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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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nahm ihre Lesebrille ab. »Es heißt Director Kennedy, Mr. Kline, oder Dr. Kennedy, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Ein aufgeblasenes, selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Doctor, Director«, sagte er in etwas konzilianterem Ton, »mir ist beides recht.«
    Kennedy zuckte nicht mit der Wimper. Sie machte sich nicht die Mühe, etwas darauf zu sagen. Ihre Gedanken schweiften in eine unkonventionelle Richtung; sie dachte über die möglichen Schwächen des Mannes nach und fragte sich, wie er auf Schmerz reagieren würde.
    »Aber kommen wir doch auf Rapp zurück, wenn das möglich ist«, sagte Kline und tippte auf seinen gelben Schreibblock. »Ich bemühe mich jetzt schon seit einem Monat darum, den Mann zu sprechen, und ehrlich gesagt verliere ich langsam die Geduld.«
    »Mr. Rapp ist sehr beschäftigt.«
    »Sind wir das nicht alle, Madam Director?«
    »Manche mehr als andere«, erwiderte sie mit einer Spur Ungeduld in der Stimme.
    Kline blieb ihr veränderter Tonfall nicht verborgen. Er nickte Kennedy zu, wie um zu sagen: Jetzt geht’s los. »Wo ist er?«, fragte er erneut.
    »Ich weiß, dass Sie noch ziemlich neu hier in Washington sind, aber Ihnen ist doch sicher auch bekannt, dass meine Agency sehr oft mit Dingen zu tun hat, die streng geheim sind.«
    »Heißt das, Sie wollen mir nicht einmal verraten, ob er im Land ist?«
    »Nur wenn mich der Präsident dazu ermächtigt oder wenn Sie auf wundersame Weise die Freigabe für eine Sicherheitsstufe bekommen, die weit über Ihrer Besoldungsgruppe liegt.« Letzteres war ein unverhohlener Hinweis
darauf, dass er sich im Machtgefüge der Regierungsbehörden einige Stufen unter ihr befand.
    Kline steckte seinen Kugelschreiber in die Hemdtasche und klappte seine lederne Briefingmappe zu. »Also gut, ich kann auch anders, wenn es sein muss, Madam Director«, sagte er, stand auf und schnappte sich sein Jackett vom Stuhlrücken. »Das ist meine letzte Warnung. Wenn Mitch Rapp in einer Woche nicht in meinem Büro auftaucht, dann werde ich Ihnen das Leben richtig schwermachen.«
    Kennedy spürte, wie ihr ganzer Zorn an die Oberfläche kam. Sie hätte ihn gerne herausgelassen, um diesem egozentrischen Mann eine Lektion zu erteilen, doch etwas in ihr zwang sie zur Beherrschung. Ihre Intuition sagte ihr, dass es ein schwerer Fehler wäre, ihrem Zorn Luft zu machen, auch wenn es noch so befreiend gewesen wäre. Sie beobachtete, wie er zur Tür ging und sich dann noch einmal zu ihr umdrehte.
    »Eins noch«, sagte Kline, während er die Mappe aufklappte und seine Notizen überflog. »Sie haben doch einen Mann namens Mike Nash, der für Sie arbeitet.«
    Kennedy erwiderte seinen Blick und fragte sich, ob es bloß eine Feststellung oder eine Frage war.
    »Montag früh will ich ihn in meinem Büro haben. Wenn er nicht da ist, lasse ich ihn vom FBI abholen.« Kline klappte die Mappe zu und ging.
    Einer nach dem anderen wandten sich die Anwesenden Irene Kennedy zu. Sie ignorierte sie und hielt ihren Blick auf die offene Tür gerichtet. Der Mann hatte soeben eine unverhüllte Drohung an die Direktorin der mächtigsten Spionageorganisation der Welt gerichtet, was entweder bedeutete, dass er völlig verrückt war oder dass er tatsächlich etwas gegen sie in der Hand hatte. Dass er
Mitch Rapp erwähnt hatte, war keine große Überraschung. Im Laufe der Jahre hatte es immer wieder Leute gegeben, die sich ihn vorknöpfen wollten, aber Nash war ein ganz anderer Fall. Kennedy hatte sehr darauf geachtet, dass er nicht ins Radar der Politik geriet. Er übernahm immer mehr überaus heikle Operationen der Agency.
    Einer der beiden Männer, die sie begleitet hatten, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich habe gerade eine SMS aus dem Büro bekommen. Sie müssen schnell zurück.«
    Kennedy sah ihn beunruhigt an.
    Rob Ridley, der Leiter des Clandestine Service der CIA, sah die Besorgnis in ihrem Gesicht. »Es ist nicht das«, sagte er. Ridley wusste, dass sie dachte, es gehe um eine Evakuierung. Seit 9/11 war es nichts Ungewöhnliches, dass hochrangige Politiker aus der Stadt gebracht werden mussten, wenn eine Nachricht hereinkam, dass Ärger drohte. In den letzten paar Jahren hatte sich das etwas gelegt, doch zuletzt hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass sich wieder einmal etwas Großes zusammenbraute. »Diese Sache … sie hat jetzt begonnen.«
    »Welche Sache?«
    Ridleys Augen sprangen im Raum hin und her. »Die Sache in Afghanistan.«
    »Oh, diese

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