du wirklich, dass ich das im Moment gebrauchen kann?«
»Was du auf keinen Fall gebrauchen kannst, ist noch mehr schlechte Presse, als du sowieso bekommen wirst.«
»Okay … es ist mir egal«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
Wassen sah auf sie hinunter und überlegte, ob er sie daran erinnern sollte, dass er sie gewarnt hatte. Und was ist, wenn Rapp Recht hat?, hätte er sie gern gefragt. Wie wirst du damit fertig werden, wenn deine Kollegen voller Hohn auf dich hinabsehen? Aber er brachte es nicht fertig. Nicht jetzt, wo sie so völlig am Boden war. Das wäre grausam gewesen. Er würde ein paar Tage vergehen lassen und dann noch einmal in Ruhe mit ihr reden; vielleicht würde
sie es ja doch noch einsehen. Fürs Erste würde er Barreiro eine Version der Ereignisse liefern, die seine Chefin ein bisschen moderater erscheinen ließ.
62
Rapp, Kennedy, O’Brien und Ridley setzten sich in einem der abhörsicheren Konferenzzimmer von Hart 216 zusammen, wo sie ungestört waren und in Ruhe telefonieren konnten. Rapps Club-Sandwich mit Pommes frites lag halb aufgegessen in einem Styroporbehälter. Er hatte es nicht mehr auf seinem Platz ausgehalten. Sein Jackett hing über einer Sessellehne, während er mit verschränkten Armen langsam von einem Ende des Zimmers zum anderen ging. O’Brien und Ridley beachteten ihn nicht. Sie waren daran gewöhnt, dass der Mann immer in Bewegung zu sein schien; außerdem interessierten sie sich im Moment vor allem für ihre eigene Mahlzeit. Irene Kennedy hingegen betrachtete ihn mit traurigen, nachdenklichen Augen. Ihren Salat hatte sie bereits zur Seite gestellt.
Die CIA-Direktorin nahm einen Schluck von ihrer Cola light. »Was ist denn los?«, fragte sie schließlich.
Rapp kratzte sich mit der linken Hand am Kopf. »Ich habe ein schlechtes Gefühl.«
»Du hast doch gesagt, es ist gutgegangen«, meinte sie, um ihn aufzumuntern.
»Das ja. Ich meine etwas anderes … ich denke an das, was draußen passiert.« Rapp zeigte zur Wand hinüber.
Kennedy lächelte. In der Rolle des Bürokraten hatte er sich nie wohlgefühlt. Nicht dass er sie nicht gut ausgefüllt
hätte - das tat er sehr wohl. Er war nur unendlich viel besser draußen im Einsatz, wo er seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Sein wahres Talent war in diesen Sitzungsräumen vergeudet, aber sie brauchte ihn, um die Dinge zu klären. Sie hätte alles das, was er hier gesagt hatte, auch selbst vortragen können, aber es hätte die Senatoren nicht sonderlich beeindruckt. Bei Rapp war das etwas anderes. Da kam ein schmutziger, blutverschmierter Soldat von der Front zurück und berichtete den Generälen, dass die Lage ganz anders war, als es aus sicherer Entfernung aussah. Rapp war ein Mann der Tat, der viel für dieses Land geleistet hatte. Nur wenige wussten über seine Verdienste genauer Bescheid, doch die Gerüchte allein reichten aus, um seinen Worten großes Gewicht zu verleihen. Es würde einige wenige geben, die ihn, so wie Lonsdale, dermaßen verachteten, dass sie nie auf ihn hören würden. Doch die Mehrheit würde für seine Argumente empfänglich sein, allein schon deshalb, weil es in ihrem eigenen Interesse war.
»Nur noch ein paar Stunden, dann können wir hoffentlich mit ihrer Unterstützung aktiv werden.«
»Darüber mache ich mir keine Gedanken«, sagte Rapp mit ernster Stimme. »Was mir Sorgen macht, ist diese verdammte dritte Zelle. Laut den Briten sollte der Tag X nächste Woche sein.«
O’Brien und Ridley hörten zu reden auf und sahen Rapp an. Sie wussten, wenn er besorgt war, dann sollten sie es auch sein. »Mitch, wir wissen noch nicht einmal, ob diese dritte Zelle überhaupt existiert, und wenn es sie gibt, dann kann es leicht sein, dass sie ihren Plan aufgegeben hat, nachdem sich die zwei anderen Zellen nicht mehr gemeldet haben.«
Kennedy beobachtete Rapp und sah, dass ihn noch etwas anderes beschäftigte, das er nicht sagte. »Was ist los?«
Rapp sah zuerst die beiden Männer an, dann Irene Kennedy. »Vorhin habe ich mit Nash gesprochen. Er sagt, dass einer seiner Leute sich schon seit gestern nicht mehr meldet.«
»Wer ist
Weitere Kostenlose Bücher