Der Gegenschlag - Extreme Measures
es?«
»Ich glaube, Chris Johnson.«
»Warum hätte er sich melden sollen? Wir haben die ganze Sache beendet«, meinte O’Brien aufgebracht. »Ich hab ihm gesagt, er soll es sofort stoppen.«
»Komm mir nicht mit diesen Anweisungen aus der Zentrale«, versetzte Rapp genauso zornig. »Wir waren alle schon draußen im Einsatz. Wir wissen, wie es ist, wenn du über Monate an etwas arbeitest, und dann würgen sie dich aus der Zentrale mit irgendeinem idiotischen Befehl ab.«
»Das hier ist etwas anderes, Mitch«, entgegnete O’Brien mit gerötetem Gesicht. »Es ist wirklich brenzlig geworden.«
»Keiner von uns war dabei«, erwiderte Rapp. »Ich weiß nicht, was Johnson ihm gesagt hat, das ihn überzeugt hat, ihn weitermachen zu lassen, aber ich kann nicht sauer sein, wenn einer unserer Jungs seinen Arsch riskiert. Ich habe Nash ausgebildet. Ich hab ihm beigebracht, die Dinge offensiv anzugehen, so wie du es getan hast, Charlie, als du in Europa warst, und du, Rob, als du im Mittleren Osten Wunderdinge zustande gebracht hast. Also, wenn ihr schon sauer sein wollt, dann lasst es bitte an mir aus.«
Ridley hob beschwichtigend die Hände. »Ich denke, man kann davon ausgehen, dass Nash gute Gründe hatte, Johnson dranbleiben zu lassen.«
»Das hat nicht er zu entscheiden«, wandte O’Brien ein. »Wenn er etwas hat, dann soll er damit zu uns kommen, und wir entscheiden dann, was passiert.«
»Bullshit!«, schleuderte ihm Rapp entgegen. »Willst du mir etwa erzählen, du hättest nie irgendwelche spontanen Entscheidungen getroffen, ohne mit deinem Chef zu reden, als du in Ostberlin warst?«
»Gentlemen«, warf Irene Kennedy ein, ohne einen von ihnen anzusehen, »kennt einer von euch Mike Nash als einen leichtsinnigen Menschen?«
Einer nach dem anderen schüttelte den Kopf.
»Gut«, fuhr sie fort, »dann sollten wir uns alle miteinander beruhigen und überlegen, was das bedeuten könnte.«
Das abhörsichere Telefon, das mitten auf dem Tisch stand, klingelte. Ridley streckte die Hand aus und nahm den Hörer ab. »Hallo.« Er hörte eine Sekunde zu, dann gab er den Hörer an Rapp weiter. »Es ist Nash.«
Rapp nahm den Hörer entgegen. »Was gibt’s?«
»Es ist nichts Gutes«, sagte Nash mit schwerer Stimme.
»Ich höre.«
»Ich bin mir fast sicher, dass Johnson im Leichenhaus liegt. Einem Freund habe ich seine Beschreibung gegeben, und er hat mich gerade angerufen, dass eine Leiche, die auf seine Beschreibung passt, um vier Uhr früh gefunden wurde, im Kofferraum eines brennenden Wagens.«
»Scheiße.«
»Und da ist noch etwas, Mitch. Ich glaube, er wurde gefoltert. Am rechten Fuß der Leiche fehlen drei Zehen. Der Coroner sagt, dass das kein Chirurg gemacht hat.«
Rapp spürte, wie die Wut in ihm hochkam. Nicht jetzt, sagte er sich. »Du hast alle seine Berichte, nicht wahr?«
»Ja.«
»Er hatte sechs Verdächtige, nicht?«
»Ja.«
»Fahr gleich raus zum NCTC, und lass die sechs durch das System laufen und ganz oben auf die Watchlist setzen. Wenn irgendwer Probleme macht, sag, die Anweisung kommt direkt von Irene. Wenn sie dann immer noch zögern, sag ihnen, sie sollen sie erst auf die Liste setzen und dann mich anrufen.«
»Was ist mit einer Quelle? Sie werden nach einer Quelle fragen.«
»Sag ihnen, ich hab’s von einem Kollegen beim Mossad, und ruf mich an, sobald du es erledigt hast. Ich muss los.« Rapp legte den Hörer auf und sah Kennedy an. »Johnson ist im Leichenhaus, ihm fehlen drei Zehen. Wir müssen jetzt alles mobilisieren. Du musst es dem Präsidenten sagen und den National Security Council zusammentrommeln.«
»Und was sollen wir ihnen sagen?«, wandte O’Brien ein. »Dass wir entgegen unseren Beteuerungen doch einen Undercover-Agenten in eine Moschee geschickt haben, und dass er jetzt tot ist? Sie werden uns alle miteinander ins Gefängnis werfen.«
Rapp schnappte sich sein Jackett und ging zur Tür. »Es ist mir egal, was ihr ihm sagt. Gebt mir die Schuld, sagt ihm, die Israelis hätten uns einen Wink gegeben. Denkt euch irgendwas aus. Tatsache ist - wenn Johnson im Leichenhaus ist, dann heißt das, dass diese Scheißkerle hier in der Stadt sind.«
Als Rapp bei der Tür war, fragte Kennedy: »Wohin gehst du?«
»Ich bin mir sicher, dass sie längst weg sind, aber ich geh trotzdem in diese Moschee und seh mich dort um.«
»Nicht allein, das tust du nicht.«
»Irene, vertrau mir. Sie haben mehr zu befürchten als ich.«
Kennedy sah ihm nach, als er hinausging, und wandte
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