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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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unterbrich uns ruhig, wenn du denkst, dass er lügt.«

8
    WASHINGTON D. C.
    »Wo zum Teufel ist Mitch Rapp?«
    Die Frage wurde herausgeschleudert wie eine Handgranate, die auf eine feindliche Stellung geworfen wurde. Sie rollte über den langen glänzenden Konferenztisch aus Mahagoni und jagte allen Anwesenden Angst ein. Man wandte die Augen ab, einige räusperten sich, und ein Mann war sogar so schlau, aufzustehen und zur Tür zu gehen. Einer nach dem anderen wandten sie sich schließlich der Frau am anderen Ende des Tisches zu. Als Direktorin der CIA war sie für Rapp verantwortlich.
    Irene Kennedy blickte über den lächerlich langen Tisch zu dem Mann hinüber, der die Frage gestellt hatte. Er war natürlich ein Jurist. Sie waren heutzutage alle Juristen; die FBI-Agenten zu ihrer Linken, die Leute vom Justizministerium zu ihrer Rechten - sogar die paar Leute vom Außenministerium hatten wahrscheinlich Jura studiert. Kennedy hatte ihre eigenen Rechtsexperten absichtlich nicht zu dieser vormittäglichen Sitzung mitgenommen. Taktisch gesprochen handelte es sich um eine
Aufklärungsoperation, und dafür hatte sie zwei sehr erfahrene Leute mitgebracht. Sie musterte den Widersacher am anderen Ende des Tisches. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie jede Menge Klagen über den Mann gehört. Als sie ihn jetzt vor sich sah, fragte sie sich unwillkürlich, wie seine Eltern es so völlig verabsäumt haben konnten, ihm auch nur ein paar grundlegende Umgangsformen beizubringen.
    Wade Kline war der neu ernannte Chefbeamte für Freiheits- und Bürgerrechte im Justizministerium. Er war ein recht attraktiver Mann, zumindest bis er den Mund aufmachte. Sein neues Amt im Justizministerium wurde geschaffen, um all jene Kongressabgeordneten zu besänftigen, die so wie die Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union der Ansicht waren, dass sich die USA zu einem Polizeistaat entwickelt hatten. Zuvor hatte Kline ein Jahrzehnt als Staatsanwalt für den Generalstaatsanwalt von New York State gearbeitet.
    »Nun?«, fragte Kline sichtlich ungeduldig.
    Kennedys Gesicht blieb unbeeindruckt. Sie hatte das Spionagehandwerk bei Thomas Stansfield gelernt, einer Legende aus der Ära des Kalten Krieges. Wie ihr Mentor war auch sie für ihre Unerschütterlichkeit bekannt. Die meisten respektierten sie, einige wenige hassten sie, und mehr Leute, als ihr bewusst war, fürchteten sie. Doch das alles brachte natürlich ihr Job mit sich. Sie war die Direktorin der Central Intelligence Agency, und es fiel den Leuten nicht schwer, sich vorzustellen, dass eine so ruhig und sympathisch auftretende Frau auch eine verborgene dunkle Seite hatte.
    Kennedy musterte Kline und zwang sich, ruhig zu bleiben. Mit seinen neununddreißig Jahren war er zu jung, um hier zu versuchen, seinen Einfluss geltend zu
machen, aber andererseits alt genug, um zu wissen, wie er sich zu benehmen hatte. In den vergangenen Jahren hatte Kennedy genug Leute wie ihn kommen und gehen sehen. Noch vor fünf Monaten hätte es der New Yorker sicher nicht geschafft, sie zu ärgern, doch für sie hatte sich einiges verändert. Ihr war klar, dass ihre Gereiztheit eine ganz bestimmte Ursache hatte. Alles ließ sich auf ein einziges traumatisches Ereignis zurückführen, das bleibende Spuren hinterlassen hatte, auch wenn sie noch so sehr versuchte, es zu vergessen.
    »Das ist doch keine so schwierige Frage«, drängte Kline. Er hatte das Jackett ausgezogen, die Krawatte gelockert und die weißen Hemdsärmel aufgekrempelt.
    Kennedy runzelte die Stirn, als würde sie ein merkwürdiges Insekt betrachten. »Mr. Rapp«, sagte sie in ruhigem Ton, »ist nicht erreichbar.«
    »Nicht erreichbar.« Kline schien über das Wort nachzudenken. »Das klingt ziemlich vage.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Verzeihung, aber das sehe ich anders.« Kline machte sich eine kurze Notiz und sah Kennedy in die Augen. »Wo ist er?«, fragte er.
    Es war offensichtlich, dass Kline viel Zeit damit verbracht hatte, vor irgendwelchen Geschworenen hin und her zu stolzieren. Er konnte nicht allen Ernstes annehmen, dass sie dem neu ernannten Wachhund des Justizministeriums den Aufenthaltsort ihres besten Anti-Terror-Spezialisten verraten würde. Sie verspürte einen Anflug von Zorn angesichts der Arroganz dieses Mannes. »Wo Mr. Rapp ist und was er tut, geht Sie nichts an.«
    »Das sehe ich völlig anders, Ms. Kennedy.«
    Obwohl ihr Rechtsberater sie gewarnt hatte, war Kennedy doch schockiert von der Arroganz des Mannes.
Sie

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