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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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des Tisches. Drinnen rührte sich etwas. Das Kästchen bewegte sich, und man hörte ein kratzendes Geräusch. »Ich habe das, was in diesem Kästchen ist, erst einmal eingesetzt, und das bei einem Kerl, der um einiges zäher war als du. Er hielt nicht einmal eine halbe Minute durch.« Rapp log. Er hatte diese Methode noch nie eingesetzt, aber das brauchte Haggani ja nicht zu wissen.
    Nervös starrte der Terrorist auf das Kästchen. »Ich habe meine Rechte«, betonte er mit falscher Überzeugung. »Du kannst mich nicht so behandeln.«
    Rapp glaubte einen Schwachpunkt zu erkennen. Vielleicht war Haggani doch kein so zäher Brocken, wie sie
gedacht hatten. Rapp dachte an Nash, an die Art und Weise, wie er Gefangene in eine Debatte verwickeln konnte. Wie er es verstand, mit den Mitteln der Logik Druck auf sie auszuüben und mit den Worten des Koran ihre schwachen Argumente zu entkräften. Nashs Strategie war einfach: Er versuchte sie zum Reden zu bringen. Es spielte keine Rolle, worüber sie redeten, es ging nur darum, dass man Gelegenheit bekam, mehr über den Gefangenen zu erfahren und seine Gewohnheiten zu studieren. Die brisanten Fragen würden später kommen. Rapp verfügte jedoch nicht über Nashs Geduld. Trotzdem war er ein wenig neugierig, was es mit Hagganis Forderung nach anständiger Behandlung auf sich hatte. Er dachte an eine der Lieblingsfragen von Nash und sah den Terroristen an. »Abu«, sagte er, »findest du wirklich, dass ich dir gegenüber Mitgefühl zeigen sollte? Dass ich deine Rechte als Mensch respektieren sollte?«
    »Ja«, antwortete der Mann überzeugt.
    »Und wie würdest du mich behandeln, wenn ihr mich gefasst und in eine deiner Höhlen gebracht hättet?«
    Haggani ging nicht auf die Frage ein. »Eure Senatoren haben mir versprochen, dass ich mit Würde behandelt werde. Sie haben mir ihr Wort gegeben.«
    »Sie sind Politiker. Sie sagen oft Dinge, damit sie sich gut fühlen, aber das vergessen sie selbst schnell wieder.«
    Haggani schüttelte entschieden den Kopf. »Wir haben auch Zugang zum Internet und zu Satelliten. Wir verfolgen die Debatte, die in eurem Land über die Behandlung von Gefangenen geführt wird. Diese Senatoren haben es genau so gemeint, wie sie es gesagt haben.«
    »Dann glaub das ruhig, Abu, aber ich habe nicht vor, dich mit Würde zu behandeln. Du siehst dich selbst
als heiligen Krieger, aber du bist nichts anderes als ein Schlächter. Ein Massenmörder.«
    »Du weißt gar nichts über mich.«
    »Wirklich? Dann reden wir doch über die Schulen.«
    »Welche Schulen?«
    »Die du in die Luft gejagt hast. Die voll waren mit kleinen Kindern.« Rapp rechnete mit manchem, aber nicht mit der Reaktion, die tatsächlich von dem Mann kam.
    Haggani lächelte stolz. »Wir verstehen, was es heißt, ein Opfer zu bringen. Wir haben keine Angst, für Allah zu Märtyrern zu werden.«
    Der Zorn kam rasch. Er stieg in ihm hoch, doch Rapp unterdrückte ihn. »Du hast dich aber nicht selbst geopfert, du Held, und ich glaube nicht, dass du diesen Kindern eine Wahl gelassen hast.«
    Trotzig reckte Haggani das Kinn. »Ich habe keine Angst«, betonte er.
    »Du hast keine Angst davor, kleine Kinder in den Tod zu schicken. Deswegen bist du auch ein Feigling und ein Mörder, und wenn du den Koran gelesen hättest, dann würdest du das auch wissen.«
    »Was weißt du schon über den Koran!«, schleuderte ihm Haggani entgegen.
    Rapp lächelte. »Offensichtlich mehr als du … weil ich ihn wirklich gelesen habe.«
    »Ich kenne ihn auswendig.«
    »Quatsch. Du weißt genauso gut wie ich, dass du nur die Suren kennst, die dir irgendein kranker Geistlicher von der Wahhabi-Sekte beigebracht hat. Ich weiß schon, was diese Leute euch erzählen: Tötet alle Juden. Tötet die Ungläubigen. Verhüllt eure Frauen und Töchter. Schlagt sie, wenn sie euch nicht gehorchen. Der Westen ist böse. Wir sind gut und gerecht, bla bla bla. Ich hab so genug
von dem Hass, den ihr euch gegenseitig und euren Kindern beibringt.«
    »Du weißt gar nichts.«
    »Ich weiß«, schrie Rapp, »dass Allah deinen Arsch zur Hölle schicken wird, weil du seine Kinder ermordet hast!«
    »Ihr habt kein Recht, in meinem Land zu sein. Ihr seid Ungläubige, und Allah wird euch und euer Land für diesen Krieg bestrafen.«
    »Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass es vielleicht umgekehrt sein könnte?« Rapp beugte sich zu ihm hinunter, so dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. »Dass Gott dein Land dafür

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