Der Gegenschlag - Extreme Measures
schlimm war. Als er den Parkplatz verließ, stellte
er erleichtert fest, dass die Straße praktisch leer war. Nashs Hoffnungen, es noch rechtzeitig zu dem Treffen zu schaffen, wurden jedoch ein paar Blocks weiter zunichtegemacht, als er zum Columbus Circle kam, wo sich der Verkehr staute. Nachdem seine Möglichkeiten beschränkt waren, bewegte er sich quälend langsam zur Massachusetts Avenue und weiter nach Nordwesten.
Einen Block weiter wurde er von einem Taxi geschnitten, und er hupte, so laut er konnte. Der Taxifahrer zeigte ihm den Stinkefinger. Nash stellte sich einen Moment lang vor, was für eine Genugtuung es wäre, den Kerl von der Straße zu drängen und ihn mit seiner eigenen Autoantenne zu verprügeln. Er schob den Gedanken rasch beiseite und dachte an seinen Sohn. In den nächsten Minuten konnte er seinem Ärger über seine Frau nachgeben und sich ausdenken, was er zu ihr sagen würde, doch am Ende ging es hier nur um Rory. Er und seine Frau mussten ihre Probleme später klären.
Der Verkehr am Thomas Circle war schlimm, und Nash überlegte, ob er nicht auf die Seitenstraßen ausweichen sollte, aber er kannte die Strecke gut genug, um zu wissen, dass das riskant sein konnte. Als er zum Dupont Circle kam, klingelte sein Handy. Das Display verriet ihm, dass es ein privater Anruf war.
»Hallo.«
»Irene hat gesagt, dass du mich sprechen willst.« Es war Rapp.
»Ja«, sagte Nash. »Wie ist die Anhörung gelaufen?«
»Ganz gut. Ich erzähl’s dir später. Was gibt’s?«
»Ich hab ein kleines Problem.« Er hielt inne und überlegte sich gut, wie er es ausdrückte, wohl wissend, dass das Gespräch vielleicht aufgenommen wurde. »Das Essen, das wir geplant hatten … und das wir abgesagt haben.
Ich habe mit allen gesprochen, und es war für alle okay, dass wir’s jetzt nicht machen, außer Chris.«
»Was hat er für ein Problem damit?«
»Er sagt, er kann nicht so einfach umdisponieren, weil er jetzt kurz vor einem Durchbruch steht.«
»Dann ist er also noch mit der Sache beschäftigt?«, fragte Rapp beiläufig.
»Ja, nur gibt es da ein kleines Problem. Wir haben uns gestern im Café getroffen, und er hat gesagt, dass er mich gestern Abend und heute früh anruft.«
»Und?«
»Ich hab nichts mehr von ihm gehört.«
»Das ist nicht gut. Was machst du jetzt?«
»Ich habe Scott angerufen. Er versucht ihn zu finden.«
Rapp antwortete nicht gleich. »Irene hat gesagt, dass du dich um eine Familienangelegenheit kümmern musst.«
»Ja.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Wenn alles gutgeht, bin ich um eins wieder da.«
»Gut. Wenn du etwas hörst, ruf mich an.«
»Mach ich.«
»Und wenn du wieder da bist, müssen wir mal rüberfahren.«
»Rüberfahren?«, fragte Nash besorgt. Er fragte sich, ob Rapp die Moschee meinte.
»Ja, das gefällt mir nämlich gar nicht. Chris ist doch sonst nicht so vergesslich. Wenn er nicht angerufen hat, dann haben wir ein Problem.«
»Das meine ich auch, aber zu wem sollen wir damit gehen?«
»Zu niemandem. Darum fahren wir ja auch selber hin. Komm zurück, so schnell du kannst.«
»Mach ich.« Nash drückte die Ende-Taste und legte das Telefon weg.
Der Verkehr ließ bald nach, als er den Rock Creek überquert hatte. Wenige Minuten später war er auf der Wisconsin Avenue und fuhr an der National Cathedral vorbei. Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett und stieß einen Fluch aus. Es war 11:51 Uhr. In Sidwell ging alles pünktlich über die Bühne, deshalb wagte er sich gar nicht auszumalen, was seine Frau vielleicht schon angerichtet hatte. Nash stellte den Van auf dem kleinen Parkplatz vor der Schule ab und lief ins Gebäude. Er wusste, wo sich die Büros der Administration befanden, aber nicht, wo genau das Büro der Studienleiterin war. Ein Schüler sagte ihm, wo er hinmusste, und wenige Augenblicke später stand Nash vor der Tür des Büros. Drinnen hörte er Leute reden, doch die Stimmen waren nicht deutlich genug, um hören zu können, was sie sagten.
Nash klopfte leicht an und öffnete die Tür. »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte er und trat ein. Nash sah seine Frau mit einem falschen Lächeln an, trat an den wohlgeordneten Schreibtisch der Studienleiterin und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Mike Nash, Rorys Vater.«
Eine ernsthaft wirkende Frau mit kurzem graumeliertem Haar reichte ihm die Hand. »Ich bin Peggy Barnum Smith, Studienleiterin hier in Sidwell. Bitte, nehmen Sie Platz.«
Nash fiel auf, dass ihre Stimme sehr
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